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Die einheimischen EBEL-Kandidaten

Diese Spieler kämen durch die neue Punkteregelung für die EBEL-Teams in Frage:

Die einheimischen EBEL-Kandidaten

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Dornbirner EC, HC Innsbruck, Graz99ers, Black Wings Linz und Fehervar AV19 lagen letzte Saison über dem nach der Änderung der Punkteregel nun gültigen Legionärs-Kontingent von elf bzw. zwölf Spielern.

Bleiben wir bei den österreichischen Teams – wo sollen sie, aber auch ein Team wie der VSV, der letzte Saison nur einen Mini-Kader zusammenstellen konnte, die nötigen Einheimischen herbekommen? Aus der Alps Hockey League? Gibt der jeweilige Nachwuchs genug her? Welche brauchbaren Cracks spielen im Ausland? Welche Probleme können bei Transfers auftreten?

Eine Marktübersicht von LAOLA1-Scout Bernd Freimüller:

Alps Hockey League

Mitunter wurde schon das Szenario beschrieben, dass die Teams die AlpsHL leerkaufen werden. Nun, die Winzig-Brüder werden nicht um ein EBEL-Comeback bekniet werden, doch diese Liga gestaltet sich halt zweiteilig. Einerseits die Farmteams mit dem KAC, Red Bull Salzburg und Bregenzerwald, andrerseits die eigenständigen Teams wie Lustenau, Feldkirch, Zell am See und Kitzbühel.

Letztere werden auch zum Teil mit Leihgaben aus der EBEL bestückt, Zell (Linz) und Kitzbühel (Innsbruck) mit halb-offiziellen Kooperationen. Unter den Spielern, die heuer keinen EBEL-Bezug mehr hatten, könnte ich mir am ehesten noch ein Comeback von Christian Jennes vorstellen. Der Mangel an Körpergröße wirkte sich in Feldkirch lange nicht so letal aus wie in der EBEL, wo ihn immer wieder Verletzungen flachlegten.

Dornbirn sollte im eigenen Stall fündig werden, Spieler wie Philipp Pöschmann oder Simeon Schwinger sind ohnehin fast überreif. Unterschreiben solche Cracks langfristige Verträge, die eine gewisse Sicherheit bieten, allerdings kaum finanzielle Attraktivität? Auch ein Comeback von Daniel Ban wäre natürlich möglich, der winkte aber schon im letzten Sommer gegenüber dem VSV ab.

Ein Riesenproblem im österreichischen Eishockey: Die wenigen guten Spieler konzentrieren sich oft auf wenige Standplätze, die professionelle Nachwuchsarbeit verrichten. So verfügen etwa RB Salzburg, der KAC und die Vienna Capitals (ihr Farmteam dürfte auch in die AlpsHL übersiedeln) zusammengerechnet über so viele Talente wie der Rest des Landes zusammen.

Ein Blick nach Salzburg: Nicolas Wieser, Lukas Schreier, Samuel Witting, Christof Wappis, Nico Feldner, Julian Klöckl, Marcel Zitz und Yannic Pilloni sind in einem Alter und von einer Güte, wo sie schon vielen EBEL-Teams helfen könnten. Dazu kommen noch die 2000- und 2001er-Jahrgänge Kilian Zündel, Max Rebernig, Paul Huber und Tim Harnisch, die mit etwas mehr Senioren-Erfahrung zu guten bis sehr guten EBEL-Cracks werden könnten.

Auch beim KAC gibt es einen engen Flaschenhals, wenn es um den Übergang vom Farmteam zur Ersten geht. Vor allem in der Defensive bunkerten die Klagenfurter in den letzten Jahren Cracks: Kele Steffler, Niklas Würschl und Michael Kernberger (Jahrgänge 1997-99) stehen in der klub-internen Hierarchie noch hinter Christoph Duller und Ramon Schnetzer, die zwar eigentlich zum EBEL-Kader gehören, denen Coach Petri Matikainen aber sogar Aushilfs-Defender Patrick Harand vorzog. Vor allem Schnetzer muss sich fragen, ob er unter diesen Umständen seinen noch ein Jahr laufenden Vertrag absitzen möchte. Vor einem Jahr noch Stammspieler und Nationalteam-Kandidat, heuer fast steter AlpsHL-Gast – Dornbirn, Innsbruck oder Villach müssten über so einen Spieler froh sein.

Sechs Defender bei der Ersten, die oben angeführten sowie der 2001 geborene Thimo Nickl (schaut aber Richtung Übersee) auf den Plätzen sieben bis zwölf in der KAC-Verteidigung. Dazu kommen noch die Goalies Jakob Holzer und Florian Vorauer, die Stürmer Daniel Obersteiner, Dennis Sticha, Philipp Kreuzer sowie das große 2001er-Talent Fabian Hochegger - das ergibt natürlich sehr gute Tiefe und am Saisonschluss einen KAC II, der endlich nicht mehr nur der Prügelknabe war. Doch wie in Salzburg nimmt ein tief besetztes Farmteam natürlich Spieler vom Markt, die bessere Qualität aufweisen als Nachwuchsspieler, die im Kader von Innsbruck, Graz oder Villach sogar EBEL-Luft schnuppern dürfen.

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Ähnliches gilt in Wien: Patrick Kittinger (1996) sowie die U20-Nationalspieler Alexander Maxa, Fabio Artner und Lukas Piff – gibt es für jemand von ihnen in der nächsten Saison einen höheren Kaderplatz als Defender Nummer 9 oder Stürmer Nummer 15? Selbst der während der Saison aus Salzburg gekommene Lucas Birnbaum war bei Vollbestand der Kräfte nicht einmal am Spielberichtsbogen vorhanden. Die Goalies Sebastian Tschrepitsch (Fix-Abgang) oder Max Zimmermann wurden schon heuer klub-intern zurückgestuft, ihre Plätze werden in Bälde Matthias Lichtenecker (2001) und Sebastian Wraneschitz (2002) einnehmen. 

Salzburg, Klagenfurt und Wien verfügen also über eine Unzahl an Spielern, die, wenn im Gießkannen-Prinzip über die Liga verstreut, einige EBEL- und dann natürlich unweigerlich Nationalteam-Kandidaten hervorbringen würden.

Die Spieler müssen sich im Sommer mit ihrer Situation ebenso kritisch auseinandersetzen wie ihre Stammvereine, dazu kommt aber auch, dass selbst diese Cracks oft unbekannt sind. Wenn ich lese, dass etwa die Salzburg-Farmteamspieler in den Playoffs gescoutet wurden, muss ich schon fragen - wieso nicht früher?

Eine Depth-Chart an Nachwuchsspielern der Jahrgänge 1997-2000 würde also die meisten dieser Farmteam-Cracks ganz oben führen. Doch selbst wenn sie wechselwillig wären, gibt es oft ein Problem:

 

Die Ablöse

Die EBEL hat sich selbst die Regel geschaffen, dass intern ausgebildete Spieler, die mindestens einmal am Spielbericht gestanden sind, eine Ablösesummer von 30.000 Euro kosten. Die fällt erst mit Vollendung des 23. Lebensjahres weg, Graz etwa wartete aus diesem Grunde mit der Verlautbarung des Zugangs von Salzburg-Crack Lukas Kainz den ganzen Sommer lang.

Ob diese Vereinbarung vor einem Gericht halten würde, kann ich nicht beurteilen, sie machte aber über Jahre Transfers von Jugendspielern zu einer Seltenheit. Graz (Erik Kirchschläger) und Villach (Felix Maxa) zahlten zuletzt aber an Linz bzw. Wien diese Ablösen.

30.000 Euro sind für die meisten EBEL-Teams durchaus eine schöne Summe, das Umdenken ist aber leicht erklärt: Diese Summe steht brutto für netto. Wenn der Spieler einen Dreijahres-Vertrag unterschreibt, im Jahr etwa auf 5.000 Euro Nettogehalt verzichtet, sind die 30.000 Euro über die Vertragsdauer leicht amortisiert.

Diese Ablöse, die unabhängig von der durch den ÖEHV für Nachwuchstransfers festgelegten Tabelle existiert, wird weiterhin einige Transfers verhindern, doch Teams ohne brauchbare Jugendcracks wären gut beraten, sich von dieser Summe nicht a priori abschrecken zu lassen.

 

Auslands-Österreicher

In einem Punkt brauchen einander die oft spinnefeind gegenüberstehenden EBEL und ÖEHV keine Vorhaltungen zu machen: Wenn es um rot-weiß-rote Cracks im Ausland geht, gilt für beide "aus den Augen, aus dem Sinn." Mich schaudert es jetzt noch, dass Peter Schneider während seiner ECHL-Jahre nicht einmal auf dem ÖEHV-Radar war.

Schneider und seine Klasse sind sicher Ausnahmen – das Pendel schlug etwa bei Patrick Stückler in die andere Richtung aus. Der VSV holte ihn aus der Schweiz zurück nach Österreich, musste aber feststellen, dass seine Skills doch sehr überschaubar sind. Umgekehrt fand Linz mit dem Wiener Moritz Matzka einen Defender, der trotz unbestrittener körperlicher Defizite sofort zu einem Stammspieler wurde.

Welche Österreicher sind im Ausland und werden über kurz oder lang zu einem Thema in der EBEL werden? Lukas Haudum braucht nicht diskutiert zu werden, er ist der einzige 1997er und unter allen hier angeführten Namen der einzige sofortige Qualitätsgarant. Timo Demuth (aus dem schwachen 1998er-Jahrgang), Max Haselbacher, Jannik Fröwis, Niklas Bretschneider, Rene Tröthan (alle 1999), David Maier, Devin Steffler (beide 2000) – sie alle sehe ich über kurz oder lang wieder in Österreich, würden dem Markt schon jetzt gut tun. Fröwis war bei der U20-WM in Füssen im Einsatz, fällt in der Schweiz aus dem Juniorenbereich und dürfte schon in der nächsten Saison in der EBEL zum Thema werden. Bei seinem U20-Kollegen Julian Pusnik (1999), bislang in Schweden bei Mora tätig, hat sich diese Vermutung bereits bestätigt: Der U20-Captain unterschrieb vor wenigen Tagen bei den Black Wings Linz, damit ist einer der wenigen österreichischen Center mit Größe vom Markt.

Aber auch die Spezies des Eishockey-Österreichers gibt es: Diese erhalten den Status durch Jahre im hiesigen Nachwuchsbereich, sind aber für das Nationalteam nicht spielberechtigt. Dazu gehört etwa der Grazer Dominik Grafenthin, aber auch Sebastian Streu. Der Sohn des ehemaligen Caps-Co-Trainers kann mit diesem Status sowie seinen kanadischen und deutschen Pässen gleich aus drei möglichen Arbeitsmärkten auswählen.

Einbürgerungen aus eishockey-spezifischen Gründen gibt es schon länger nicht mehr, Peter Hochkofler erhielt zwar einen rot-weiß-roten Pass, spielt aber weiter für Italien. Luca Gracnar erhält angeblich ebenfalls die Staatsbürgerschaft aufgrund seines jahrelangen Lebensmittelpunktes, doch bei ihm könnte trotzdem ein Transfer ins Ausland bevorstehen.

Dazu kommen noch die Doppelstaatsbürger, die derzeit noch in Deutschland tätig sind. Der größte Name ist hier natürlich Goalie Mathias Lange, ein etwas kleineres Kaliber ist Defender Sebastian Zauner, Grafenthins ehemaliger Klubkollege in Dresden.

 

Zwischen 300 und 350 Spieler sind pro Jahrgang im österreichischen Nachwuchs-Eishockey gemeldet – eine deprimierend kleine Zahl. Doch die oben angeführten Namen zeigen, dass für die offen gewordenen Plätze doch genügend Kandidaten bereitstehen...

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