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Jahres-Zeugnis für Österreichs Tennis-Asse

So gut oder schlecht haben Österreichs Tennis-Asse das Jahr 2021 abgeschlossen.

Jahres-Zeugnis für Österreichs Tennis-Asse Foto: © GEPA

Das Tennis-Jahr 2021 ist zu Ende.

Für Österreichs Asse lief die leider immer noch stark von der Coronavirus-Pandemie beeinflusste Saison freilich wenig nach Wunsch. Verletzungen, Krankheiten, Formtiefs, Motivationsprobleme - wie auch in vielen anderen Bereichen des Lebens gestaltete sich das Jahr 2021 etwas mühsam.

LAOLA1 hat sich die Ergebnisse der besten neun Österreicher im ATP-Ranking genau angesehen und den ÖTV-Athleten ein Jahres-Zeugnis ausgestellt. Einen "Fetz'n" mussten wir zwar nicht verteilen, dafür gab es aber auch nur zwei Sehr Gut.

Doch lest und votet selbst:

Dominic Thiem – Genügend

Dominic Thiem – Genügend
Foto: © GEPA

ATP-Ranking 2021: 15 

ATP-Ranking 2020: 4

Für Österreichs Vorzeige-Schüler geht die bislang schlimmste Saison seiner Karriere zu Ende. Schon der Start verlief durchwachsen. Im Achtelfinale der Australian Open war gegen Grigor Dimitrov Endstation. Danach plagten den US-Open-Gewinner von 2020 Knieschmerzen und Motivationsprobleme, die in der bitteren Erstrunden-Niederlage bei den French Open gegen Pablo Andujar nach 2:0-Satz-Führung gipfelten. Ausgerechnet als er zu Beginn der Rasen-Saison wieder voll durchstarten wollte, warf ihn eine Handgelenksverletzung vollends aus der Bahn. Eine monatelange Pause war die Folge. Das Comeback musste Thiem mehrmals verschieben, zuletzt sagte er auch für die Australian Open ab. Für seine tatsächliche Weltranglisten-Position hat die Absage des Australien-Trips gehörige Auswirkungen: Er verliert die 1.200 Punkte vom Australian-Open-Finale 2020 sowie weiter 65 Zähler vom ATP Cup. Zieht man diese 1.265 Zähler jetzt ab, ist er nur noch auf Platz 50 zu finden. 

Dennis Novak – Genügend+

Dennis Novak – Genügend+
Foto: © GEPA

ATP-Ranking 2021: 119

ATP-Ranking 2020: 109

Im Vergleich zum Vorjahr büßte Dennis Novak zwar nur neun Positionen im ATP-Ranking ein, der Saisonverlauf zeigt aber auf, dass der Niederösterreicher nicht wirklich zufrieden mit seinem Tennis-Jahr sein kann. So kehrte er zwar Ende Februar nach einem Viertelfinal-Einzug in Montpellier wieder in die Top 100 zurück, danach lief es aber gar nicht mehr nach Wunsch. Erst nach der Rückkehr zu Coach Günter Bresnik ging es langsam wieder bergauf. Vor allem im Herbst trumpfte der Jung-Papa mit dem Challenger-Finale in Orleans sowie dem Achtelfinal-Einzug bei den Erste Bank Open auf. Wenn Novak den Trend fortsetzen kann, sollte er 2022 bald wieder in den Top 100 zu finden sein.

Jurij Rodionov – Genügend

Jurij Rodionov – Genügend
Foto: © GEPA

ATP-Ranking 2021: 136

ATP-Ranking 2020: 144

Auch Jurij Rodionov kam in diesem Jahr im ATP-Ranking nicht so wirklich weg vom Fleck. Bei einzelnen Turnieren ließ der 22-jährige Niederösterreicher immer wieder sein Potenzial aufblitzen. Wie zum Beispiel beim Challenger-Turnier in Nur-Sultan, wo er das Endspiel erreichte oder vor allem dem sensationellen Halbfinal-Einzug beim ATP-250-Turnier in Stuttgart, wo er unter anderem Alex de Minaur und Dominik Koepfer bezwang. Dort zog sich der Youngster allerdings auch eine Hüftverletzung zu, die ihn wieder aus der Bahn warf. Danach setzte es bei zwölf Turnieren satte neun Auftaktniederlagen. Wie Novak wechselte auch Rodionov von Wolfgang Thiems Akademie in Traiskirchen in die Südstadt zu Bresnik. Hauptsächlich trainiert er dort allerdings mit Gary Muller, auf der Tour begleitet ihn Richard Waite. Beim Davis Cup in Innsbruck zeigte er mit seinem neuerlichen Sieg über Koepfer aber, dass man 2022 wieder mit ihm rechnen kann. Kurz danach überzeugte Rodionov auch noch mit einem Halbfinal-Einzug beim Challenger-Turnier in Forli.

Sebastian Ofner - Genügend

Sebastian Ofner - Genügend
Foto: © GEPA

ATP-Ranking 2021: 193

ATP-Ranking 2020: 158

Ebenfalls außer Gefecht ist derzeit Sebastian Ofner: Der Steirer unterzog sich Anfang Oktober einer Operation, da ein Fersenkeil auf die Achillessehne drückte und immer Schmerzen verursachte. Der 25-Jährige hofft, im Februar 2022 wieder sein Comeback auf der Tour geben zu können. Dort läuft es hoffentlich besser als 2021. Mit dem Achtelfinal-Einzug beim ATP-250-Turnier in Newport und dem Final-Einzug beim Challenger in Nur-Sultan gab es eigentlich nur zwei Highlights für Ofner, der vor zwei Jahren die Diagnose, „Pfeiffersches Drüsenfieber“ bekam und immer wieder von Müdigkeitsanfällen heimgesucht wird. Mit „genügend Regenerationszeiten“ will Ofner diese Krankheit in den Griff bekommen und 2022 „den nächsten Angriff auf die Top 100 starten“.

Lucas Miedler - Befriedigend

Lucas Miedler - Befriedigend
Foto: © GEPA

ATP-Ranking 2021: 291

ATP-Ranking 2020:  306

Während Lucas Miedler im Einzel in diesem Jahr keine großen Fortschritte erzielen konnte, lief es dafür im Doppel überraschend gut. Der ehemalige Junioren-Sieger der Australian Open im Doppelbewerb fand mit dem Tiroler Alexander Erler den perfekten Partner. In Kitzbühel sicherte sich das Duo sensationell den ersten ATP-Titel ihrer Karriere. Danach überzeugten die beiden vor allem auf Challenger-Ebene, in Sibiu, Helsinki und Forli feierten sie auch dort Turniersiege. Mittlerweile kratzt der 25-jährige Niederösterreicher im Doppel-Ranking als Nummer 121 der Welt schon an den Top 100.

Gerald Melzer – Sehr Gut

Gerald Melzer – Sehr Gut
Foto: © GEPA

ATP-Ranking 2021: 292

ATP-Ranking 2020: kein Ranking

Wer sich Tipps für sein Comeback nach einer Verletzungspause holen will, sollte dies am besten bei Gerald Melzer tun. Satte zwei Jahre musste der mittlerweile 31-jährige Niederösterreicher wegen einer hartnäckigen Sprunggelenksverletzung pausieren. Im Mai 2021 gab er sein Comeback und schon nach wenigen Wochen startete die ehemalige Nummer 68 der Welt so richtig durch. Bei seiner Südamerika-Tour gewann Melzer ein Challenger-Turnier (Bogota) und erreichte zudem ein Halb- bzw. zwei Viertelfinali. Erfolge, die ihn im Ranking wieder in die Top 300 nach vorne spülten. Auch im Davis Cup wusste Melzer zu überzeugen - beinahe hätte es gegen Dusan Lajovic zu einer ordentlichen Überraschung gereicht.

Alexander Erler - Gut

Alexander Erler - Gut
Foto: © GEPA

ATP-Ranking 2021: 351

ATP-Ranking 2020:  496

Für Miedlers Doppel-Partner Alexander Erler lief es 2021 richtig gut. Im ersten Halbjahr kletterte der 23-jährige Tiroler dank einiger Erfolge auf Future-Ebene im Ranking nach oben, wodurch er im Sommer auf die Challenger-Tour umsteigen konnte, was erst die Paar-Bildung mit Miedler ermöglichte. Im Einzel überraschte Erler zudem mit seinem Erstrunden-Sieg über Shooting-Star Carlos Alcaraz in Kitzbühel. Wenige Wochen später stand der 18 Jahre junge Spanier im Viertelfinale der US Open und wird seitdem als heißestes Eisen auf die Rafael-Nadal-Nachfolge gehandelt. Sowohl Erler als auch Miedler trainieren übrigens bei Wolfgang Thiem in Traiskirchen.

Filip Misolic – Sehr Gut

Filip Misolic – Sehr Gut

ATP-Ranking 2021: 354

ATP-Ranking 2020: 984

Den größten Sprung nach oben machte im ATP-Ranking in diesem Jahr Filip Misolic. Der 20-jährige konnte im Jahr 2020 wegen der Coronavirus-Pandemie kaum Turniere bestreiten, um sich in der Weltrangliste nach oben zu arbeiten. Dies holte er 2021 in eindrucksvoller Manier nach. Bis Anfang August gewann Misolic gleich vier Future-Turniere – unter anderem das Heim-Event in Telfs mit Siegen über unter anderem Gerald Melzer und Lenny Hampel. Beim Challenger-Turnier in Tulln überraschte der Sohn kroatischer Eltern mit seinem Erstrunden-Sieg über den ehemaligen Novak-Djokovic-Bezwinger und Top-100-Mann Marco Cecchinato. Im Herbst ließ er in Tschechien Future-Titel Nummer fünf folgen. Misolic trainiert seit zweieinhalb Jahren in Zagreb bei Ante Andric, weilt er in Österreich, ist er meist in der Südstadt bei Günter Bresnik zu finden. Wir sind gespannt, wohin die Reise im Jahr 2022 weiter gehen wird. Misolic will sich auf der Challenger-Tour etablieren und bei den Grand-Slam-Turnieren in der Qualifikation mitspielen.

Max Neuchrist - Befriedigend

Max Neuchrist - Befriedigend

ATP-Ranking 2021: 499

ATP-Ranking 2020: 639

Immerhin um fast 150 Plätze konnte sich Max Neuchrist im ATP-Ranking in dieser Saison verbessern. Das hat er vor allem einer starken Phase zu Saisonende zu verdanken: Bei Future-Turnieren in Portugal erreichte der 30-jährige Wiener drei Mal das Halbfinale, zudem stand er Anfang November in Frankreich sogar in einem Endspiel. Von seinem im Sommer 2018 erreichten Career High (ATP 244) ist Neuchrist allerdings immer noch ein Stückchen entfernt.

 

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