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"Den 13-Uhr-Kaffee mit Mama gibt es nicht"

Wie die großen Ski-Legenden überlässt auch Dominic Thiem nichts dem Zufall.

Fragt man Günter Bresnik nach dem Erfolgsrezept von Dominic Thiem, sprudeln mit großer Wahrscheinlichkeit die folgenden drei Wörter aus dem 55-jährigen Coach hervor: Ehrgeiz, Zielstrebigkeit und Konsequenz!

Der Niederösterreicher vergleicht seinen Schützling gerne mit den heimischen Ski-Stars Hermann Maier und Marcel Hirscher.

"Die sind auch nur so gut geworden, weil sie jeden Tag alles dem Sport untergeordnet haben bzw. unterordnen. Dadurch ergeben sich die Erfolge ganz natürlich", erklärt der erfahrene Betreuer, der einst unter anderem mit Boris Becker, Horst Skoff oder Stefan Koubek zusammen gearbeitet hatte.

"Dominic geht stur seinen Weg"

"Dominic lässt sich auch von Misserfolgen über mehrere Monate hinweg nicht aus der Fassung bringen. Der geht stur seinen Weg."

"Er arbeitet gut und es gibt keinen vernünftigen Grund, warum er damit aufhören sollte", sieht er bei seinem Schützling auch nicht die Gefahr, dass er einmal den Lockrufen von Geld und Ruhm erliegen könnte.

Wenn man Thiem fragt, was er sich denn so mit seinen mittlerweile fast drei Millionen Dollar Preisgeld so vergönnt, untermauert der Youngster die Einschätzung seines Lehrmeisters.

Keine Prasserei

Während andere 22-Jährige mit so viel Geld zu Prassen beginnen und sich beispielsweise einen oder mehrere Luxus-Sportwagen gönnen würden, trägt der Sohn zweier Tennis-Lehrer sein Geld lieber auf die Bank.

"Ich bin kein großer Auto-Freak, deshalb werde ich alles sparen. Ich freue mich ja auch einmal auf ein Leben nach der Tennis-Karriere", plant der bodenständige Niederösterreicher lieber langfristig und fügt hinzu: "Dann hab ich damit später keinen Stress mehr."

Zudem darf man nicht vergessen, dass ein Tennis-Profi nicht nur Einnahmen sondern auch Ausgaben hat.

Schließlich hat Thiem mit Chefcoach Günter Bresnik, Touring-Coach Joakim Nyström, Physio-Therapeut Alex Stober, Konditions-Experte Sepp Resnik und vielen weiteren Helfern mittlerweile ein nicht gerade kleines Team um sich herum aufgebaut.

"Ich habe derzeit auch einige Investitionen zu erledigen. Der neue Physio kostet ebenso Geld wie viele andere Sachen, die mir helfen sollen, noch besser zu werden."

Unglaublich fokussiert

Und genau diese Einstellung ist es, dank der Thiem für Bresnik eine der ganz großen Tennis-Aktien der Zukunft ist. Zu fokussiert sei das Ausnahme-Talent, um sich von Verlockungen abseits der geplanten Wegstrecke ablenken zu lassen.

"Dominic würde im Traum nicht einfallen, dass er sich einmal um ein Uhr eine kurze, nicht geplante Pause nimmt, um mit der Mama auf einen Kaffee zu gehen. Das gibt es bei ihm nicht."

Bresnik über Thiems "musterhafte" Einstellung

"Dominic behindert es nicht, wenn er zehn Freunde, die Freundin oder die Eltern beim Turnier dabei hat. Der trainiert und fertig."

"Es würde ihm im Traum nicht einfallen, dass er sich einmal um die Mittagszeit eine kurze, nicht geplante Pause nimmt, um mit der Mama auf einen Kaffee zu gehen. Das gibt es bei ihm nicht", freut sich Bresnik über die hochprofessionelle Einstellung seines Schützlings, den er mittlerweile schon seit über zehn Jahren unter seinen Fittichen hat.

Ernährung ist für Thiem kein Nebenschauplatz

Wie wichtig Thiem auch die kleinsten Details in seiner Karriereplanung sind, ist sehr gut an seinem Zugang zum Thema Ernährung zu erkennen.

"Er hat sich viel damit beschäftigt und lange Zeit ausprobiert, was er essen muss und was ihm in der jeweiligen Situation gut tut", erzählt Bresnik, dass er auch diesem Mosaikstein - ähnlich wie Novak Djokovic - eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zukommen lässt.

Besonders freut den Coach, dass Thiem dabei auf einen natürlichen Zugang setzt. Im Idealfall besorge er sich seine Lebensmittel direkt beim Bauern.

"Extrem gesund und extrem gescheit"

"Dominic nimmt auch keine Nahrungsergänzungsmittel irgendwelcher Art zu sich. Der isst nur extrem gesund und extrem gescheit. Er trinkt nur Wasser, ganz selten etwas Isotonisches."

Wobei dies vor allem für einen Tennis-Profi, der das ganze Jahr rund um den Globus jettet, nicht immer leicht zu bewerkstelligen ist.

"Durch die vielen Reisen ist das natürlich extrem schwierig. In Argentinien haben uns die Leute davor gewarnt, gewisses Fleisch zu essen, weil die Tiere in der Regel mit Anabolika aufgezogen werden", erzählt Bresnik.

Thiem verzichtet großteils auf Zucker. Dafür nimmt er sehr viele Proteine und nur gewisse Kohlehydrate zu sich. Dementsprechend stehen auf der Tour meist Reis mit Gemüse oder Fisch am Speiseplan.

Seinen Erfolgshunger hat der Himmelsstürmer damit zum Glück noch nicht gestillt.

Christian Frühwald


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