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Schildbürgerstreich: Der Davis Cup und die neue Sporthalle

Davis-Cup-Duelle wird es in Wien nicht so bald geben. Die Stadt weist jede Schuld von sich.

Schildbürgerstreich: Der Davis Cup und die neue Sporthalle Foto: © GEPA

Im Sommer 2022 erfolgte der Spatenstich für die neue Sport Arena Wien.

An der Stelle des früheren Ferry-Dusika-Stadions entsteht gleich hinter dem Happel-Stadion eine neue multifunktionale Sporthalle, die insgesamt mehr als 13.000 Quadratmeter Sportfläche bieten soll.

Die Fertigstellung des 80-Millionen-Euro-Projekts ist für Ende 2024 geplant. Der Vollbetrieb ist für 2025 angepeilt.

Kein Davis-Cup-Länderkampf möglich

Was nach einem dringend benötigten Lotto-Sechser für den heimischen Sport klingt, hat in den letzten Monaten allerdings auch einen kleinen Haken offenbart: Da die Halle zwei Meter zu niedrig gebaut wird, können in dieser keine internationalen Tennis-Events sowie auch keine Volleyball-Champions-League-Partien ausgetragen werden. 

Gerade für den Davis Cup wäre eine solche Halle ideal gewesen. Schließlich muss der heimische Tennis-Verband für den traditionsreichen Tennis-Teambewerb immer wieder recht kurzfristig je nach Gegner eine passende Halle finden – und diese sind im mit Sportinfrastruktur nicht gerade gesegneten Österreich schwer zu finden. Auch deshalb, weil im Winter viele Hallen schlichtweg schon viele Monate im voraus gebucht werden.

Stadt Wien verweist auf Anfrage an WTV

Wie es zu diesem durchaus als Schildbürgerstreich zu bezeichnendem Fauxpas kommen konnte? Hat hier die Politik versagt? Wiens Sportstadtrat Peter Hacker weist diesbezüglich im Rahmen einer Pressekonferenz bei den Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle jede Schuld von sich.

"Bevor wir in die technische Planung gegangen sind, haben wir alle Sportvereine Wiens eingeladen – auch den Wiener Tennisverband – und haben sie nach ihren Wünschen befragt", erklärt Hacker das vor einigen Jahren stattgefundene Prozedere, von dem der ÖTV allerdings nicht informiert wurde. Weder von der Stadt noch vom eigenen Landesverband.

"Der WTV hat ganz klar artikuliert, dass er mit dieser Hallenhöhe zufrieden ist. Das haben wir erst vor ein paar Tagen gemeinsam mit dem ÖTV besprochen. Wenn sich der ÖTV und der WTV mit der Zielsetzung nicht einig sind, dann ist das nicht mein Problem. Das muss ich ganz klar sagen", meinte Hacker bezüglich der in dieser Hinsicht geäußerten Wünsche des österreichischen Tennis-Verbands.

3.000 Quadratmeter große Ballsporthalle

"Der WTV setzt offensichtlich mehr auf den Breitenaspekt und die Nachwuchsarbeit und nicht auf internationale Turniere. Das nehme ich ohne Emotionen zur Kenntnis. Alle Verbände konnten sich einbringen – auch die winzig kleinen Verbände wie Taekwondo oder der Turnverband und alle werden da drin einen Teil ihrer Anliegen befriedigt finden", spricht Hacker über das Projekt, dessen Kernstück eine 3.000 Quadratmeter große Ballsporthalle sein wird.

Hinzu kommt im Dachgeschoss eine 6.500 Quadratmeter große Leichtathletik-Halle. Zudem wird es eine 1.500 Quadratmeter große Kunstturnhalle für bis zu 120 Besucher geben.

"Es wird eine ganz sensationelle multifunktionale Halle mit 3.000 Zuschauerplätzen, die man auch wegräumen kann, damit eine größere Trainingsfläche entsteht, aber sie erfüllt eben nicht die Anforderungen von größeren Turnieren. Aber wenn das nicht gewünscht ist, dann ist das nicht gewünscht und das nehme ich zur Kenntnis. Die Möglichkeit hat bestanden, es wäre zwar etwas komplizierter gewesen, die Halle etwas höher zu machen, es wäre aber nicht unlösbar gewesen."

Ähnliches Prozedere beim Umbau des Happel-Stadions

Bittere Worte für den ÖTV, der weder von der Stadt Wien noch vom WTV auf diese Möglichkeit der Teilnahme hingewiesen wurde. Hacker verweist darauf, dass es dasselbe Prozedere auch beim geplanten Umbau des Happel-Stadions geben werde.

"Auch da sind wieder alle eingeladen, ihre Wünsche zu artikulieren. Da ist es noch etwas komplizierter, weil es nicht nur den Sport betrifft. Auch da wird es ein Zeitfenster geben und wer bis dahin seine Wünsche nicht kommuniziert hat, wird sie nachher nicht erfüllt bekommen. Da bitte ich dann Werbung dafür zu machen, damit jeder über seine Wünsche nachdenken kann."

Einige Sportverbände sollten bei diesen Worten also schon die Ohren spitzen und sich Gedanken machen. Für den Davis Cup könnte das Happel-Stadion aufgrund dessen Größe wohl nur in absoluten Ausnahmefällen, wie beim legendären Halbfinal-Kracher gegen die USA im Jahr 1990, ein Thema werden.

Happy-End in der Südstadt?

Ein Happy-End für den heimischen Tennisverband steht aber trotzdem in Aussicht. Schon seit längerem besteht der Wunsch, in der Südstadt eine kleine Halle für etwa 2.000 Besucher zu errichten, indem sowohl Davis-Cup-Länderkämpfe als auch Challenger-Turniere gespielt werden sollen.

Noch befindet man sich bei den Planungen und Förderungs-Ansuchen am Beginn. Innerhalb von drei Jahren soll dieses Projekt aber über die Ziellinie gebracht werden. Das österreichische Tennis hätte sich ein derartiges Stadion verdient.

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