Pöltl am Offensiv-Rebound im NBA-Spitzenfeld

Jakob Pöltl hat in seinen ersten sechs NBA-Spielen gute Figur gemacht und sich mehr Spielzeit erarbeiten können als zu diesem frühen Zeitpunkt erwartet.

Nach der Anfangseuphorie bleibt das Interesse hierzulande groß, schließlich darf der erste Österreicher in der NBA-Geschichte Spiel für Spiel gegen die Stars der Liga ran.

Beim Conference-Finalisten der letzten Saison so viel Vertrauen zu bekommen, ist eine bemerkenswerte Auszeichnung - die Freude seiner Landsleute darüber ist groß.

Doch wie sind seine Leistungen aus objektiver Sicht zu beurteilen? Zahlen kennen keine rot-weiß-rote Brille, daher wirft LAOLA1 einen Blick auf Pöltls Statistiken und vergleicht sie mit den anderen Rookies.

Viele Minuten

Unter 62 bislang eingesetzten Rookies belegt Pöltl in der Kategorie Minuten mit durchschnittlich 16,2 den 16. Platz. Nur vier Neulinge bekommen bei Teams, die mindestens eine so gute Siegbilanz wie die Raptors aufweisen, mehr Einsatzzeit.

Das sind die beiden Thunder-Spieler Domantas Sabonis (19,9) und Semaj Christon (17,4), Raptors-Kollege Pascal Siakam (18,3) und Hawks-Guard Malcolm Delaney (17,0), der mit 27 Jahren allerdings kein klassischer Rookie ist.

In Sachen Rebound gehört Pöltl zu den Besten der Rookie-Klasse. 4,8 Abpraller im Schnitt bedeuten unter den 62 Newbies Rang drei, pro Minute ist der Wiener sogar Zweiter.

Am beeindruckendsten sind seine bisherigen Leistungen am offensiven Brett: Mit durchschnittlich 2,3 Offensiv-Rebounds ist der 21-Jährige der Beste der Rookies, pro Minute hängt er die Konkurrenz deutlich ab.

Unter allen 409 NBA-Spielern, die in der aktuellen Saison schon auf das Parkett durften, ist er in der Kategorie Offensiv-Rebounds die Nummer 26. Mit 6,93 offensiven Boards pro 48 Minuten Spielzeit schafft es Pöltl in sensationeller Weise sogar auf den dritten Platz in der ganzen NBA!

Nur Dwight Howard und Bismack Biyombo sind in dieser Statistik noch besser als der Österreicher.

Joel Embiid ist haushoher Favorit auf den Titel "Rookie of the Year". Nummer-1-Pick Ben Simmons ist verletzt und der Kameruner, der schon 2014 gedraftet wurde, aber zwei Saisonen lang verletzt aussetzen musste, dominiert mit tollen Statistiken.

So ist der Center unter anderem in den Bereichen Blocks und Punkte klare Nummer eins.

Jakob Pöltl klassiert sich bei den Blocks mit Platz sechs auch hier im Rookie-Spitzenfeld, beim Scoren (3,3 Punkte pro Spiel) nimmt er Rang 25 ein.

Im Abschluss unterdurchschnittlich

Diese eher moderate Zahl hat einerseits damit zu tun, dass der Wiener in der Guard lastigen Offense der Raptors vergleichsweise wenig eingebunden wird und wenige Würfe bekommt.

Andererseits versenkt Pöltl bisher auch nur 40 Prozent seiner Feldwürfe. Die Abschlussschwäche kommt etwas überraschend, da der Center in der Preseason mit 56,3 Prozent noch die Nummer zwei aller Rookies war.

Man darf aber optimistisch sein, dass diese Quote steigen wird: Pöltl vergab den einen oder anderen "Sitzer" direkt unter dem Korb, was kein substanzielles Problem mit dem Durchsetzen auf NBA-Level vermuten lässt. Mitteldistanzwürfe und Freiwürfe (80 Prozent) verwandelt er hochprozentig.

In der simplen Efficiency-Statistik (Punkte+Rebounds+Assists+Steals+Blocks-Turnovers-Fehlwürfe) schafft es Pöltl ebenso auf Rang neun wie im etwas komplexeren "Player Efficiency Rating" von ESPNs John Hollinger.

Nur 0,3 Turnovers pro Spiel sind sehr stark, hängen allerdings auch damit zusammen, dass Pöltl den Ball nicht allzu viel in den Händen hat. Mit je 0,3 Assists und Steals liegt er im Rookie-Mittelfeld.

Nicht überraschend ist, dass der Österreicher bei den Fouls ganz vorne dabei ist. 11,4 pro 48 Minuten bedeuten ligaweit Rang zehn, mit 3,8 Fouls pro Spiel liegt er auf Platz acht und bei den Rookies an erster Stelle. Zwar sind einige Fouls seinem hohen Einsatz zuzuschreiben, Pöltl selbst gestand aber bei Interviews ein, dass er lernen muss, weniger zu foulen.

Pöltl ist nicht der einziger Europäer des Jahrgangs 1995 in der NBA: Der Lette Kristaps Porzingis wächst im Dress der New York Knicks zum Superstar heran, der Serbe Nikola Jokic und der Kroate Mario Hezonja sind in ihrem zweiten Jahr ebenso bereits mehr oder weniger etablierte Spieler.

Ihre Rookie-Saison bestreiten neben "Big Yak" auch der Spanier Juan Hernangomez und der Franzose Timothé Luwawu-Cabarrot. Den Stats-Vergleich braucht Pöltl keineswegs zu scheuen:

Hubert Schmidt