Erstes Teenager-Finale seit 1999
Im Duell zweier Teenager, die außerhalb der Tennis-Welt kaum jemand kannte, legte Raducanu die etwas reifere Leistung ab. Sie ist die erste Spielerin, die bei ihrer erst zweiten Teilnahme bei einem Major-Turnier den Titel gewann. In Wimbledon erreichte sie das Achtelfinale, nachdem sie erst im Juni in Nottingham ihr Debüt auf der WTA-Tour gegeben hatte. Die Trophäe auf dem Platz bekam sie von Billie Jean King überreicht.
Zwei Teenagerinnen in einem Grand-Slam-Endspiel hatte es zuletzt 1999 gegeben, als Serena Williams gegen Martina Hingis gewann. 2021 standen sich zwei in Kanada geborene, junge Frauen mit asiatischen Wurzeln gegenüber. Und boten den Zuschauern im Arthur Ashe Stadium eines der besseren Frauen-Endspiele der jüngeren Vergangenheit samt mitunter spektakulären Ballwechseln. Die (noch) Weltranglisten-150. Raducanu holte sich das erste Break zum 2:0, kassierte aber sofort das Rebreak im ersten Satz. Dennoch ging der erste Durchgang nach dem zweiten Break zum 6:4 nach 58 Minuten an die etwas druckvoller spielende Raducanu.
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Raducanu hat "keine Ahnung, was ich morgen tun werde"
Im zweiten Satz gelang Fernandez das erste Break zum 2:1, dieses Mal glich Raducanu postwendend aus und konterte mit einem weiteren Break zum 4:2. Fernandez konnte zwei Matchbälle abwehren und auf 3:5 mitsamt einer eigenen Breakchance verkürzen, ehe Raducanu sich ein blutendes Knie zuzog und nach der Behandlungspause ihre Nerven wieder im Griff hatte. Nach 1:51 Stunde nutzte die Britin den dritten Matchball und machte den Sieg - gleichsam ihr erster großer Turnier-Erfolg auf Profiebene - mit einem Ass perfekt.
"Ich habe keine Ahnung, was ich morgen tun werde", sagte Raducanu. "Ich versuche einfach den Moment zu genießen. Im Moment liebe ich einfach nur das Leben."
Fernandez sorgt für emotionalen Höhepunkt
Für einen emotionalen Höhepunkt sorgte nach dem Match auch noch die ihr unterlegene Fernandez, die damit die Herzen der New Yorker gewonnen hat. Als sie ihre Antworten gegeben hatte, nahm sich die 19-Jährige im vollen Arthur Ashe Stadium und vor Millionen Fernsehzuschauern das Mikrofon nochmals zurück und zollte in Gedenken an die Ereignisse von 9/11 vor 20 Jahren Tribut an die Einwohner der Metropole. "Ich weiß, dass dieser Tag besonders hart für New York und jeden in den USA war. Ich möchte nur sagen, dass ich hoffe, so stark und widerstandsfähig sein zu können, wie es New York in den vergangenen 20 Jahren war."
Fernandez war zum Zeitpunkt der Terror-Attacken noch gar nicht geboren, doch die ehrlichen und emotionalen Worte berührten die Fans, und sie erhielt auch in den sozialen Netzwerken Lobeshymnen wie u.a. auch von Ex-Star Andy Roddick: "Dass Leylah das Mikrofon zurückverlangt, um über 9/11 zu reden war einer der nobelsten, empathischsten und reifsten Momente, die ich je einem Interview direkt nach dem Match gesehen habe - und sie ist erst 19. Es hat mich umgehauen."
Beide Teenager haben jedenfalls bewiesen, dass sie nicht nur auf dem Platz die Reife zum Grand-Slam-Titel haben.