Den ersten NBA-Spieler hätten wir! Aber wann kommt der zweite?
Das Standing des Basketball in Österreich ist kein einfaches - mit der jungen Karriere von Jakob Pöltl in der besten Liga der Welt ist aber neues Potenzial aufgebrochen, dem Sport hierzulande einen Schubs zu geben. Und Österreichs bester Beitrag zum Korbwurf macht sich jetzt selbst daran, den Nachwuchs auf direkten Weg zu begeistern.
Ganz im Vorbild anderer NBA-Spieler steigt im T-Mobile Dome der Vienna D.C. Timberwolves, dem Jugendverein von Pöltl, in Wien-Donaustadt das erste "Jakob Pöltl Basketball Camp" - Zielgruppe: Kinder und Jugendliche von acht bis 14 Jahren.
Ein etwas junges Alter, um "Austria's next Pöltl" gleich ausfindig zu machen - aber wichtige Grundlagen-Arbeit, an der sich Österreichs NBA-Pionier auch aktiv beteiligt (im VIDEO).
"Es sind auf jeden Fall Kids dabei, bei denen man merkt, die können schon einiges", sagt Pöltl gegenüber LAOLA1.
"Aber natürlich ist es zu früh, mehr sagen zu können. Die Lernkurve ist flach - es sind Kids dabei, die jetzt zu den Besten gehören, aber vielleicht irgendwann stehen bleiben. Und andere entwickeln sich superschnell. Es ist die Frage, wie sie sich körperlich weiterentwickeln und sich basketballerisch verbessern."
Talent, auch wenn erkannt, reicht noch nicht
Der Weg zum Basketball-Profi, überhaupt in der NBA, er ist ein langer. Und ging in jenem Alter, in dem sich die Kinder im Pöltl-Camp gerade befinden, auch für den mittlerweile 23-Jährigen gerade erst los.
VIDEO - Jakob Pöltl treibt die Kids in seinem Camp an:
(Text wird unterhalb fortgesetzt)
"Da gibt es so viele Hürden, die es zu überwinden gilt. Wenn jemand wirklich Talent hat, kann man das vielleicht schon früher erkennen. Das heißt aber nicht, dass daraus wirklich was wird", appelliert Pöltl an den notwendigen Ehrgeiz.
Davon soll im ersten "Jakob Pöltl Basketball Camp" aber nur am Rande etwas einfließen. Im Vordergrund steht, den Kindern den Spaß am Sport Basketball zu vermitteln, direkt aus den Händen des lebenden Beweises, dass eine Welt-Karriere auch in einer mittelgroßen Sporthalle im 22. Wiener Gemeindebezirk starten kann.
"Wenn sie ihren Spaß hatten, sich bewegen, dann sind vielleicht ein paar dabei, die noch nicht in einem Verein gehen und das jetzt regelmäßiger angehen. Oder Vereinsspieler, die ab jetzt Vollgas für ihr großes Ziel geben wollen", erhofft sich Pöltl.
Wie kommen wir zum nächsten Pöltl?
Für die Camp-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer wird es mit der NBA also noch dauern. Aber wie kommt Österreich jetzt zu seinem "next Jakob Pöltl"?
"Das wird nicht leicht. Es wird neben der Kombination aus Talent und richtiger Arbeit auch das Glück brauchen. Aber es gibt ja durchaus ein paar 'Prospects', die jetzt schon bei NBA-Workouts mitmachen. Vielleicht passiert es früher, als wir alle gedacht haben, aber es wird keine einfache Sache", denkt Pöltl.
Das Problem, es teilt sich der Basketball mit jeder anderen Sportart: Das Standing im Lande. "Es fehlt oft einfach an den Mitteln, aber auch daran, dass die Kinder - wie in den USA - auf den Straßen, auf Streetball-Plätzen spielen. Das sieht man hier kaum. Fußball, im Winter Skifahren und Snowboarden - es ist einfach grundlegend wenig Interesse am Basketball da. Ich hoffe aber, dass sich das durch Sachen wie eben mein Camp ein bisschen ändert."
Pöltl sieht Österreich auf gutem Weg
Bis dahin wird es Einzelkämpfer brauchen, die den Mount Everest einer Karriere in den großen US-Ligen erklimmen.
"Wenn mir ein, zwei andere nachfolgen, können wir uns langsam nach oben arbeiten. Das wird nicht von heute auf morgen gehen und seine Zeit brauchen. Aber wir sind, alles in allem, auf einem guten Weg."
"Denn wir haben in Österreich einfach nicht das System und die Mittel, um den Kids die besten Trainingsmöglichkeiten zu bieten. Es gibt auch weniger Kinder, die basketball-interessiert sind. Das gilt auch für andere große Sportarten", bedauert Pöltl.
"Ich hoffe, dass sich das System mit der Zeit besser entwickelt, mehr Trainer da sind, mehr Trainingsmöglichkeiten – dann wird es vielleicht eher zum Normalfall, Sportler aus Österreich in den amerikanischen Top-Ligen zu haben."
Dass er es auch so geschafft habe, sei "auf jeden Fall ein Anfang. Wenn mir ein, zwei andere nachfolgen, können wir uns langsam nach oben arbeiten. Das wird nicht von heute auf morgen gehen und seine Zeit brauchen. Aber wir sind, alles in allem, auf einem guten Weg."
Pöltls Camp soll einen weiteren kleinen Wegstein auf dieser Strecke darstellen. Dass es in kürzester Zeit völlig ausgebucht war, ist ein entsprechendes Zeichen - und spricht für eine Neuauflage in den kommenden Jahren.