news

"Basketball muss schneller werden"

Paul Handler ist 26 Jahre jung und seit Sommer 2022 Geschäftsführer bei den Arkadia Traiskirchen Lions. Mit ihm kam frischer Wind.

Foto: © Pictorial/M.Proell

Seit Sommer 2022 ist Paul Handler von den Arkadia Traiskirchen Lions der jüngste Geschäftsführer eines Teams der win2day Basketball Superliga. Mit nur 26 Jahren leitet er die Geschicke einer der größten Basketball-Organisationen in Österreich und ist damit etwa halb so alt wie der Großteil seiner Kollegen bei den konkurrierenden Klubs. Quasi ein Generationenwechsel – und der hat sich ausgezahlt: Heimspiele der „Löwen“ sind so gut besucht wie schon lange nicht mehr, fast immer voll. Sportlich ist man nach acht Runden voll dabei, hält bei fünf Siegen und mit Aleksej Kostic schnürt eines der wohl größten rot-weiß-roten Talente seine Schuhe für den dreifachen österreichischen Meister.

Am Samstag treffen die Traiskirchen Lions im LAOLA1-Livespiel auf die Kapfenberg Bulls (ab 17:30 Uhr im LIVE-Stream). Noch davor hat LAOLA1 Lions-Geschäftsführer Paul Handler zum ausführlichen Talk getroffen.

LAOLA1: Sie haben mit sechs Jahren in Traiskirchen angefangen Basketball zu spielen. Dann waren sie Trainer, später Nachwuchskoordinator – nun sind sie seit eineinhalb Jahren Geschäftsführer. Wie beschreiben sie ihre Bindung zu diesem Verein?

Paul Handler: Der Verein begleitet mich praktisch mein ganzes Leben. Die Arkadia Traiskirchen Lions besitzen eine unglaublich lange Historie (Gründung 1966; Anm.). Sehr viele Menschen haben eine enge Bindung zu diesem Verein, für viele ist es ein zweites zu Hause – auch für mich. Ich begegne alle meinen Aufgaben mit sehr viel Demut. Man entwickelt ein Verantwortungsgefühl, diese Tradition und die dazugehörigen Werte fortleben zu lassen. Das macht es für mich so besonders.

LAOLA1: Mit der Installierung von ihnen als Geschäftsführer hat man einen Generationenwechsel vollzogen. Wie gut kehren die neuen Besen in Traiskirchen?

Paul Handler: Das müssen andere beurteilen. Ich habe damals mit der Vision übernommen, dass wir ein Verein für alle werden. Das gelingt uns sehr gut. Nach wie vor haben wir ein unglaubliches Wachstum im Nachwuchsbereich, die Mitgliederzahlen werden von Saison zu Saison höher – und daran wächst die gesamte Organisation.

 

"Aber ich sehe mich schon als Beispiel dafür, dass Jugend kein Ausschlusskriterium ist, einen Verein innovativ und erfolgreich zu führen."

Paul Handler

LAOLA1: War der Generationenwechsel notwendig – und brauchen ihn auch mehr Vereine in der win2day Basketball Superliga?

Paul Handler: Ich habe sehr großen Respekt vor allen Personen, die bei den Vereinen in der BSL eine Führungsposition innehaben oder gehabt haben. Einfach nur jung sein und frischen Wind reinbringen reicht nicht aus. Aber ich sehe mich schon als Beispiel dafür, dass Jugend kein Ausschlusskriterium ist, einen Verein innovativ und erfolgreich zu führen.

LAOLA1: Den Switch von alt auf neu merkt man besonders beim Besuch im Lions Dome. Jedes Heimspiel in der win2day Basketball Superliga ist detailliert durchgestylt, ein perfekter Event. Warum hat man gerade in diesen Bereich so viel investiert?

Paul Handler: Als „Verein für alle“ brauchen wir einen regelmäßigen Event, an dem die „Lions-Familie“ und unsere Mitglieder zusammenkommen. Das können nur die Heimspiele der Bundesligamannschaft sein – und die haben wir dann schrittweise attraktiviert. Gleichzeitig hat sich die Mitgliederzahl in den letzten zehn Jahren vervierfacht. Das erleichtert es natürlich, die Halle voll zu bekommen.

Der Lions Dome war heuer in allen vier Heimspielen voll. Im Schnitt schauten 850 Zuschauer*innen den "Löwen" zu.
Foto: © Pictorial/M.Proell

LAOLA1: Wie ist es dem Verein gelungen – zunächst noch mit ihnen als Nachwuchskoordinator – die Mitgliederzahl von 100 auf 400 zu heben?

Paul Handler: Die Initialzündung für den jährlich wachsenden Zulauf war sicherlich die Etablierung der „Basket School“. Hier werden Schulen im Bezirk und darüber hinaus besucht und mit den Kindern regelmäßige Trainings abgehalten – dadurch hat sich unsere Strahlkraft enorm vergrößert. Plötzlich hatten wir nicht nur eine U10-Mannschaft, sondern drei. Mittlerweile sind wir der größte „Miniverein“ in Österreich, weil wir die meisten Kinder in den Klassen U12 und jünger haben. Insgesamt zählen wir mit knapp 400 Mitglieder österreichweit wohl zu den drei größten Organisationen im Basketball.

LAOLA1: Stößt man da auf infrastrukturelle Grenzen?

Paul Handler: Wir haben die infrastrukturelle Grenze bereits erreicht. Trainingszeiten im Lions Dome und den anderen Hallen in Traiskirchen sind – natürlich auch, weil es andere Vereine gibt –ausgebucht. Aktuell trainieren wir zusätzlich in sieben Hallen, auch außerhalb unseres Gemeindegebiets. Das Bundesligateam hat oft ganz späte Trainingszeiten, nicht immer im Lions Dome. Es geht einfach nicht anders. Wir strecken uns da nach der Decke. Die Infrastruktur hindert unser Wachstum am meisten.

LAOLA1: Was braucht es, um diese Herausforderung zu bewältigen?

Paul Handler: Nur eine neue Halle wird nicht ausreichen. Wir haben mittlerweile ein sportliches Level erreicht, das mehr verlangt als einen Trainingscourt. Es braucht eine Halle nach internationalen Standards und parallel eine Art Campus, der Kraftkammer, Regenerationsmöglichkeiten, Wohnungen, Office und etwa ein Cafe beinhaltet. Nur wenn wir die Infrastruktur verbessern, werden auch unsere Spieler*innen besser – und davon profitiert dann der gesamte Basketballsport in Österreich.

LAOLA1: Welche Ziele hat der Verein für die Zukunft?

Paul Handler: Unsere Spieler*innen sollen alle Chancen haben, es einmal in die Bundesliga zu schaffen. Ob sie diese dann auch nutzen, liegt bei ihnen – aber wir wollen es ihnen ermöglichen. Dafür fehlt uns etwa noch ein Zweitliga-Team, das als Farmteam junge Talente an die Bundesliga heranführt und auch die langfristige Etablierung einer Damenbundesligamannschaft. Beide Projekte werde ich weiter vorantreiben. Aber wenn ich dafür in 15 verschiedene Hallen muss, wird es schwierig werden.

LAOLA1: Sportlich läuft es in der win2day Basketball Superliga ausgesprochen gut: Die Bilanz nach acht Runden ist mit fünf Siegen positiv, die Top-6 in absoluter Reichweite. Wie zufrieden sind sie?

Paul Handler: Nach Schulnotensystem würde ich uns einen Zweier geben. Wir haben bislang alle Heimspiele und davon zwei gegen direkte Konkurrenten (Oberwart, Graz; Anm.) gewonnen. Das Ziel ist ganz klar das Erreichen der Top-6. Dafür müssen wir aber auch auswärts siegen und dürfen, wie etwa in der letzten Saison, gegen vermeintlich „schwächere“ Teams nicht umfallen. Wenn uns das gelingt, dann hätten wir ab Mitte Februar Planungssicherheit. Wenn wir es nicht schaffen, dann ist es so. Wir gehen dafür auch kein Risiko ein, die Verantwortung gegenüber dem Verein ist viel zu groß. Wir haben ein Team gebaut, dass das Potential hat und das ruft es bis jetzt auch sehr gut ab.

"Aleksej hat ein besonderes Talent, für uns ist er ein 'high level prospect'.“

Paul Handler

LAOLA1: Mit Aleksej Kostic habt ihr aktuell eine der wohl größten heimischen Nachwuchshoffnungen unter Vertrag. Wie stolz ist man, dass er auch diese Saison hier spielt?

Paul Handler: Aleksej hat ein besonderes Talent, für uns ist er ein „high level prospect“. Wir wollen ihm die Plattform geben, sich zu etablieren und zu beweisen. Letztes Jahr hat er sehr stark gefinisht, heuer ist er unser Starting Shooting Guard mit großer Tendenz zum „Go-2-Guy“. Er wird nicht mehr lange in Österreich spielen. Sein großer Traum ist eine Karriere im Ausland – und das wünscht ihm der gesamte Verein.

LAOLA1: Die Nachwuchsförderung läuft immer besser an – wie viele Kostics wird Traiskirchen in Zukunft herausbringen?

Paul Handler: Natürlich wollen wir jedes Jahr einen „high level prospect“ haben – aber das wird eine große Herausforderung. Aktuell wollen wir Kostic, aber auch Obinna Ndukwe und Nils Kühteubl, eine Rolle in der Bundesliga geben. Aber da drängen auch noch andere junge Spieler nach, das Potential ist groß. Wir werden auch in den nächsten Jahren die Parameter schaffen, dass unsere Talente alle Möglichkeiten bekommen, Bundesliga zu spielen. Ob sie es dann auch schaffen, liegt an ihnen.

LAOLA1: Abschließend: Traiskirchen scheint sportlich für die Zukunft gerüstet, ist das klassische 5-gegen-5 für sie noch zukunftsfit?

Paul Handler: Das klassische Basketball muss schneller werden, da muss man sich am 3x3 orientieren. Offense, Spielunterbrechungen sind deutlich kürzer und machen das Spiel dadurch viel spektakulärer. Wir sind noch immer sehr traditionell: Schiedsrichter tragen lange Hosen, Unterbrechungen dauern bis zu zwei Minuten – alles ist viel langatmiger. Wir müssen unser Spiel an die heutige Zeit anpassen. In anderen Ländern gibt es bereits verschiedene Versuche. Zum Beispiel wird in der G-League in Amerika bei einem Foul im Wurf nur noch ein Freiwurf für zwei Punkte ausgeführt. Oder in Spanien lässt man bei einem Turnover im Rückfeld einfach einwerfen, anstatt den Ball durch den Schiedsrichter freizugeben. Solche Dinge braucht es, dadurch werden wir schneller und attraktiver. Da gibt es viel Potential.

Kommentare