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Lisa Zderadicka: "In Österreich verlieren wir viele Talente"

Lisa Zderadicka ist MVP der win2day BDSL und Topscorerin bei Meister Klosterneuburg. In einer Kampagne kämpft sie jetzt für Gleichberechtigung im Sport.

Lisa Zderadicka:

An dem Namen Lisa Zderdadicka führt im österreichischen Basketball kein Weg vorbei. Nach einer erfolgreichen College-Karriere hat sie ihre BK Raiffeisen Duchess Klosterneuburg in den vergangenen Jahren zu drei Titeln in Folge geführt. Am Samstag trifft sie mit ihrem Team auswärts auf den großen Herausforderer, die SKN St. Pölten Frauen.

Abseits des Courts ist Zderadicka seit Kurzem das Aushängeschild der neuen win2day-Kampagne, in der es unter anderem um mehr Wertschätzung für Frauensport geht.

Vor dem Presstige-Duell am Wochenende erzählt die Aufbauspielerin im Gespräch mit LAOLA1, was sie antreibt und wo es im Frauenbasketball noch Aufholbedarf gibt.

LAOLA1: In der neuen win2day-Kampagne sprichst du davon, dass Frauenbasketball sichtbarer werden muss und dieselbe Wertschätzung wie Männersport braucht. Du bist eine der erfolgreichsten Spielerinnen in Österreichs Basketballgeschichte. Hat sich die Sichtbarkeit und Wertschätzung des Frauenbasketballs im Laufe deiner Karriere positiv verändert?

Lisa Zderadicka: Wenn ich an meine Zeit in Nachwuchsteams oder auch an meine ersten Jahre hier in der österreichischen Bundesliga zurückdenke, hat sich seither zum Glück schon einiges getan. Aber es ist noch viel Luft nach oben! Ich denke, es ist so wichtig, dass Frauensport sichtbarer wird, nicht nur damit junge Mädchen inspiriert werden, Sport zu machen, sondern auch, damit Sponsoren motiviert werden, in Frauensport zu investieren. Nur so kann diesen Mädchen neben den vielen körperlichen, gesundheitlichen und sozialen Vorteilen des Leistungssports auch eine Perspektive auf wirtschaftliche Vorteile geboten werden.

Wo gibt es konkret noch Aufholbedarf?

Auch wenn es ehrenwert ist, dass die meisten Spielerinnen in der österreichischen win2day Basketball Damen Superliga aus der Liebe zum Sport spielen, so ist es doch erschreckend, wie wenige Frauen für ihren Einsatz, auf dem höchsten österreichischen Niveau zu spielen, entschädigt werden. Von Bezahlung ist da noch gar nicht die Rede. Mangelnde Ausrüstung, keine Teambusse oder Verpflegung bei Auswärtsspielen sind bei dem Großteil der Vereine noch immer gang und gäbe. Dadurch verlieren wir natürlich viele Talente, die entweder ihr Glück in anderen Ländern mit mehr Perspektiven versuchen, oder die aufhören zu spielen, damit sie mehr Zeit für ihren Job haben. Das tut natürlich gerade einem kleinen Land wie Österreich mit keiner unendlichen Auswahl an Sportlerinnen weh und schadet dem Niveau unserer Liga sowie dem Frauensport allgemein.

Mit den SKN Frauen gibt es neben euch und UBI Graz einen dritten ernstzunehmenden Titelanwärter. Wie schätzt du die Qualität in diesem Jahr ein, werdet ihr die Saison erneut ungeschlagen beenden können?

Es ist schön zu sehen, dass ein weiterer Verein unsere Liga ernst nimmt und auch die notwendigen Mittel hat, österreichischen Spielerinnen ein gutes Umfeld und Perspektiven zu bieten. Das wertet die Qualität unserer Liga auf und hilft dem Frauensport allgemein. Ich denke, alle Teams, unsere Fans und hoffentlich auch die Medien freuen sich auf weitere spannende Spiele.

Wir als BK Raiffeisen Duchess Klosterneuburg sind als ungeschlagenes Team auf jeden Fall die Gejagten diese Saison und müssen jedes Spiel unsere Leistung bringen, um das auch zu bleiben. Natürlich wollen wir das schaffen, es ist aber ein hartes Stück Arbeit. Was zählt ist aber eigentlich nur, dass wir die wichtigsten Spiele bzw. vor allem das letzte Spiel der Saison gewinnen (lacht, Anm.).

Wenn Lisa Zderadicka und ihre Duchess spielen, ist der Fan-Andrang in Klosterneuburg groß
Foto: © Basketball Austria

Ihr seid seit mittlerweile 49 Liga-Partien ungeschlagen. Du sammelst MVP-Trophäen. Bedeuten dir solche Rekorde etwas oder wird es dadurch manchmal schwierig, sich zu motivieren?

Natürlich geht man immer aufs Feld, um zu gewinnen. Ich würde also lügen, wenn ich sagen würde, die Tatsache, dass wir das schon so oft hintereinander geschafft haben, würde keinen Spaß machen. An Motivation fehlt es uns aber deshalb nicht. Auch wenn der Kern unseres Teams die letzten Jahre bestehen geblieben ist, kommen jedes Jahr neue Spielerinnen dazu und es gibt immer neue Aufgaben und "Challenges" die man als Team aber auch persönlich meistern will.

"Es gibt einem wirklich viel zurück, wenn man sieht, dass es junge Spielerinnen gibt, die für deine Ratschläge dankbar sind und große Ziele haben."

Lisa Zderadicka, Duchess Klosterneuburg

Eine weitere Aussage der win2day-Kampagne ist, dass du früher vor allem männliche Vorbilder im Basketball hattest. Du kommst ja aus einer Basketballfamilie, wer waren deine Vorbilder?

In Hinsicht auf Ehrgeiz und Disziplin habe ich schon sowohl meine Mama als auch meinen Papa als Vorbilder gehabt, da beide auch leistungsmäßig Basketball gespielt haben, auch wenn ich sie leider beide nicht mehr aktiv spielen gesehen habe. Aktive professionelle Basketballerinnen anzusehen, war damals noch extrem schwierig, da konnte man kaum internationale Spiele online schauen und Videos auf Social Media waren auch noch nicht so verbreitet. Die österreichischen Ligaspiele wurden nirgends übertragen und wenn der eigene Verein kein Damen-Bundesligateam hatte, was bei mir der anfangs der Fall war, hatte man wenig Bezug dazu. Ich habe also hauptsächlich auf YouTube Videos von NBA-Spielern geschaut. Derrick Rose und Ricky Rubio zählten da z.B. zu meinen Lieblingsspielern. Als ich dann mit 17 Jahren meine erste große Knieverletzung hatte und sie beide kurz danach dasselbe durchmachten, war das für mich eine riesige Motivation, dass es Spieler nach einer Verletzung wieder auf so hohes Niveau schaffen. Wenn es da für junge Mädchen sogar weibliche, greifbare Vorbilder gibt, die den Weg schon mal durchgemacht und geschafft haben, könnte das gerade in solchen schwierigen Phasen einer Sportlerinnenkarriere eine große Bereicherung sein.

Zderadicka (Nummer 5) gab im Vorjahr ihr Nationalteam-Comeback
Foto: © FIBA

Wie gehst du mit deiner Vorbildfunktion im Sport um?

In meinem Team versuche ich auf jeden Fall den jüngeren Spielerinnen so viel mitzugeben wie möglich und in Trainings sowie in Spielen als Vorbild zu agieren. Ich versuche sie zu "challengen" und sie zu motivieren. Es gibt einem auch wirklich viel zurück, wenn man sieht, dass es junge Spielerinnen gibt, die für deine Ratschläge dankbar sind und große Ziele haben (so wie man selbst damals). Außerhalb, habe ich hie und da bei ein paar Mädchencamps als Trainerin ausgeholfen. Wir sehen bei unseren Spielen auch immer mehr junge Fans. Das ist wirklich erfreulich und motiviert extrem, in jedem Spiel die beste Performance zu liefern, um vielleicht den ein oder anderen Fan zu inspirieren, am Sport dranzubleiben.

Nach einer Nationalteampause hat man dich Ende letzten Jahres im Zuge der EM-Quali 2025 wieder im Nationalteamdress gesehen. Wirst du bei künftigen Windows ebenfalls dabei sein und was war der Grund für dein Comeback?

Auch ich kann Basketball in Österreich leider nicht hauptberuflich ausführen und habe in der Vergangenheit neben 40 Stunden Arbeit (und mehr) und Vereinstrainings versucht, mich mit zusätzlichen Workouts und Reha auf die Nationalteamcamps vorzubereiten. Während den Camps hieß es dann neben Home Office in harten Trainings und intensiven Spielen die beste Leistung abzurufen. Das war auf Dauer einfach eine enorme körperliche und auch psychische Belastung. Diesen Sommer hatte ich die Chance, im Job etwas zurückzustecken und somit mehr Zeit in meine körperliche Fitness zu investieren – somit kam der Zeitpunkt des letzten Nationalteam-Windows gerade recht und ich habe mir die Chance, nochmal auf so hohem Niveau mitzuspielen (u.a. gegen Spanien, Anm.), nicht nehmen lassen. Wenn es Beruf und Körper zulassen, ist es natürlich auch in Zukunft immer eine Ehre, für sein eigenen Land spielen zu dürfen.

Am Mittwoch wurde die Location für das Cup-Finale im März gelost. Ihr müsst auswärts gegen St. Pölten ran. Ein großer Nachteil? Wer holt den Pokal?

Natürlich spielt man am liebsten in seiner eigenen Halle und vor seinen eigenen Zuschauern. St. Pölten ist aber nicht so weit entfernt, also hoffe ich doch, dass viele Fans mit uns mitreisen und uns unterstützen werden. Wer wissen will, wer den Pokal holt, muss also am 9. bzw. 10. März in die Halle in St. Pölten kommen!

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