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Heißer Tanz mit "der Ex" Toronto für Pöltl

Erstmals geht es für den Wiener mit den Spurs gegen die Raptors.

Heißer Tanz mit Foto: © getty

In der Nacht auf Freitag gibt es eine Premiere für Jakob Pöltl: Das erste Kräftemessen mit seinem Ex-Team, den Toronto Raptors. Die Kanadier, die Pöltl im Sommer nach Texas tradeten, gastieren bei den San Antonio Spurs.

Der 23-Jährige wurde Teil eines Mega-Deals rund um die beiden Superstars Kawhi Leonard (von San Antonio nach Toronto) und DeMar DeRozan (mit Pöltl von Toronto nach San Antonio).

Erst vor kurzem zog Pöltl eine positive Jahresbilanz, auch wenn der plötzliche Trade "ein komisches Gefühl im Magen" ausgelöst habe. "Aber im Endeffekt ist es gut ausgegangen. Die Saison ist eine positive Entwicklung für mich und das Team."

Auf das Wiedersehen mit den Raptors freue er sich schon, denn "sie spielen eine sehr gute Saison. Mal sehen, wie es gegen uns aussieht, wenn sie dann einmal einen richtigen Gegner haben."

Das Duell habe für ihn "auch etwas Persönliches", geht es doch gegen zahlreiche Ex-Kollegen und Freunde - und damit auch um das Recht, die anderen aufzuziehen.

Aber auch, wenn Österreichs erster NBA-Export seine Rolle bei den Spurs in letzter Zeit ausbauen konnte - etwa mit einem persönlichen Rekord von fünf Assists zuletzt gegen die Boston Celtics: Die Schlagzeilen vor dem Duell gehören natürlich Leonard und DeRozan. Zumal die Gefühle der Beiden vor dem Geschäft sehr unterschiedlicher Natur waren, was sich beim ersten Duell mit dem jeweiligen Ex-Klub auch niederschlagen wird.

Während Leonards Weigerung, weiter in San Antonio tätig zu sein, quasi Auslöser des Trades war, konnte sich Raptors-Publikumsliebling DeRozan nicht dafür begeistern, künftig gezwungenermaßen nicht mehr in Toronto spielen zu können. Seit seinem Draft im Jahr 2009 wurde der Shooting Guard zum Star und besten Scorer in der Geschichte der Raptors.

Keinen Grund, mit Toronto-Präsi zu sprechen

"Es gibt keinen Zweifel daran, dass er verletzt und ein bisschen wütend war, aber das wäre jeder, wenn man sich die Umstände ansieht", äußert sein Neo-Coach Gregg Popovich Verständnis für die damalige Haltung DeRozans zum Trade gegenüber dem kanadischen "The Star".

"Er ist darüber genauso weggekommen wie wir es alle mit den unkontrollierbaren Umständen müssen, die uns im Leben begegnen. Niemand geht durchs Leben, ohne dass ihm negative Dinge widerfahren."

Nur das Verhältnis gegenüber den Raptors-Verantwortlichen dürfte beim nunmehrigen Spurs-Star nachhaltig angeschlagen sein. "Ich habe keinen Grund, mit ihm zu sprechen. Überhaupt keinen", meint der 29-Jährige etwa über Franchise-Präsident Masai Ujiri.

Er habe den Wechsel als Herausforderung an sich selbst gesehen, zu beweisen, dass er aus Veränderungen gestärkt hervorkommen kann. Nach 38 Spielen mit der neuen Franchise hält DeRozan im Durchschnitt bei 22,9 Punkten, 6,3 Assists (Karriere-Bestwert) und 5,9 Rebounds pro Spiel.

Es wird nicht immer die Frau deiner Träume

Wie es ihm beim ersten Aufeinandertreffen mit den alten Kollegen gehen wird? Er wisse es noch nicht. Aber die Motivation, einen Beweis abzuliefern, ist da: "Ich habe mir nie vorstellen können, ein Franchise-Spieler bei einem anderen Team und weiterhin ich selbst zu sein. Aber ich gehe raus und versuche, das Beste daraus zu machen."

Eine negative Einstellung gegenüber seiner Vergangenheit sei trotzdem nicht da, schließlich war DeRozans Aufstieg ein zentraler Schlüselpunkt im Aufstieg der Toronto Raptors zu einem Titelaspiranten.

"Ich wollte dort jeden einzelnen Rekord brechen. Manchmal ist es eben so, dass du im Leben nicht die Chance bekommst, die Frau zu heiraten, von der du das Gefühl hattest, sie sei die Frau deiner Träume gewesen."

Wirklich emotional werde erst die Rückkehr nach Toronto im Februar, wenn das nächste Duell mit Heimrecht für die Raptors ansteht. In der kanadischen Stadt hat DeRozan schließlich neun Saisonen verbracht.

Leonard vor seiner Rückkehr unbeeindruckt

Ein bisschen Wehmut, viel Ansporn, es dem Gegenüber zu beweisen - die Vorzeichen für Kawhi Leonard bei seiner Rückkehr nach San Antonio sind aber ganz andere. Nach einer Oberschenkelverletzung, die nicht zur Zufriedenheit des 27-Jährigen behandelt wurde, brachte er seinen Wunsch zum Ausdruck, weggetradet zu werden - und damit den Mega-Dal erst ins Rollen.

Für Begeisterung bei den Fans seines ehemaligen Teams wird dieses Verhalten nicht gesorgt haben. Auf den Small Forward könnte eine heiße Atmosphäre warten.

"Es wird viel Spaß machen", zeigt sich Leonard von dieser Aussicht aber unbeeindruckt. "Jeder wartet auf dieses Spiel. Dinge wie diese machen mich auf lange Sicht nur stärker, also wird es ein gutes Spiel", so der zweifache Allstar und Finals-MVP 2014 mit den Spurs.

Sein Coach Nick Nurse macht sich jedenfalls keine Sorgen um seinen Schützling: "Er ist generell nicht sehr emotional. Er sagt auf dem Court nicht viel. Er beschwert sich nicht bei den Referees. Er tut überhaupt nicht viel, nur Basketball spielen. Also kann ich mir vorstellen, dass er eine sehr gute Chance hat, damit locker umzugehen."

Richtig aufgewärmt ist Leonard: Mit 45 Punkten beim 122:116 über die Utah Jazz in der Nacht auf Mittwoch stellte er einen neuen Karriere-Bestwert auf. Es wird eine ähnliche Performance brauchen, um den Negativlauf zu stoppen: Denn die letzten neun Gastspiele bei den San Antonio Spurs gingen für die Toronto Raptors allesamt verloren.

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