Der US-Open-Sieger 2016 heißt Stan Wawrinka!
Der 31-jährige Schweizer besiegt am Sonntag in einem hochklassigen Endspiel den Titelverteidiger und Weltranglisten-Erste Novak Djokovic mit 6:7 (1), 6:4, 7:5, 6:3 und sichert sich damit seinen insgesamt bereits dritten Grand-Slam-Titel.
2014 gewann Wawrinka die Australian Open, 2015 triumphierte er im Endspiel von Roland Garros über Djokovic. Im Head-to-Head liegt der Serbe, der im vierten Satz von Blasen gehandicapt war, aber noch klar mit 19:5 voran.
Für den zweifachen US-Open-Sieger Djokovic (2011, 2015) ist es die bereits fünfte Final-Niederlage in Flushing Meadows. 2007 unterlag der zwölffache Grand-Slam-Gewinner gegen Roger Federer, 2010 und 2013 gegen Rafael Nadal und 2012 gegen Andy Murray.
Final-Spezialist Wawrinka
Als Final-Spezialist hat sich hingegen Wawrinka bewiesen, konnte er doch mittlerweile elf Endspiele in Folge für sich entscheiden. Zudem ist er der älteste US-Open-Sieger seit 46 Jahren.
Während der Eidgenosse ein Preisgeld von 3,5 Millionen Dollar (3,11 Mio. Euro) kassiert, erhält Djokovic die Hälfte dieses Betrags.
Der Weltranglisten-Erste verpasste es durch die Niederlage, wie im Vorjahr drei der vier Grand-Slam-Turniere des Jahres zu gewinnen. Der 29-Jährige hatte heuer die Australian und French Open für sich entschieden. Mit insgesamt zwölf Major-Titeln ist der "Djoker" in dieser Wertung weiter geteilter Vierter.
Djokovic beginnt nach Wunsch
Dabei verlief der Start wunschgemäß für den 29 Jahre alten Serben: Nach einer schnellen 3:0-Führung musste Djokovic zwar noch ins Tiebreak, in diesem überließ er seinem Kontrahenten jedoch nur einen einzigen Punkt.
Mit Fortlauf der Partie kam Wawrinka aber immer besser ins Spiel. Vor allem bei den "Big points" erwies sich der Schweizer meist als der mental stärkere Spieler.
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— US Open Tennis (@usopen) September 12, 2016
Verletzungspause weckt Unmut in Wawrinka
Im vierten Satz hatte Djokovic zudem mit körperlichen Probleme zu kämpfen: Aufgrund starker Blasen auf den Füßen musste sich der Serbe sogar eine Verletzungspause nehmen.
Wawrinka war über dies Auszeit alles andere als erfreut, holte er sich zu diesem Zeitpunkt doch gerade das Break zum 3:1.
Laut ATP-Regelwerk ist eine derartige Unterbrechung nämlich nur dann erlaubt, wenn es sich um eine akute medizinische Behandlung handelt. Ansonsten können sich die Spieler nur während der Wechselpause ein Medical Time out nehmen.
Schiedsrichter lässt Djokovic gewähren
Diese Entscheidung liegt im Ermessens-Spielraum des Schiedsrichters, der Djokovic seinen Wunsch gewähren ließ, als dieser nach seinem Betreuer fragte und sofort beide Schuhe auszog, um sich seine Füße einzubandagieren.
"Tut mir leid, Junge", entschuldigte sich Djokovic daraufhin beim erbosten Wawrinka. ESPN-Experte John McEnroe und viele andere Experten hatten Verständnis für den Zorn des Eidgenossen: "Das ist ein kompletter Missbrauch des Regelwerks".
Trotzdem blieb der Schweizer cool und wehrte nach Wiederbeginn zwei Chancen zum sofortigen Rebreak ab. Mit der Bestätigung des Breaks zum 4:1 war der Widerstand von Djokovic endgültig gebrochen.
"Stan ist ein großartiger Spieler. Er liebt es, auf der großen Bühne gegen die großen Spieler zu spielen. Dann kann er sein Level noch einmal höher schrauben"
Djokovic: "Stan ist ein großartiger Spieler"
Wie gewohnt erwies sich der Serbe aber als großer Sportsmann und guter Verlierer. Mit einer herzlichen Umarmung gratulierte er seinem Gegenüber zum Erfolg und sparte in Folge nicht mit Lob.
"Stan ist ein großartiger Spieler. Er liebt es, auf der großen Bühne gegen die großen Spieler zu spielen. Dann kann er sein Level noch einmal höher schrauben", so Djokovic.
"Er wirkt bei solchen Situationen nicht gestresst. Er mag so große Matches einfach. Er spielt sehr druckvoll, hat ein starkes Service und die wahrscheinlich beste Rückhand der Welt. Er kann jedem gefährlich werden und das hat er heute wieder einmal bewiesen."
Wawrinka: "Will nur mein Potenzial ausschöpfen"
"Stan hat absolut verdient gewonnen. Er war in den entscheidenden Momenten mutiger und mental einfach der Stärkere von uns beiden", analysierte der Serbe weiter.

Wawrinka, der in der dritten Runde gegen Daniel Evans einen Matchball abwehren musste, blieb in der Stunde seines Triumphs bescheiden: "Ich versuche einfach nur, der beste Spieler zu werden, der ich sein kann. Ich will einfach nur mein Potenzial voll ausschöpfen. Dafür trainiere ich seiner Million Jahren."
Außerdem habe Wawrinka, dem nun nur mehr der Wimbledon-Titel zum Karriere-Grand-Slam fehlt, viel von dem in den letzten beiden Jahren überragenden Djokovic lernen können.
"Wegen dir bin ich heute dort wo ich bin", bedankte sich Wawrinka bei seinem Finalgegner bei der Siegerehrung für die in der Vergangenheit dargebotene Inspiration.
Wawrinka fix für World Tour Finale qualifiziert
Beeindruckend war auch, wie Wawrinka die körperlichen Belastungen der vergangenen Tage wegstecken konnte. Im Vergleich zu Djokovic, der im Turnierverlauf gleich von drei Aufgaben profitierte, stand der Schweizer in seinen sechs vorangegangenen Partien mit 17 Stunden und 54 Minuten nämlich doppelt so lange auf dem Platz.
MIt den in New York geholten 2.000 Weltranglisten-Punkten fixierte Wawrinka zudem seine Teilnahme beim ATP World Tour Finale in London. In der Jahreswertung liegt er nun hinter Djokovic und Andy Murray auf Position drei. Dominic Thiem ist im Race auf Rang sieben zu finden, mit fünf Punkten Vorsprung auf Nadal.