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Woher kommen die Legionäre der EBEL-Teams?

LAOLA1-Scout Freimüller analysiert die letzten fünf Jahre Transferpolitik.

Woher kommen die Legionäre der EBEL-Teams?

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Noch ein knapper Monat bis zum Start der EBEL-Saison 2018/19!

Fast alle Teams haben ihren Kader zusammen, und so mancher Verein hat wieder kräftig eingekauft.

Die EBEL hat seit jeher den Ruf, eine beliebte Anlaufstelle für Nordamerikaner zu sein - aber stimmt das? Und welche Muster lassen sich in der Einkaufspolitik der Vereine ausmachen, wer bedient sich lieber in Europa und wer bietet so manchem "Ami" seine erste Chance auf dieser Seite des Atlantiks?

LAOLA1-Experte Bernd Freimüller untersucht die Zahlen der letzten fünf Jahre und stellt die Ergebnisse in seiner großen Analyse vor:

Ein Blick auf die Parameter dieser Erhebung

Der Zeitraum

Die fünf Saisonen von 2013/14 bis 2017/18 gingen in die Untersuchung ein. 2013/14 stieg Bozen in die Liga ein, Innsbruck und Dornbirn hatten gerade ihr erstes Schnupperjahr hinter sich. Die Zugänge der heurigen Saisonen gingen noch nicht ein, schließlich kann sich da noch einiges ändern und wo sie eines Tages enden werden, ist natürlich noch offen.

Die Teams

Alle acht österreichischen Teams, dazu noch Bozen, Fehervar und Znojmo unter Berücksichtigung ihrer lokalen Gegebenheiten. Nicht erfasst: Zagreb und Ljubljana, die nicht durchgehend dabei waren. Ihre Abgänge innerhalb der Liga wurden aber schon erfasst.

Welche Spieler wurden untersucht?

Jeweils die Legionärszugänge des Sommers, also solche, die zu Saisonbeginn auf der Platte standen. Nachverpflichtungen – egal ob früh in der Saison oder vor Playoff-Start - blieben unberücksichtigt. Der Grund dafür: Während im Sommer viel Zeit zum Recherchieren ist und die Teams ihre Vorlieben ohne Probleme umsetzen können, wird bei Nachverpflichtungen oft genommen, was am Markt ist, egal von welchem Kontinent. Außerdem konnten Legionäre liga-intern gar nicht oder nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt wechseln.

Ebenfalls außen vor: Spieler mit zwei Pässen, die etwa für Fehervar oder Bozen als Einheimische gelten. Wechseln sie innerhalb der Liga und gelten bei ihren neuen Teams als Imports (z.B. Andrew Sarauer, Sean McMonagle oder Kevin Wehrs), gehen sie in die Statistik ein.

In welche Kategorien wurden die Transfers untergliedert?

Rückkehrer: Liga-Rückkehrer, die nach einer gewissen Zeit im Ausland in die EBEL zurückkehren. Ich habe hier alle Spieler festgehalten, bei denen anzunehmen ist, dass die neuen Teams sich noch an ihre Stärken aus ihrer letzten EBEL-Zeit erinnern.

L: Liga-interner Wechsel – Spieler, die im Sommer innerhalb der EBEL wechseln.

Beide Kategorien sind nicht immer schwarz oder weiß, bei Streitfällen war logisches Denken angesagt. Matt Climie etwa wäre eigentlich ein liga-interner Wechsel, doch ich glaube nicht, dass sein einziges Spiel in Bozen für Innsbruck ausschlaggebend war. Ähnliches gilt für MacGregor Sharp und sein Kurzgastspiel in der Schweiz.

EU: Spieler aus europäischen Ligen – wenn auch geografisch nicht ganz haltbar, habe ich hier alle KHL-Teams sowie die ganz wenigen Zugänge aus der Asien-Liga aufgelistet. Gerade dort spielen ja vor allem Cracks, die zuvor in Europa tätig waren.

NA: Imports, die direkt aus Nordamerika kamen.

 

Die EBEL-Gesamtzahlen

In den Saisonen 2013/14 bis 2017/18 kamen 298 Legionäre neu in die Liga oder wechselten intern. Davon waren:

67 Europäer

231 Nordamerikaner

77,52 Prozent der Spieler kamen also aus Übersee. Wenn man hier Znojmo wegrechnet, das sich vorwiegend am slowakischen Markt bediente und als einziges Team weit weniger Nordamerikaner (4) als Europäer (11) verpflichtet hat, bleiben 284 Imports über. Die Nordamerikaner-Quote überschreitet dann sogar die 80-Prozent-Grenze.

Fazit: Obwohl die EBEL-Teams im Herzen von Europa angesiedelt sind, sind vier von fünf Importspielern Nordamerikaner.

 

Wo kamen die 298 Imports her?

Liga-Rückkehrer: 22 (7,38 Prozent)

Liga-interne Wechsel: 73 (24,50 Prozent)

Aus europäischen Ligen gekommen: 138 (46,31 Prozent)

Aus Übersee gekommen: 65 (21,81 Prozent)

Fazit: Ein Drittel der Legionäre wird direkt oder indirekt recycelt, fast die Hälfte wechselt aus Europa in die EBEL. Nur knapp ein Fünftel kommt direkt aus Übersee, da natürlich vor allem aus der AHL oder ECHL.

Team Gesamt Europa Nordamerika R L EU NA
Graz 41 17 (41,5%) 24 (58,5%) 4 (9,8%) 6 (14,6%) 26 (63,4%) 5 (12,2%)
Bozen 34 5 (14,7%) 29 (85,3%) 0 (0,0%) 3 (8,8%) 11 (32,4%) 20 (58,8%)
Dornbirn 33 5 (15,2%) 28 (84,8%) 3 (9,1%) 8 (24,2%) 12 (36,4%) 10 (30,3%)
Innsbruck 33 9 (27,3%) 24 (72,7%) 5 (15,2%) 13 (39,4%) 15 (45,4%) 0 (0,0%)
Capitals 28 1 (3,6%) 27 (96,4%) 1 (3,6%) 11 (39,3%) 11 (39,3%) 5 (17,8%)
Villach 28 5 (17,8%) 23 (82,2%) 2 (7,2%) 14 (50%) 7 (25%) 5 (17,8%)
Fehervar 27 7 (25,9%) 20 (74,1%) 4 (14,8%) 3 (11,2%) 13 (48,1%) 7 (25,9%)
Salzburg 25 1 (4%) 24 (96%) 1 (4%) 2 (8%) 13 (52%) 9 (36%)
KAC 19 6 (31,6%) 13 (68,4%) 1 (5,3%) 3 (15,8%) 13 (68,4%) 2 (10,5%)
Znojmo 15 11 (73,3%) 4 (26,7%) 1 (6,7%) 2 (13,4%) 12 (80%) 0 (0,0%)
Linz 15 0 (0,0%) 15 (100%) 0 (0,0%) 8 (53,3%) 5 (33,3%) 2 (13,4%)
Gesamt 298 67 (22,5%) 231 (77,5%) 22 (7,4%) 73 (24,5%) 138 (46,3%) 65 (21,8%)

Soweit die Zahlen zur ganzen Liga – sind die auf alle Teams gleich umzulegen oder tun sich große Unterschiede auf?

 

 Fehervar AV19

Die Ungarn nahmen 27 neue Legionäre unter Vertrag, das liegt ungefähr im Mittelfeld. Erst in den letzten Jahren holten sie verstärkt Liga-Rückkehrer oder EBEL-Cracks (insgesamt sieben). Dazu kamen noch sieben Übersee-Cracks und 13 Spieler aus Europa. Insgesamt also keine großen Auffälligkeiten.

Umgekehrt wanderten sechs Fehervar-Cracks innerhalb der Liga ab, Villach (Wehrs, Sarauer) und die Caps (Naglich, Brocklehurst) schlugen zweimal zu.

Transfers 2018/19: Keine großen Auffälligkeiten, mit Glenn, Tikkanen und Koskiranta bediente man sich aber gleich dreimal in der Liga. Dazu kommen mit Sille noch ein Rückkehrer sowie mit Kuralt und Phillips zwei billige Cracks aus Europa.

 

 HC Znojmo

Wie bereits angemerkt – die Tschechen verzerren das Liga-Gesamtbild etwas. Acht ihrer 15 Imports kamen aus der Slowakei – ein Markt, auf dem sich in Europa sonst kaum jemand bedient. Erst in den letzten Jahren wurde die Ausrichtung etwas internationaler.

Thomas, Yellow Horn, McMonagle und Hughesman waren die einzigen Übersee-Legionäre, Experimente mit Polen (Wronka) oder Holland (Bruijsten) brachten keinen Erfolg.

Lange wurden die Znojmo-Cracks von der Konkurrenz gewogen und als zu leicht befunden, lediglich vier Spieler fanden bis zum letzten Sommer neue EBEL-Arbeitgeber. Innsbruck (Stach, Sedivy, Nechvatal) und heuer Dornbirn (Boruta, Cip) griffen aber doch auf Tschechen zurück, Graz mit Yellow Horn heuer auch auf einen Import.

Transfers 2018/19: Coach Miro Frycer war nicht umsonst jahrelang Agent. Nachdem letzten Sommer nur Backup-Goalie Halasz aus der Slowakei geholt wurde, kamen heuer gleich fünf neue Imports. Davon vier Nordamerikaner, gleich viel wie in den letzten fünf Saisonen zusammen!

 

 HC Bozen

34 neue Imports, mehr holte nur Graz. Aber wo sie herkommen, ist unvergleichlich: Lächerliche drei kamen aus der EBEL, elf Spieler wechselten innerhalb von Europa, gleich 20(!) aus Übersee. An diesen Wert von fast 60 Prozent kommt kein anderes Team auch nur annähernd heran, Sportdirektor Dieter Knoll scheut im Gegensatz zu vielen seiner Amtskollegen nicht vor Europa-Novizen zurück.

Wie gewonnen, so zerronnen – zwölf dieser 34 Imports fanden einen neuen EBEL-Arbeitgeber, also mehr als jeder Dritte, sowohl die absolute als auch relative Höchzahl der Liga! Der HCB ist damit das Clearing House der Liga, in dem sich etwa über die Jahre Wien (Pollastrone, Vause und Liga-Rückkehrer Sharp, heuer Clark und DeSousa), Villach (Santorelli, Pance, Glenn, Schofield), Linz (Piche, Broda) und der KAC (Strömberg und heuer Gartner) nur allzu gerne bedienten.

Transfers 18/19: Business as usual für Knoll und seine Helfershelfer: Von den neuen Legionären des heurigen Sommers kamen drei aus Europa und gleich sechs aus Übersee, auf ligabekannte Gesichter verzichtete der EBEL-Hauptimporteur wieder einmal. Anzunehmen, dass einige von ihnen ab nächsten Sommer wieder eine andere EBEL-Uniform überziehen werden.

 

Im zweiten Teil der Analyse nimmt Bernd Freimüller

die österreichischen Teams unter die Lupe - HIER klicken!

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