Fünf Wochen nach dem historischen Endspiel bei den French Open sieht man auch in Wimbledon das Traum-Finale der Männer.
Carlos Alcaraz, der in Paris nach Abwehr von drei Matchbällen und erst 5:29 Stunden gewonnen hat, trifft erneut auf den Weltranglisten-Ersten Jannik Sinner.
Der Spanier geht mit erst 22 Jahren auf den Wimbledon-Hattrick los, der Italiener steht erstmals auf dem "Heiligen Rasen" im Finale. Alcaraz gilt als leichter Favorit, erhofft wird ein Tennis-Klassiker.
Sinner könnte sich am Sonntag (17:00 Uhr/live auf Amazon Prime) für die besonders schmerzliche Niederlage in der Seine-Stadt revanchieren, Alcaraz mit seinem schon sechsten Grand-Slam-Titel und vor allem dem dritten Sieg en suite in neue Sphären vordringen.
Doch ganz abgesehen von allen möglichen Rekorden und Bestmarken zählt etwas anderes noch mehr: Nach der jahrzehntelangen Dominanz von Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic gibt es wieder eine große Rivalität, die es freilich noch abzusichern gilt.
Siebenter Major-Titel für Alcaraz-Sinner en suite
Die "Big Three" hatten von 2003 bis 2023 nicht weniger als 66 Major-Titel geholt und auch wenn Djokovic, der mit Halbfinali in Melbourne, Paris und London gezeigt hat, wozu er noch fähig ist, noch nicht abgedankt hat - etwas annähernd Ähnliches hat längst begonnen. Alcaraz und Sinner haben die vergangenen sechs Majors gewonnen, nun folgt der siebente Triumph.
Sinner steht nun auch an der Church Road erstmals im Finale, womit er dies bei allen vier Slams erreicht hat. Diesbezüglich liegt er vor Alcaraz. Doch die Favoritenrolle schanzt der Südtiroler dem 21 Monate jüngeren Kontrahenten zu.
"Er ist der Favorit. Er hat hier zweimal in Folge gewonnen und steht wieder im Finale. Es ist sehr schwer, ihn auf Rasen zu schlagen, aber ich mag diese Herausforderungen", sagte Sinner nach dem überzeugenden Dreisatz-Sieg über Djokovic.
Steigerung bei Sinner auf Rasen und Sand
Dass es das zweite Finalaufeinandertreffen der beiden en suite ist, gefällt Sinner. "Ich glaube, es ist gut für unseren Sport." Für ihn wäre es nach zwei Melbourne-Titeln und einem in New York der erste Major-Triumph auf anderem Belag als Hartplatz. Alcaraz hat schon auf allen drei Untergründen triumphiert. Wer Sinner unterstellt hatte, dass sein Spielstil nicht komplett genug ist, wurde dieses Jahr schon mehrfach eines Besseren belehrt.
Seine schnellen Grundschläge, sein starker Aufschlag und die Fähigkeit aus der Defensive rasch in den Angriff umzuschalten, prägten seine Wimbledon-Auftritte. Er wird am 16. August 24 und hat definitiv einen großen Schritt auf den anderen Belägen gemacht.
Im Achtelfinale stand er gegen Grigor Dimitrow bei 3:6,5:7,2:2 allerdings vor dem Aus, ehe der Bulgare verletzt aufgeben musste. Zudem hatte er sich zu Beginn eine Ellbogenblessur zugezogen. Doch seither spielt Sinner wie aus einem Guss, trotz Ellbogen-Sleeve. "Ich glaube, wir gehen mit dem kleinen Problem derzeit sehr gut um", sagte er dazu.
Djokovic sieht Alcaraz leicht im Vorteil
Alcaraz, der erst seit 5. Mai 22 Jahre jung ist, brauchte in Runde eins fünf Sätze, ehe er Fabio Fognini bezwungen hatte. Er hält nun schon bei 24 Siegen en suite. "Daran denke ich nicht. Das ist mein Traum - auf den wunderschönen Courts und den schönsten Turnieren der Welt Tennis zu spielen."
Auch die Favoritenrolle schüttelt er ab. "Jannik hat als großer Champion aus den Niederlagen gelernt. Ich bin mir sehr sicher, dass er einiges aus dem French-Open-Finale mitgenommen hat, dass er jetzt physisch und mental besser sein wird", glaubt Alcaraz.
"Ich hoffe nur, dass ich nicht wieder fünfeinhalb Stunden auf dem Platz sein muss." Im Head-to-Head mit Sinner führt er deutlich mit 8:4. Es spricht also einiges dafür, dass er die Trophäe und den mit 3 Mio. Pfund (3,47 Mio. Euro) dotierten Siegerscheck gewinnt.
Gewinnt Alcaraz, dann ist er der fünfte Spieler nach Björn Borg, Pete Sampras, Federer und Djokovic, der in Wimbledon drei Mal in Folge gewinnt und er würde diesbezüglich bereits Nadal (zwei Wimbledontitel) übertrumpfen. Und was sagt der Erfolgreichste aller Zeiten, Novak Djokovic?
Er sieht Alcaraz mit knappem Vorsprung vorne wegen dessen Wimbledon-Historie. "Aber es ist nur ein kleiner Vorteil, weil Jannik den Ball sehr stark schlägt. Ich denke, dass es wieder ein enges Duell wird - so wie in Paris."