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Touchdown Tuesday: Ein Glas Scotch mit Rodgers

Hochzeitsreise nach der Scheidung. Clinton steht als Präsidentin fest. Touchdown Tuesday:

Touchdown Tuesday: Ein Glas Scotch mit Rodgers

Und da sind wir schon wieder!

Die Ergebnisse sind euch allen freilich bekannt, doch die größte und teuerste Profiliga der Welt hat viele Stories zu erzählen.

Wie gewohnt widmet sich LAOLA1 den Auffälligkeiten des Spieltages.

Wer ist Winner? Wer ist Loser? Wer oder was war awesome? Wer oder was war awful? Wer sorgte noch für Aufsehen?

Das ist der Touchdown Tuesday - die Endzone von LAOLA1 - Episode 6 der Saison 2016:

Beckham's back allright! 222 Yards und 2 TDs. Schöne Schnapszahlen, die Odell Beckham Jr. beim Sieg der New York Giants im Krimi gegen Baltimore hingelegt hat. Karriere-Bestleistung! Das ist insofern bemerkenswert, weil der Spezi von David Alaba Halbzeit eins mit läppischen elf Yards beendet hat und zwischenzeitlich mit einer Verletzung in die Kabine musste. Mit einem 75-Yarder und einem 66-Yarder zu antworten? Allerhand! Irgendwie war es zuvor ohnehin nicht die Saison von Beckham. Erst in Woche 5 der erste TD, gegen die Ravens lange abgemeldet. Die ersten Krisen-Storys waren fix schon abgetippt. Diese beiden Ausrufezeichen kamen genau zur rechten Zeit, denn ihren 700. Sieg in der Franchise-History hatten die Giants bitter nötig! Mit 2-4 hätte es in der überraschend starken NFC East schon ziemlich düster ausgesehen. Mit 3-3 ist man zwar das einzige Team ohne positive Bilanz, aber weiterhin voll im Rennen. Vor allem wenn es weiter heißt: Beckham's back allright!

 

"Ich werde einen Scotch trinken und mir den Game Film anschauen“, sagte Aaron Rodgers nach der Heimniederlage seiner Packers gegen die Cowboys. Wird wohl mehr als ein Glas gewesen sein, so schlecht war der Film... Dass es Green Bay als erstes Team schaffte, Dak Prescott zu intercepten, war freilich kein Trost. Denn die eigene Offensive war das viel größere Problem. Zuerst zeigte Rodgers seltene Schwächen beim Zielen, dann konnten die Passempfänger das Leder nicht festhalten oder fumbelten es zum Gegner. Schließlich übersah Rodgers auch noch einen Verteidiger und warf eine Interception. So verliert man gegen starke Cowboys, zumal die verletzungsgeplagte Defensive es den Gästen nicht sonderlich schwer machte. Minnesota gefällt das. Brett Favre, dessen Nummer 4 in der Halbzeit offiziell pensioniert wurde, wohl weniger. Die Spielmacher-Legende erkannte bei seinem Nachfolger menschliche Züge. Sprich: Auch Rodgers zeigt dieser Tage etwas mehr Nerven als sonst. Bereits am Donnerstag kommt Chicago. Vielleicht genau der richtige Gegner...

 

Ja, an diesem Wochenende gab es viele gute Spiele zu beobachten - und eines davon war sicherlich jenes der Seahawks gegen die Falcons. Ein potenzielles NFC-Finale. Spannend bis zum letzten Play. Und genau der hat es auch hierher geschafft. Pass Interference oder nicht? Hinderte Richard Sherman Julio Jones regelwidrig am Catch? Wir sagen es mal so: Halloooooooo, ja, natürlich! Wir sind so der altmodischen Meinung, dass ein Receiver mit beiden Händen versuchen darf, den Ball zu fangen. Das war in dem Fall nicht gegeben. So hätten die Falcons 1:30 Minuten vor Schluss das Leder rund 30 Yards vor der Endzone bekommen müssen. Hätti, wari, larifari... Seattle gewann und Falcons-HC Dan Quinn musste sich bei seiner Rückkehr nach Seattle (war früher u.a. DC dort) gehörig ärgern. Ähnlich wie Sherman nach einem Jones-TD zuvor. Nur etwas erwachsener... Aber wer weiß? Man sieht sich immer zwei Mal. Vielleicht glückt die Revanche ja in einem potenziellen NFC-Finale...

C-O-M-E O-N S-A-N D-I-E-G-O, Y-O-U G-O-T-T-A B-E K-I-D-D-E-N U-S! Ja, die Chargers haben... Uuuuuuuuups, sorry, Macht der Gewohnheit! San Diego hat ja ausnahmsweise mal keinen dummen Weg gefunden, eine Führung zu verschenken und gegen Denver einen wichtigen Sieg gefeiert. Also reichen sie unseren - mehr oder weniger - beliebten Oh-Boy-Wanderpokal an die Pittsburgh Steelers weiter. Okay, in Miami kann man schon mal so hilflos und mies ausschauen. Die Dolphins sind immerhin so gut, dass sie erstmals in dieser Saison mit einer Führung in die zweite Halbzeit gegangen sind. Jay Ajayi? Nie gehört? So ging es wohl auch der Steelers-Defense, bevor sie 204 Rushing-Yards des RBs zugelassen haben. Kann schon mal passieren, denn der Bursche hat zweifelosohne Talent und einfach nur einen schlechten Saison-Start erwischt (das war jetzt ohne Ironie). Und jetzt ganz im Ernst: Wirklich Oh Boy ist die Meniskus-Verletzung von Ben Roethlisberger. Es wäre sooooo fein, also so richtig soooooooo fein, "RBB" - also Roethlisberger, Le'Veon Bell und Antonio Brown - mal länger als gefühlte eineinhalb Spiele pro Saison gemeinsam auf dem Feld zu sehen. Gut, kann es in dieser Spielzeit ja noch geben, aber der Schlager gegen New England nächste Woche hat - nichts gegen Landry Jones - definitiv an Würze verloren. Schade!

Nanana, lieber "04gruenp", kein Grund für einen Anflug von Verfolgungswahn, haha. Baltimore wurde im roten Bereich besprochen, weil sie zwei Mal in Folge verloren hatten. Da waren keine Steelers-Bengals-oder-sonstige-Fangedanken im Spiel - noch dazu, wo ich den Austausch des OC ohnehin positiv vermerkt habe. Leider hat es in Spiel eins nichts genutzt, es setzte in einem aufregenden Spiel eine Niederlage gegen die New York Beckhams. Wobei die Ravens - zur Abwechslung - von immensem Verletzungspech geplagt werden. Noch aufregender war wohl der offene Schlagabtausch zwischen den Detroit Lions und den Los Angeles Rams. Das war wahrlich nichts für schwache Nerven! Wie hat unser Lions-Fan "Neo" vergangene Woche geschrieben? "Ich raff meine Lions heuer einfach nicht." Diese Partie war wohl ein Spiegelbild der bislang wenig konstanten Saison. Wenigstens ist WR Golden Tate wieder aufgewacht und hat mit 165 Receiving Yards seine summierte Leistung aus den fünf Partien davor locker übertroffen. Mein Kompliment gilt jedoch auch Rams-QB Case Keenum. Dass er mit 19 angebrachten Pässen in Folge nun einen Franchise-Rekord der Rams hält, ist angesichts von Vorgängern wie Kurt Warner zwar ein bisschen absurd, aber er gehört für mich in die gar nicht mal so kleine Riege jener Spielmacher, die sich besser als befürchtet schlagen. Auch Trevor Siemian erledigt seinen Job weitestgehend, genau wie der gute, alte Brian Hoyer (6 TD-Pässe bei keiner Interception), von den Super-Rookies ganz zu schweigen. Hinter den Carson Wentz' und Dak Prescotts dieser Welt macht sich übrigens auch Cody Kessler in Cleveland nicht so schlecht - und das bei nur bedingt tauglichen Kollegen. Zumindest eine längere Daseinsberechtigung in der Liga haben sie sich alle bereits gesichert - manche als längerfristige Starter, manche (weiter) als Backup. Und das ist in einer Liga mit einer überschaubaren Anzahl an Arbeitsplätzen durchaus etwas wert.

Der Sieg der Kansas City Chiefs bei den Oakland Raiders ging angesichts der Konkurrenz-Begegnungen in diesem Slot (Seattle-Atlanta und Green Bay-Dallas) tendenziell ein bisschen unter, aber ich habe es mit Genuss verfolgt, wenn in der Red Zone zu dieser Partie geschalten wurde. Bescheidenes Wetter, wie wir es gerade in Wien haben und wie es für die Chiefs gemacht ist. Laufen, laufen, laufen (interesssanterweise wesentlich mehr Spencer Ware als Jamaal Charles) und dazu ein Alex Smith, der das tat, was er am besten kann: Ein Spiel managen und bloß keinen Fehler machen (19 seiner 22 Pässe kamen an - TD-Pässe wie Interceptions Fehlanzeige). Auf die Spitze trieb es Head Coach Andy Reid mit seinem genialen Playcall zum vorentscheidenden 20:10 - dem dritten Rushing-TD der Chiefs in dieser Partie. Der Ball ging an Defensive Tackle Dontari Poe, womit natürlich niemand gerechnet hat, und der "Fat Guy" lieferte auch. Köstlich! Reid steht in seiner Karriere in Spielen nach einer Bye-Week übrigens bei 16-2. Diese Bilanz ist so herausragend, das ist natürlich kein Zufall oder dem passenden Wetter geschuldet. Die Chiefs fliegen in einer hervorragenden AFC West (und wir wissen alle, wie gut San Diego stehen könnte) ein wenig unter dem Radar. Aber das ist ein Team, mit dem man wieder rechnen sollte - und das nicht nur wegen des großartigen Balljägers Marcus Peters. So wie dieses Team gebaut ist, sollte es auch "Jänner-Football" können. Meine größte Sorge bleibt nur, dass ich Smith nach wie vor nicht zutraue, mit den ganz großen Jungs mitzuhalten, wenn es um die Wurst geht.

Da ich diese Kolumne nicht in "Atlanta Tuesday" umtaufen möchte, diesmal nur ein kurzes Wort zur Leistung in Seattle: Was Matt Ryan, Julio Jones und Co. in der Höhle des Löwen abgeliefert haben, hat mich vielleicht noch mehr überzeugt als so mancher Sieg. Die Falcons sind nun ganz offiziell auf der Liste der Contender aufgenommen. Mal sehen, wie sie damit umgehen (am Ende wird es an der Defense scheitern). Aber kommen wir zu einem anderen Head Coach mit Seahawks-Wurzeln - der Vorgänger von Atlantas Dan Quinn als Seattle-DC war nämlich Gus Bradley und der hat mit seinen Jacksonville Jaguars einen Sieg einfahren, den man nur als "nice" bezeichnen kann. Gut, nicht dass es einen einzigen Grund für Stolz geben würde, wenn man in Chicago zu Beginn des vierten Viertels 0:13 zurückliegt. Aber wenn man am Ende noch als 17:16-Sieger vom Feld geht - so what?! Kann man beim Team aus Florida nach dem zweiten Sieg in Folge bereits von einer Siegesserie sprechen? Haha, okay, das ist vielleicht übertrieben. Aber die Antwort auf den kompletten Fehlstart ist gelungen und in der AFC South würde ich nichts ausschließen. Wir suchen ohnehin die diesjährigen Kansas City Chiefs, die im Vorjahr nach 1-5-Start noch in die Playoffs kamen. Bei den aktuellen 1-5-Teams (Carolina, San Francisco, Chicago und die Jets) täte ich schon einen, aber wirklich nur einen, potenziellen Kandidaten sehen. Aber warum nicht auch die 2-3-Jaguars? Kollege Kastler und ich wollen wieder zurück auf den Jacksonville-Bandwagon.

Glaubt ihr auch, dass LeSean McCoy das Wiedersehen mit seinem Ex-Philadelphia-Coach Chip Kelly genossen hat? Der Buffalo-RB fegte über die Defense der San Francisco 49ers hinweg, so wie alle Running Backs gegen die Niners in den vergangenen Wochen. Leider, lieber "muehli17", war das mit der "Laufkundschaft" so gesehen nicht so weit hergeholt. Mit NaVorro Bowman fällt einer der besten Laufverteidiger der Liga für die restliche Saison aus, mit Ray-Ray Armstrong sein brauchbarer Nebenmann. Fällt den Niners nicht flott eine Lösung ein, könnte dies eine lange Saison gegen gegnerische RBs (und eine erfreuliche Saison für Fantasy-Spieler, die RBs gegen die 49ers aufstellen), werden. 312 Rushing Yards legten die Bills hin, mehr ließ San Francisco zuletzt 1958 zu. So peinlich dies auch ist, diskutiert wird im 49ers-Land ohnehin nur über eine Personalie: Colin Kaepernick. Meine Gedanken dazu: Wesentlich interessanter als seine schlechte Leistung auf dem Feld ist ja, was abseits davon passiert ist. Möglich wurde dieses Comeback durch eine Neugestaltung des Kontrakts unter der Woche. Die 49ers haben sich von einer 14,5 Millionen Dollar schweren Garantiesumme befreit, die Kaepernick im kommenden Jahr zugestanden wäre, wenn er sich 2016 verletzt hätte. Logisch, dass man bisher zögerte, ihn einzusetzen. Die NFL ist eben auch ein Business. Dafür besitzt der Quarterback nun die Option, seinen jetzt ohnehin nur noch bis 2017 laufenden Vertrag vor der kommenden Saison aufzulösen. Und das wird er auch tun, alles andere würde mich überraschen. Soll übersetzt heißen: Was wir in San Francisco derzeit erleben, ist die Hochzeitsreise nach der Scheidung. Es müsste schon eine Blitzheilung dieser in die Brüche gegangenen Beziehung eintreten, damit "Kap" eine über diese Saison hinausgehende Zukunft in der Bay Area hat (besser gesagt: haben will). Ihm bietet sich nun die Gelegenheit, sich ins Rampenlicht zu spielen. Das wird schwer genug. Denn so wie der 49ers-Roster derzeit beinander ist, bedarf es genau des Gegenteils von Kaepernick. Wie unpräzise er in Buffalo agierte (nur 13 von 29 Pässen komplett), ist nicht nur mit dem Rost nach der langen Pause zu erklären, das war er immer schon. Ein Spielmacher, der mittelmäßige Anspielstationen in besserem Licht erscheinen lässt, wird er nie. Was er sehr wohl kann, ist einem Team mit starker Defense und gutem Laufspiel mit seiner Athletik eine neue Dimension zu verleihen - wie gut er "zu Fuß" sein kann, war gegen die Bills (66 Rushing Yards) ebenso wieder zu spüren. Wenn er dann noch den gelegentlichen Pass anbringt, kann er schon wertvoll sein. Soll heißen: Für ein Team wie es San Francisco vor drei, vier Jahren war oder Denver derzeit ist (die Broncos haben ihn vor der Saison nicht umsonst angebaggert), kann Kaepernick schon noch Sinn machen. Daher glaube ich nicht, dass es für ihn in der NFL bereits vorbei ist, mehr als ein Team wird an ihm Interesse bekunden. Trotzdem, und daran wird sich nichts mehr ändern, ist Kaepernick eine der prägenden Figuren dieser Saison. Mit seinem Engagement abseits des Feldes (Stichwort: Hymnen-Protest) hat er nämlich etwas erreicht, das die USA dringend notwendig haben. Einen Diskurs über Minderheiten-Rechte. Hier setzt er sein Charisma sinnvoll ein, diverse Kollegen anderer Teams folgen ihm. Sich so zu positionieren - und das durchaus gegen die Mehrheits-Meinung - erfordert Mut.

Heureka! Es ist vollbracht! Frank Gore ist der erste 100-Yard-Rusher der Indianapolis Colts seit Week 15 - leider sprechen wir hier nicht von der Saison 2015, sondern von jener 2012. Also dem Rookie-Jahr von Andrew Luck. Dass dafür eine Overtime notwendig war, verschweigen wir lieber nicht. Aber hey, eine Serie von 61 Spielen (inklusive Playoffs) ist beendet. Genutzt hat es leider nichts, die Colts verloren trotzdem gegen die Houston Texans, die übrigens damals 2012 auch das letzte "Opfer" von Indys Laufspiel waren. Und weil's so traurig ist: Diese beiden Spiele waren auch die einzigen, seit Luck das Zepter in Indianapolis übernommen hat, in denen die Colts einen 100-Yards-Rusher aufwiesen. Die knapp vier Jahre waren wiederum die drittlängste Serie seit der NFL-Fusion 1970. Nur die Cleveland Browns (73 Spiele von 1988 bis 1993) und die Cincinnati Bengals (67 Spiele von 1992 bis 1997) stellten sich noch dämlicher an. Und ja, das Wort dämlich ist hier sehr bewusst gewählt. Ganz einfach weil mich die Herangehensweise der Colts extrem ärgert, und das ist für treue Leser keine Neuigkeit. Wenn ich ein Ausnahmetalent wie Luck als QB zur Verfügung habe, dann tue ich alles, um dieses Geschenk des Himmels nicht zu verschwenden. Aber von adäquater Defense oder einer vernünftigen O-Line ist in Indy nach wie vor keine Spur. Letzteres wäre nicht nur zum Schutz von Luck praktisch, sondern auch für das Laufspiel. Man stelle sich vor, Luck könnte seine Qualität gestützt auf eine solide Abwehr und gefährliches Laufspiel entfalten. Diese Der-Quarterback-erledigt-alles-im-Alleingang-Attitüde hat schon in der Peyton-Manning-Ära wesentlich weniger Titel eingebracht, als es verdient gewesen wäre. Aber der Altmeister hat wenigstens einen abgestaubt. Auch Luck wird als Super-Bowl-Champion in Pension gehen, davon bin ich überzeugt. Aber dafür muss adäquates Personal rund um ihn her. Der Win-Now-Kaufrausch von GM Ryan Grigson in der Offseason 2015 ging bekanntlich nach hinten los, in diesem Jahr ist kein Fortschritt zu erkennen - im Gegenteil. Immerhin ist man in einer schwachen AFC South Letzter. Gore gehörte zu jenen Altstars, die 2015 an Land gezogen wurden. "Für so etwas bin ich nicht hergekommen. Ich bin hergekommen, um um den Titel zu spielen", beschwerte er sich nach dem Houston-Spiel. Ich kann seinen Ärger nachvollziehen. Gore ist ein Spieler von allerbestem Charakter, an ihm liegt es am allerwenigsten. Wenigstens hat er jetzt sein 100-Yards-Spiel.

Vor der Saison habe ich meinem Gefühl Ausdruck verliehen, dass die Cincinnati Bengals die "heurigen" Indianapolis Colts werden - sprich ein Team mit Playoff-Ambitionen, das enttäuschen wird. Nach einer Niederlage in New England auf Schlaumeier und Besserwisser zu machen, liegt mir natürlich fern - noch dazu, weil ich fand, dass die Bengals lange Zeit nicht einmal schlecht ausgesehen haben. Wer bei den Patriots im Laufe des dritten Viertels noch in Führung liegt, kann nicht komplett talentfrei sein, auch wenn er in der Folge kalt abserviert wird. Ich finde, es ist trotzdem die passende Partie, um auf Cincinnati einzugehen, nachdem ich nun einige Wochen zugewartet habe. Die Diagnose, dass die Probleme in der Offense liegen, ist nicht zu weit hergeholt. A.J. Green ist gut wie eh und je, aber sonst? Die beiden Running Backs Jeremy Hill und Gio Bernard ergänzen sich beileibe nicht so gut, wie sie von ihrer unterschiedlichen Anlage her eigentlich sollten. Andy Dalton spielt nicht so schlecht, wie man meinen möchte - mit 1757 Passing Yards liegt er auf Rang drei, nur Matt Ryan und Eli Manning haben bislang mehr. Aber in die Endzone will das Ei nicht so recht. Insgesamt konnte man erst zehn TDs bejubeln, und das ist nach sechs Spielen schon recht wenig. Mit 18,2 Punkten sind die Bengals das viertschlechteste Team der Liga - nur Houston, Chicago und die New York Jets scoren im Schnitt weniger. Und so gesehen ist definitiv spürbar, dass außer Green derzeit die Anspielstationen nicht wie erhofft vorhanden sind. Tyler Eifert ist verletzt, und der in Cincinnati stets unterschätzte Marvin Jones zeigt in Detroit, wie gut er ist. Dazu ging auch Mohamed Sanu. Ich bin nicht kurz vor einer Fanklub-Gründung, aber dass er nun in Atlanta Teil der besten Offense dieser Saison ist, ist womöglich auch kein Zufall. Mit Brandon LaFell und Rookie Tyler Boyd war man durchaus um Ersatz bemüht, aber offenkundig funktioniert das Werkl mit ihnen noch nicht so wie erhofft. Aber auch hier ist die Saison noch längst nicht zu Ende. Die Niederlagen passierten gegen Pittsburgh, Denver, Dallas und New England - kann schon mal vorkommen. Jetzt wartet mit Cleveland der richtige Aufbaugegner. Wenn man in diesem Jahr jedoch endlich den so sehr ersehnten Playoff-Sieg feiern will, sollte man aber halt auch beginnen, Kontrahenten gehobener Güteklasse niederzuringen.

Bravo Chargers! Das war genau die Antwort, die ich mir erhofft hatte. Nicht, dass ich etwas gegen die Broncos hätte, aber gegen hergeschenkte Siege. Und davon hatten die Chargers in dieser Saison schon eindeutig zu viele am Konto. San Diego zwang die vermeintlich beste Defense der Liga eindrucksvoll in die Knie. Zwar hätte man schon viel früher den Sack zumachen müssen, aber immerhin stand der Super-Bowl-Champ gegenüber. Auf der anderen Seite warf Trevor Siemian 50 Mal den Ball, dieser kam auch immerhin 30 Mal an - aber zu wenige Big Plays waren dabei. Da muss man sich auch den Chargers geschlagen geben, bei denen der sonst so kühle HC Mike McCoy mal aus sich herausging. Kein Wunder, ging es doch irgendwie auch um seinen Job. Und Phil Rivers lächelte sowieso. Denn der überholte Dan Fouts als Passing Leader der Chargers-Historie und hält nun bei 43.094 Yards. Das Wichtigste aber: Endlich haben die Chargers wieder ein Spiel gefinished und beendeten damit auch die Negativserie gegen die AFC-West-Rivalen nach zehn (!) Niederlagen.

Es war überhaupt ein gutes Wochenende, um ein Spitzen-Quarterback in dieser Liga zu sein. Drew Brees (New Orleans) warf als erst sechster Spieler nach den Legenden John Elway (Denver), Dan Marino (Miami), Brett Favre (Green Bay), Peyton Manning (Indianapolis) und Tom Brady (New England) über 50.000 Passing Yards als QB eines Teams. Tom Brady erzielte seine 5000. Completion, Eli Manning seinen 300. Touchdown-Pass. Da sind Dak Prescott und Brock Osweiler noch weit entfernt und werden es vielleicht auch bleiben, aber Prescott hat mit 175 Pässen bis zur ersten Interception nach Karrierestart einen NFL-Rekord aufgestellt. Er überbot Brady um 13 Pässe. Und Osweiler? Der hat einen der besten NFL-Verträge unterschrieben. 72 Millionen für vier Jahre. Wie sagte John Elway später einmal? Die besten Verträge sind jene, die nicht unterschrieben werden. Nun, am Sonntag hat Osweiler aber auch gezeigt, dass er das Geld wert sein kann. Gut, es ging gegen die Colts, aber der 26-Jährige führte gemeinsam mit einem überragenden Lamar Miller die Texans zurück und am Ende zum Sieg. Warf er zu Beginn die Bälle noch zu weit an den freien Receivern vorbei, waren sie zum Schluss präzise wie eine Schweizer Uhr. Ich bin gespannt, wie das in Houston weitergeht. Unter der Woche soll es ja Spannungen zwischen HC Bill O'Brien und Osweiler gegeben haben. So ein Sieg könnte diese bekanntlich lösen. Nicht allzu kühne Prognose: Solides bis tolles Laufspiel von Miller sowie ein präziser Osweiler, das wird der gut bestückten Houston-Offense definitiv den AFC-South-Titel bringen. Am kommenden Montag gastiert Osweiler bei den Broncos. Mal schauen, ob er Elway auf dem Platz etwas entgegnet.

Was hat mich an diesem NFL-Wochenende noch erfreut? Donald Trump wird nicht US-Präsident! Denn wenn die Redskins ihr letztes Heimspiel vor der Wahl gewinnen, bleibt jene Partei siegreich, die aktuell den Präsidenten stellt. Das sind bekanntlich die Demokraten, also Hillary Clinton wird gemäß „Redskins Election Rule“ US-Präsidentin. In 17 von 19 Fällen lagen die Redskins wirklich richtig. Und überhaupt: Bravo Redskins. Das dachte ich mir ehrlicherweise nicht, dass sie in der NFC East so mitmischen. Sorry, Jay Gruden. Selbiges gilt für Rex Ryan und die Bills, die ich scheinbar schon zu früh in der Saison abgeschrieben habe. Sorry, Rex. Wie damals bei den Jets wird gelaufen und verteidigt. Was ist der Unterschied? „Wir machen keine Turnover“, so Ryan mit seinen Liebesgrüßen an Mark Sanchez, der aktuell in Dallas Backup ist. Also Nummer drei, wenn Tony Romo zurückkehrt. Sollte der für Dallas wieder spielen? Sorry, Tony. Sieht gerade schlecht aus. Wer so eine Chemie wie Prescott, Ezekiel und der Rest der Offense hat – das kann man jetzt nicht beenden. Meine Meinung. Aber ich würde Romo jetzt auch nicht gleich traden (nach Denver? ein interessantes Gerücht...), sondern mir das in aller Ruhe anschauen. Prescott wird wie jeder andere auch (aktuell Wentz...und was war mit seinem Trikot los, Nike?) sein erstes Tal durchschreiten und dann braucht er einen Mann wie Tony Romo an seiner Seite. Nichts gegen dich, Mark Sanchez... Und apropos Cowboys: Ein Timeout zu signalisieren, obwohl man gar keines mehr hat, war mein persönliches Gaudium an diesem Wochenende. 

Peinlich, peinlicher, Cam Newton. Das betrifft natürlich weniger seine Performance auf dem Feld, denn die hätte gegen New Orleans gereicht, wenn die Panthers-Verteidigung auch ein wenig mitgespielt hätte. Es geht natürlich um die rund 90-sekündige Pressekonferenz nach der Partie, in der sich der regierende MVP (!) einsilbig und genervt zeigte. So wie nach der Super-Bowl-Pleite im Februar. Ja, zu verlieren macht wenig überraschend nicht so viel Spaß wie zu gewinnen, aber gehört zum Profi-Sport einfach dazu. Auch wenn es deutlich Wichtigeres zu thematisieren gibt, ärgert mich so ein kindisches Verhalten maßlos. Odell Beckham jr. nervt mich in dieser Hinsicht auch schon – aber ja, nun hat er gewonnen und gut gespielt, dann scheint natürlich die Sonne. Bei Newton finde ich es aber noch schlimmer, weil er MVP ist. Always stay classy – Manning und Brady haben es bislang vorgezeigt. Und nachdem das nun gesagt ist, ein Wort noch an die Panthers: 1-5 ist nicht das Ende der Welt, wie uns das die Chiefs vor einem Jahr auf unglaubliche Weise bewiesen haben. Wer vor einem Jahr 15-1 war, hat das Footballspielen nicht verlernt. Disziplin gehört aber dazu. Vor, während und nach dem Spiel. Abgesehen davon fehlt Josh Norman. Nichtsdestoweniger muss da einfach defensiv mehr gehen. 

What happens in the Bay Area? Nun, die 49ers sind aktuell bekanntlich kein Heuler. Neulich habe ich mir die „A Football Life“-Episode mit Steve Young angesehen. Da kamen mir vor Rührung fast die Tränen, aktuell bei den 49ers eher vor Schmerzen beim Zuschauen. Aber ich habe Kollegen Altmann bezüglich dieses Themas charmant den Vortritt gelassen und richte meinen Blick auf die andere Seite der Bay, jene der Oakland Raiders. Zum Sportlichen: Gegen Kansas City kann man verlieren und jeder kann in dieser AFC West sowieso jeden schlagen. Derek Carr agiert aber bisweilen wie jemand, den viele andere Teams gerne hätten, nämlich als Franchise Quarterback. Wo wird der junge Mann aber in ein paar Jahren spielen? In Oakland? Oder doch in Las Vegas? Spannende Tage liegen vor uns, geht es doch auch darum, wie es mit den Raiders weitergeht. Wird Las Vegas die neue Heimat der Raiders? Sein Plan scheint klar: Er hat Optionen bis inklusive 2018 in Oakland zu spielen. Danach könnte der Umzug in ein nigelnagelneues Prunkstadion zu Vegas Realität werden. Wobei das erst ab 2020 wahrscheinlich erscheint. Ich weiß wirklich noch nicht, was ich davon halten soll. Die Raiders gehören für mich entweder nach Oakland oder L.A. - aber „Just win, baby“ in „Vegas, baby“? Ich bin skeptisch, aber in einem Punkt natürlich pro Vegas: Die Raiders brauchen eine neue Arena. Ob die Liga aber diesem Umzug auch zustimmt, wird man sehen. Auch interessant: Jon Bon Jovi soll weiter an einem NFL-Team interessiert sein. Nachdem der Sänger bei den Bills gegen die Pegulas das Nachsehen hatte, soll er die Entwicklung bei den Titans genau beobachten. „Music City“ und Bon Jovi? Das passt doch mehr als Raiders und Las Vegas. Aber ich bin für alles offen. 

Zum Abschluss meiner in dieser Woche etwas längeren Ausführungen muss ich leider eine traurige Nachricht, die die NFL-Familie am Wochenende ereilt hat, thematisieren. Dennis Byrd kam bei einem Autounfall in Oklahoma ums Leben. Der 50-Jährige war nur wenige Jahre in der NFL als Spieler tätig, hinterließ aber einen Eindruck wie nur wenige andere. Schließlich wurde der Defensive End der New York Jets beim Spiel gegen die Chiefs anno 1992 nach einem folgenschweren Zusammenprall mit einem Teamkollegen gelähmt vom Platz getragen. Monate später kehrte Byrd gehend in die Meadowlands zurück. Ein gefühltes Wunder. Der Verteidiger ist wenig überraschend der Namensträger des von den Jets ins Leben gerufene Inspirations-Awards. Es gibt auch ein Buch und einen Film über diese Ereignisse rund um Byrd, der 2011 vor dem Divisional-Playoff -Duell der Jets bei New England vor dem Team sprach. Viele Spieler sagten danach, dass diese Rede entscheidende Wirkung zeigte, um das Spiel zu gewinnen und einen der wenigen Coups in der Jets-Playoff-Historie zu landen. Viele Wegbegleiter drückten am Wochenende ihr Mitgefühl und ihre Anteilnahme aus und hoben hervor, was für ein „Down-to-Earth“-NFL-Player Dennis Byrd doch war. Die Jets trugen seine Nummer 90 im MNG in Arizona am Helm. Hier könnt ihr ein berührendes Portrait nachlesen. Ruhe in Frieden.

Wir picken jede Woche die Teilnehmer der Super Bowl LI, die am 5. Februar kommenden Jahres in Houston, Texas, stattfinden wird.

Das NRG Stadium war bereits einmal Schauplatz eines NFL-Endspiels - die New England Patriots bezwangen dort 2004 die Carolina Panthers mit 32:29.

Wir sind wie immer zuversichtlich, in irgendeiner Woche mit einem Pick richtig zu liegen - spätestens nach den Conference Finals...

BERNHARD KASTLER und sein Week-6-Pick:

Atlanta Falcons vs. New England Patriots

(Für das Protokoll, Kollege Altmann hatte den Pick vorab stehen, aber im Fall der Fälle ist es ein Pick-Tie *grins*) 

Ad 1) Matt Ryan und Julio Jones haben sich so ein Spiel redlich verdient. Ad 2) Ich wüsste nicht, wer New England in der AFC aufhalten soll. Pittsburgh spielt ja nicht immer wie ein Champ...

Week

NFC-Team AFC-Team
01 Arizona Cardinals Pittsburgh Steelers
02 Seattle Seahawks Denver Broncos
03 Philadelphia Eagles New England Patriots
04 Minnesota Vikings Denver Broncos
05 Dallas Cowboys New England Patriots

PETER ALTMANN und sein Week-6-Pick:
 
Atlanta Falcons vs. New England Patriots
 
Nach den Gastspielen in Denver und Seattle kann man sich wohl darauf einigen, dass die Falcons "for real" sind, hmmm? Die Konkurrenz in der Division ist derzeit nicht existent, die Qualifikation für die Playoffs sollte somit nach jetzigem Wissensstand Formsache sein. Und dann, ja dann, ist vieles möglich. Vielleicht auch in einem Rematch in Seattle... Muss ich die Patriots eigentlich noch begründen? *grins*
 
PS.: Meiomei, ein neuer Tiefpunkt in der Tippspiel-Verzweiflung ist offenkundig erreicht. Mir einfach den Pick nachmachen, eieiei. Aber nix da mit Pick-Tie - first come, first serve oder so ähnlich. Ich will ja nicht umsonst spätabends noch den Laptop aufgedreht haben, weil ich schon geahnt habe, was Kollege Kastler im Schilde führt, hahaha!
 

Week

NFC-Team AFC-Team
01 Green Bay Packers New England Patriots
02 Carolina Panthers New England Patriots
03 Minnesota Vikings New England Patriots
04 Seattle Seahawks New England Patriots
05 Arizona Cardinals New England Patriots

In dieser Kategorie lassen sich die beiden NFL-Redakteure von LAOLA1 zu "Bold Predictions" für Woche 7 hinreißen - wie immer ohne Gewähr!

BERNHARD KASTLER über Week 7

  • Irgendwie kurios: Baltimore spielt zum zweiten Mal binnen einer Woche im selben Stadion ein Auswärtsspiel. Im MetLife Stadium – und die Ravens gewinnen dieses Mal ohne Touchdown-Pass in New York, New York (wobei das Stadion in Jersey liegt, also New Jersey, New Jersey).
  • Yes, it happens. Erste Niederlage für Minnesota weil Sam Bradford beim Ex-Team aus Philadelphia keine 100 Yards wirft. Erster Sieg für Cleveland, weil im Ohio-Derby gegen Cincinnati Cody Kessler 100 Yards reichen. Crazy NFL.
  • Pittsburgh 45. New England 3. Mit oder ohne Roethlisberger - es darf nur keine Konstanz bei den Steelers geben.
PETER ALTMANN über Week 7
  • Broncos-GM John Elway kurbelt diese Woche die Wirtschaft an und investiert vor Denvers Duell gegen Houston die mit Brock Osweiler gesparten Millionen in elf Ferraris, 13 Lamborghinis und einen VW. Die restlichen 50 Millionen legt er aufs Sparbuch.

  • Jacquizz Rodgers (170 Yards) oder Doug Martin (85 Yards): Wer auch immer für Tampa Bay als Running Back aufläuft, er wird gegen San Francisco seine bisherige Saison Ausbeute verdoppeln (Rodgers) oder verdreifachen (Martin).
  • Eine vielleicht zu kuriose und gewagte Prognose, aber probieren wir es einmal: Die Seattle Seahawks werden in Arizona von den Refs benachteiligt.

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