In der Geschichte gibt es nur zwei Frauen, die überhaupt in einem Formel-1-Rennen an den Start gegangen sind.
Die Italienerin Maria Teresa de Filippis debütierte im Jahr 1958 als erste weibliche Fahrerin überhaupt in der Formel 1, nachdem sie unter anderem bereits zahlreiche Langstreckenrennen für Maserati absolviert hat.
Beim Großen Preis von Syrakus 1958, der allerdings nicht zur Weltmeisterschaft zählte, wurde de Filippis Fünfte, wodurch sie den Boliden für weitere Rennen verwenden konnte. In Monaco versuchte sie mit einem unter ihrem eigenen Namen gemeldeten Team, sich für das Rennen zu qualifizieren, scheiterte aber. Ihr Debüt gelang schließlich in Belgien, sie wurde Zehnte. Insgesamt konnte sie sich in drei von fünf Versuchen für das jeweilige Rennen qualifizieren, unter die Punkte kam sie jedoch nie.
Diesen Meilenstein erreichte dafür ihre Landsfrau Lella Lombardi, eigentlich Maria Graziela genannt. 15 Jahre nach de Filippis feierte die damals 33-jährige ihr Formel-1-Debüt beim Großen Preis von Großbritannien, konnte sich aber nicht für das Rennen qualifizieren. Im Cockpit des Teams March schaffte sie 1975 beim Rennen in Südafrika die Qualifikation für den Grand Prix.
Unmittelbar darauf folgte der Große Preis von Spanien. Es war ein sehr chaotisches Rennen, sogar Zuschauer starben. Es wurde abgebrochen, und da dabei weniger als die Hälfte der ursprünglich vorgesehenen Distanz absolviert wurde, wurden die zu vergebenen Punkte halbiert. Diese erhielten die besten sechs Fahrer, als Sechste erhielt Lella Lombardi somit als erste und einzige Frau überhaupt einen halben WM-Punkt.
Seitdem haben nur Divina Galica, Desire Wilson und Giovanna Amatis versucht, sich für einen Grand Prix zu qualifizieren - allerdings scheiterten sie alle.
"Frauen können alles, was auch Männer können", erklärte Maria Teresa de Filippis in einem Interview im Jahr 2006. Oft fehle es an Unterstützung, da der Glaube daran, dass es auch eine Frau in der Formel 1 schaffen kann, fehle und somit Sponsoren mit den männlichen Fahrern lieber einen sicheren Weg wählen.
Woran liegt es, dass es seitdem keine einzige Frau mehr geschafft hat, an der Formel 1 anzudocken? Das habe ich auch Corinna Kamper gefragt: "Ich glaube, der Grund dafür ist, und ich bin da voll und ganz einverstanden, dass wir nicht einfach eine Frau in den Motorsport setzen sollten, nur um sagen zu können, 'Wir haben eine Frau', oder um die Frauenquote zu erfüllen. Denn das würde uns wieder in ein schlechtes Licht rücken", so die ehemalige Rennfahrerin.
Die Erziehung unserer Kinder sei der Grundstein für das spätere Leben, umso wichtiger, dass man ihnen nicht von klein auf "Mädchen- und Jungssachen" vorhält, sondern alle Möglichkeiten offenlässt und sie selbst entscheiden lässt, was sie zu ihrer Leidenschaft machen.
Ob der physische Aspekt eine Rolle spielt? Schwer zu sagen. Kamper meint: "Ich glaube, eine Frau müsste mehr tun. Wir haben im Vergleich zu Männern körperliche Nachteile in Bezug auf sportliche Kompetenzen oder Kraft. Aber ich glaube, dass heutzutage, da alles so komplex ist, eine Frau rein vom physischen Aspekt her in der Formel 1 mithalten könnte."
Rennfahrerinnen geraten schnell ins Schussfeld
Gegenüber Frauen im Motorsport herrschen nach wie vor Vorurteile, Kritik an einer Rennfahrerin wird gerne und schnell ausgeübt. Bis heute fragen manche Menschen ernsthaft, was denn eine Frau in einem "Männersport" verloren habe.
Sophia Flörsch ist übrigens die erste Frau, die in der Geschichte der Formel 3 in die Punkteränge fuhr.
Weiter erklärt Kamper: "Ob ich nun in der Formel Renault Zwölfter, Fünfter oder Vierter werde, hängt oft eher mit finanziellen Aspekten zusammen. Wenn ich finanziell besser aufgestellt bin, kann ich mehr Testtage absolvieren und mehr fahren, was zu besseren Ergebnissen führt. Dennoch habe ich dieselbe Perspektive wie ein Fahrer auf dem Podium, denn ich weiß, was es braucht, um schnell zu sein. Viele sagen dann: 'Nun ja, sie wurde Zwölfter und hat nichts erreicht, Punkt.' Aber so einfach ist das nicht. Solche Aussagen kommen oft von Leuten, die nicht wirklich im Rennsport aktiv sind."
"Aber du bist für eine Rennfahrerin doch viel zu hübsch"
Im weiteren Gespräch mit Corinna Kamper erzählt sie mir noch weitere kuriose Dinge, die sie sich im Laufe ihrer Laufbahn anhören musste.
Die F1-Academy ist eine rein weibliche Rennserie, in der ab 2024 auch die Formel-1-Teams aktiv mitwirken. Jedes Team fördert eine Fahrerin, sie fährt unter anderem mit der Lackierung des jeweiligen Rennstalles.
Für Kamper gilt: "Es geht nicht darum, dass wir unbedingt rein weibliche Rennserien brauchen - wir brauchen die Präsenz von Frauen. Mehr Kinder und Mädchen, aber auch Erwachsene und Eltern sollten sehen, dass es auch Frauen in der Formel 1 und im Motorsport gibt, die diesen Sport mit Leidenschaft ausüben. Es ist wichtig, dass sie verstehen, dass Motorsport nicht nur für Jungs ist."
Denn durch die Medienpräsenz der Formel-1-Teams richtet sich automatisch auch mehr Aufmerksamkeit auf die F1-Academy, deren Rennen im Rahmen der Formel-1-Wochenenden ausgetragen werden.
Doch die Frage ist: Wann sehen wir das nächste Mal eine Formel-1-Fahrerin?
Natürlich habe ich Corinna Kamper nach ihrer Einschätzung gefragt: "Ich glaube, die nächste Formel-1-Fahrerin sitzt momentan irgendwo im Kartsport, vielleicht sogar im jungen Kartsport. Ich glaube, für viele, die jetzt in der F1 Academy sitzen, wie Doriane Pin, die unglaublich ist und schon in anderen Klassen ihre Fähigkeiten bewiesen hat, kommt diese Chance vielleicht zu spät."
"Ein paar Mädels zeigen bereits großes Potenzial. Die richtige Formel-1-Fahrerin ohne Verbindungen, wie beispielsweise ein Vater wie Lawrence (Anm., Stroll), der eine Tochter hat, könnte eine andere Geschichte sein. Aber wenn alles so läuft, wie es sollte, glaube ich, dass wir vielleicht in fünf, sechs oder sieben Jahren die nächste Formel-1-Fahrerin haben werden", so die 29-Jährige weiter.
Wie sieht eigentlich die Lage in Österreich aus? Generell hat Österreich im Vergleich eher weniger Rennfahrer, vom weiblichen Nachwuchs ganz zu schweigen. Mit Charlie Wurz stellt Rot-Weiß-Rot immerhin einen Formel-3-Fahrer.
Was können wir also als Schlussfazit festlegen? Nun, es ist ein positiver Trend erkennbar, vor allem was die mediale Präsenz von Rennfahrerinnen betrifft. Doch das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein - denn es müssen endlich alle akzeptieren, dass Frauen genauso das Recht auf eine Motorsportkarriere haben wie Männer.
Junge Mädels sollen die Möglichkeit bekommen, ihre Leidenschaft für das Rennfahren zu entdecken und diese ohne Vorurteile ausleben zu können. Der Weg ist noch weit.