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Schweda: "Wir halten an der Südstadt fest"

Geschäftsführer Schweda sieht Plänen der Thiem-Akademie gelassen entgegen:

Schweda: Foto: © GEPA

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In der vergangenen Woche folgte die Grundsteinlegung der schon im Herbst des vergangenen Jahres angekündigten heimischen Tennis-Revolution.

Unter der Führung von Barbara Muhr wurde der Verein „ATC – Freunde des Österreichischen Tennis“ aus der Taufe gehoben.

Das Ziel des sogenannten „Austrian Tennis Committees“: Unter der sportlichen Verantwortung von Wolfgang Thiem sollen im „Better Tennis Center“ in Traiskirchen zukünftige heimische Spitzenspieler geformt werden.

Pikant: Gerade einmal zehn Kilometer von Traiskirchen befindet sich das Bundesleistungszentrum in der Südstadt, wo der ÖTV seit Jahrzehnten dieselbe Aufgabe verfolgt.

„Ich gehe ganz klar in eine Konkurrenz zur Südstadt!“, stellte Thiem bei der Präsentation der Pläne dementsprechend klar. Kinder und Jugendlichen in den Altersklassen zwischen 12 und 18 Jahren sollen in Traiskirchen auf eine Profi-Karriere vorbereitet werden. 

Doch was sagt eigentlich der heimische Tennis-Verband zu dieser Kampfansage? LAOLA1 fragte bei ÖTV-Geschäftsführer Thomas Schweda nach: „Persönlich freue ich mich sehr, dass Wolfgang nach der Diskussion mit Günter Bresnik wieder eine neue berufliche Aufgabe und Trainingsstätte gefunden hat.“

(Text wird nach dem Video fortgesetzt) 

„Zudem freue ich mich darüber, dass es in unserer Nähe liegt, damit wir Synergien nutzen können. Es ist sicher gut, wenn die Top-Spieler dann immer mal wieder zusammenspielen können“, streicht er die positiven Seiten eines neuen Herausforderers hervor.

„Es ist ja völlig normal, dass sich verschiedene Leistungsgruppen bilden. Man darf das nicht so negativ sehen, so etwas ist durchaus befruchtend. Wir haben eine Bresnik-Akademie, die Akademie von Gerald Mild in Salzburg, wir haben einen Eschauer, einen Schaller - die haben alle ihre eigenen Akademien.“

Zwei Top-Zentren innerhalb von zehn Kilometern

Doch ist es nicht unglücklich, wenn gerade einmal zehn Kilometer vom eigenen Bundesleistungszentrum eine Akademie mit fast identischen Zielen aus dem Boden gestampft wird? „Den Standort habe ja ich nicht ausgesucht. Ich weiß es nicht. Wolfgang wird auch in der Nähe von seinem Wohnort gesucht haben. Anscheinend hat er nun das Passende gefunden. Das ist ja auch okay“, so Schweda, der den Wettbewerb mit dem ATC-Standort nicht fürchtet.

„Der klare Standpunkt des ÖTV ist, dass wir an der Südstadt festhalten. Das ist das österreichische Leistungszentrum und ist auch so von der BSG (Anm.: Bundessportgessellschaft) vorgegeben. Es ist ein Top-Trainingszentrum, wo die besten vom ÖTV geförderten Spieler hinkommen.“

Schweda verweist auf die vielen Vorteile, die der Standort Südstadt zu bieten hätte: „Ich kenne die Preise vom ATC nicht, aber ich glaube, dass wir ein optimales Paket haben. In der Südstadt sind ja auch noch das Internat, der Leistungssport Austria (Anm.: High Performance Center für den heimischen Spitzensport), die Laufbahnen und eben ein super Tennis-Zentrum, in das von der BSG in den letzten Jahren sehr viel investiert wurde. Das ist überhaupt kein Thema, dass wir diese Stellung nicht weiter halten. Es ist in Ordnung, wenn Wolfgang in Konkurrenz zu uns stehen will. Wenn jemand nicht mit dem ÖTV trainieren will, kann er ja auch gerne dort hingehen – das ist ja auch kein Thema.“

Kampf um Fördergelder?

Muhr kündigte in der Vorwoche allerdings auch an, dass der ATC mittel- und langfristig versuchen werde, Zugang zu den heimischen Förderungstöpfen zu bekommen: „Natürlich werden wir dann einmal zur Politik gehen und fragen, warum kriegt der ÖTV so und so viele Fördergelder, wenn wir einmal mehr und bessere Jugendliche haben. Natürlich wird das ein Thema werden. Es wird sich dann auch die Politik die Frage stellen müssen, warum der ÖTV die oder die Summe bekommt, obwohl dort möglicherweise weniger Kinder sind als bei uns", sagte die ehemalige Verbandspräsidentin der Steiermark.

Schweda kann diese Ankündigung nur bedingt nachvollziehen: „Da gibt es eine klare Aussage: Der österreichische Tennisverband ist der Bundesfachverband und Ansprechpartner auf Bundesebene für Fördergelder, die durch die Bundessportgesellschaft ausgegeben werden. Das sind Bundesfördergelder. Wir sind für den Spitzensport in diesem Bereich zuständig. Da gibt es keine Möglichkeit, dass ein Verein diese Bundesfördermittel bekommen kann. Meiner Meinung nach ist das nicht realistisch.“

„Natürlich kann der ATC etwas vom Wiener oder niederösterreichischen Land bekommen. Das ist dann die Doppelgleisigkeit, die wir in Österreich nun mal haben. Das ist aber Landessache. Auf Bundesebene müsste meines Rechtswissenstandes eine Gesetzesänderung passieren, damit der ATC an Bundesförderungen kommen könnte. Die BSG kann diese 80 Millionen nur an die Bundesfachverbände ausschütten“, sieht Schweda keine Gefahr, dass der ÖTV diese Fördergelder in Zukunft verlieren könnte.

Umbau des ÖTV-Präsidiums

Ein kleiner Umbruch steht in den kommenden Monaten übrigens wohl auch beim Tennis-Verband an. Bei der nächsten Generalversammlung im Juli werden voraussichtlich wie angekündigt die neun Landespräsidenten ins Vize-Präsidium aufrücken.

Danach wird es wahrscheinlich auch zu einem Wechsel an der Spitze kommen. Für Interimspräsidentin Christina Toth wird ein Nachfolger gesucht. Zudem will der ÖTV in Zukunft einen sportlichen Leiter engagieren, damit sich Schweda vornehmlich um die wirtschaftlichen Belange kümmern kann. Für den Posten ist ein ehemaliger heimischer Spitzenspieler im Gespräch.

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