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Die "Men 2 Watch" auf der ATP-Tour 2023

Wird der Umbruch im Jahr 2023 fortgesetzt? Welcher junge Wilde stößt diesmal in die Weltspitze? Das sind unsere "Men 2 Watch":

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Der seit Jahren prophezeite Umbruch auf der ATP-Tour ist im vollen Gange.

Mit Carlos Alcaraz führt bereits ein 19-jähriger Spanier die Herren-Weltrangliste an. Mit Holger Rune steht ein weiterer 19-Jähriger in den Top Ten.

Mit Ausnahme von Rafael Nadal (36 Jahre) auf Platz zwei und Novak Djokovic (35 Jahre) auf Platz fünf ist kein Top-10-Spieler über 30 Jahre alt.

Und auch die beiden Altstars werden es im Jahr 2023 schwer haben, ihrer umfangreichen Trophäensammlung weitere Kleinode hinzuzufügen. Die Konkurrenz wird immer jünger und stärker.

In unserer "Men 2 Watch"-Liste stellen wir euch passend zum Beginn der Australian Open. dem ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres, die spannendsten Spieler für die kommende ATP-Saison vor:

Holger Rune (19 Jahre/ATP 10)

Holger Rune (19 Jahre/ATP 10)
Foto: © getty

Der 1,88 Meter große Teenager legte im vergangenen Jahr einen beeindruckenden Aufstieg in die Weltspitze hin. Zu Jahresbeginn lag Rune noch außerhalb der Top 100, das Jahr 2022 beendete der Däne bereits in den Top 10.

Neben den 250er-Turniersiegen in München und Stockholm sorgte er vor allem mit seinem 1000er-Titel in Paris-Bercy für Furore, wo er im Endspiel Novak Djokovic in die Knie zwang. Der frühere Junioren-Weltranglisten-Erste, der schon im Alter von 13 Jahren in die Mouratouglou-Akademie in Biot in der Nähe von Nizza ging, überzeugt mit seinem kraftvollen Grundlinienspiel und starken Service auf allen Belägen.

Mit skandinavischer Ruhe ist Rune allerdings nicht gesegnet. Während seiner Matches pusht sich der Däne emotional derart auf, dass es schon mal zu einem Konflikt mit Gegner oder Schiedsrichter kommen kann.

Jannik Sinner (21 Jahre/ATP 16)

Jannik Sinner (21 Jahre/ATP 16)
Foto: © getty

So heißblütig der Nordmann Rune sein kann, so ruhig und besonnen agiert in den meisten Fällen der Italiener Jannik Sinner. Der 21-jährige Südtiroler und talentierte Skifahrer ist freilich auch nur wenige Kilometer von der österreichischen Grenze aufgewachsen.

Schon seit einiger Zeit gilt Sinner als kommender Superstar. Der ganz große Durchbruch blieb ihm bislang aber noch verwehrt: Bei den US Open 2022 konnte er im Viertelfinale gegen den späteren Sieger Carlos Alcaraz einen Matchball nicht nützen. Es darf spekuliert werden, wie sich die Karriere des sechsfachen ATP-Titel-Gewinners dadurch verändert hätte.

Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Der erste große Turniersieg im Jahr 2023 für Sinner wäre alles andere als eine Überraschung.

Lorenzo Musetti (20 Jahre/ATP 19)

Lorenzo Musetti (20 Jahre/ATP 19)
Foto: © getty

Mit Lorenzo Musetti haben die Italiener ein zweites ganz heißes Eisen im Feuer um einen künftigen Tennis-Weltstar. Mit seiner einhändigen Rückahnd bringt der erst 20-jährige Toskaner eine gewisse Eleganz ins Spiel, die ihn von den meisten mehr mit Kraft agierenden Alterskollegen abhebt.

Im Finale von Hamburg wies er im Vorjahr damit auch den späteren Weltranglisten-Ersten Carlos Alcaraz in die Schranken. „Ich liebe es, wenn er auf dem Platz seinen Instinkten folgt“, schwärmt sein Coach Simone Tartarini über seinen Schützling. „Wenn ich ihm zuschaue, ist es, wie wenn ich einmal alten Spieler aus einer anderen Ära zu sehe.“

Das große Schlagrepertoire Musettis kann bisweilen schon zum Problem werden. Während es bei den meisten Spielern klar ist, welchen Gameplan sie verfolgen müssen, hat Musetti oft die Qual der Wahl, wie er sein Spiel gestalten soll. „Das ist sicher eine große Herausforderung. Wenn ich einen guten Tage habe, treffe ich immer die richtigen Entscheidungen. Dann kommt alles ganz natürlich“, sagt Musetti selbst über sein variantenreiches Spiel.

Sebastian Korda (22 Jahre/ATP 31)

Sebastian Korda (22 Jahre/ATP 31)
Foto: © getty

Sebastian Korda wurde das Tennis in die Wiege gelegt, Papa Petr gewann 1998 die Australian Open und war kurz danach die Nummer zwei des ATP-Rankings. Mama Regina Rajchrtova schaffte es bei den Damen immerhin auf Position 26. Sebastian Korda erreichte in der Herren-Weltrangliste immerhin schon mal Rang 30 – womit er in der fünfköpfigen Familie allerdings Schlusslicht ist. Seine Schwestern Jessica und Nelly sind erfolgreiche Golfprofis und schafften es dabei in die Top 20 bzw. sogar auf Platz eins.

Dorthin würde es auch Sebastian gerne schaffen. Dass er das Zeug dazu hat, attestiert ihm unter anderem Novak Djokovic: „Er hat eine der saubersten Schlagtechniken auf der ganzen Tour. Er ist extrem talentiert. Es schaut einfach nur perfekt und leicht aus, wenn man ihm zusieht.“

Trotzdem will Korda es weiter Schritt für Schritt angehen. „In diesem Jahr will ich es in die Top 15 schaffen. Darauf konzentriere ich mich jetzt einmal. Ich weiß aber, dass es in erster Linie von meinem Spiel abhängt, ob ich ein Match gewinne oder verliere.“

Jack Draper (21 Jahre/ATP 40)

Jack Draper (21 Jahre/ATP 40)
Foto: © getty

Das Karriereende von Andy Murray rückt immer näher, doch britische Tennis-Fans müssen sich wohl keine Sorgen bezüglich einer längeren Durststrecke machen. Mit Jack Draper hat sich im vergangenen Jahr nach Cameron Norrie ein weiterer aussichtsreicher Kandidat für die Weltspitze im ATP-Ranking nach vorne gearbeitet.

Der 21-jährige Sohn des früheren englischen Verbandsbosses Roger Draper arbeitete sich zu Saisonbeginn von Platz 265 mit einer beeindruckenden 22:2-Siegesserie auf Challenger-Ebene in die Top 100 nach vorne. Danach setzte der Linkshänder seinen steilen Aufstieg ungebremst fort. Wie so viele im Männer-Tennis dominiert auch der 1,93 Meter große Draper seine Partien meist dank seiner starken Vorhand und seines harten Aufschlags.

Beim 1000er-Turnier in Montreal stürmte er aus der Qualifikation heraus bis ins Viertelfinale und zwang dabei unter anderem Stefanos Tsitsipas in die Knie. Auch Diego Schwarztman steht schon auf der Abschussliste des auf dem Platz sehr ruhig und abgeklärt wirkenden Youngsters.

Jiri Lehecka (21 Jahre/ATP 70)

Jiri Lehecka (21 Jahre/ATP 70)
Foto: © getty

In der vergangenen Woche fertigte Jiri Lehecka beim United Cup keinen Geringeren als Alex Zverev glatt in zwei Sätzen ab. Dass der 21-jährige Tscheche ein heißer Kandidat auf die Weltspitze ist, wussten die meisten Experten aber schon im vergangenen Jahr.

Auch in Österreich ist Lehecka schon gut bekannt, stand er doch im Challenger-Finale von Mauthausen, wo er schließlich gegen Jurij Rodionov verlor. Davor erreichte er beim ATP-500-Turnier in Rotterdam nach Siegen über unter anderem Denis Shapovalov und Musetti sein erstes Halbfinale auf Tour-Ebene, wo er erst Tsitsipas in drei Sätzen unterlag.

Vor allem mental wirkt der Tscheche extrem stark. Mit der Coolness eines Pokerspielers lässt sich Lehecka am Platz keinerlei Emotionen anmerken. Spielerisch vertraut er auf seine harte Vorhand und seinen Aufschlag.

Ben Shelton (20 Jahre/ATP 93)

Ben Shelton (20 Jahre/ATP 93)
Foto: © getty

Seit mittlerweile 20 Jahren dürsten die US-Tennis-Männer nach einem Grand-Slam-Titel im Einzel. Andy Roddick holte sich 2003 bei den US Open seinen ersten und am Ende auch einzigen Sieg bei einem Major. Potenzielle Nachfolger wurden schon desöfteren auserkoren. James Blake, Mardy Fish, Donald Young, Frances Tiafoe, Taylor Fritz – die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Mit Ben Shelton kündigte sich im vergangenen Jahr die nächste US-Hoffnung auf bessere Zeiten an.

Der erst 19-Jährige aus Florida holte im vergangenen Jahr drei Challenger-Titel und sorgte beim ATP-1000-Turnier in Cincinnati mit einem Sieg über Casper Ruud für eine Riesenüberraschung. Vor allem der Aufschlag des 1,93 Meter großen Linkshänders sorgt für viel Respekt bei den Gegnern. Der Youngster gilt als Verehrer des Serve-and-Volley-Spiels und träumt von einer Renaissance dieser selten gewordenen Spielphilosophie, die er gerne selbst einleiten würde.

Shelton hat das Tennis quasi mit der Muttermilch in sich aufgesogen. Vater Bryan war selbst die Nummer 55 der Welt und arbeitet seit dem Ende seiner Spieler-Karriere in Florida als College-Tennis-Coach. Obwohl Shelton schon mit vier Jahren mit dem Tennis begann, entschied er sich erst im Alter von zwölf Jahren nach anfänglichen Football-Ambitionen doch noch für den weißen Sport. Bislang sieht es nach einer klugen Entscheidung aus.

Luca Van Assche (18 Jahre/ATP 142)

Luca Van Assche (18 Jahre/ATP 142)
Foto: © Instagram

Erst 18 Jahre jung ist Luca Van Assche. Dank eines beeindruckenden Saison-Finales (ein Challenger-Titel, zwei Challenger-Endspiele) gelang dem Youngster im vergangenen Jahr der erstmalige Sprung in die Top 150.

Der Junioren-French-Open-Sieger von 2021 ist nur 1,78 Meter groß und wirkt mit seinen 70 Kilogramm recht schmächtig, überzeugt aber vor allem mit seinem intelligenten Spiel. "Luca ist kleiner und weniger kräftig als der durchschnittliche Tennis-Spieler der heutigen Zeit, deshalb muss er seinen Fokus auf andere Dinge wie zum Beispiel die Taktik legen“, erklärt Coach Maxime Teixeira.

Der Sohn eines Belgiers und einer Italienerin ist in Paris aufgewachsen und ein Kind des vielgelobten Nachwuchs-Systems des französischen Verbands. Wohl auch seinem jungen Alter geschuldet sind leichte mentale Probleme. Es kommt immer wieder vor, dass der Youngster seine Emotionen nicht in den Griff bekommt. "Er muss noch ruhiger werden. Wenn der Druck zu hoch wird, lässt er sich davon aus der Konzentration bringen und darunter leidet dann sein Spiel“, so Teixeira.


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