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Hirscher: "Das Ärgste, das ich je erlebt habe"

Ski meets MotoGP: Warum sich Hirscher wie ein deutscher Ski-Schüler fühlte.

Ski meets MotoGP: Warum sich Hirscher wie ein deutscher Ski-Schüler fühlte.

Der Dank richtet sich in erster Linie an KTM. Der Hersteller aus Oberösterreich ermöglichte Hirscher dieses Abenteuer. Als "Fahrlehrer" für den Ski-Star diente kein geringerer als MotoGP-Pilot Johann Zarco, zweifacher Moto2-Weltmeister.

Hirscher: "Wie wenn ich einem Deutschen Skifahren lerne"

"Johann fuhr einhändig voraus und hatte den Zeigefinger am Asphalt, um dann zu sagen: Weiter runter", schildert Hirscher seine erste Versuche. Mit einem Augenzwinkern ergänzt er: "Nicht falsch verstehen, aber ihr kennt's meinen Schmäh: Das ist, wie wenn ich einem Deutschen Skifahren lerne."

Ob Hirscher besser Motorrad fährt als so mancher Deutscher Ski sei dahingestellt, aber Zarco hatte für seinen Schüler nur Lob übrig. "Er hat genau zugehört, was ich ihm erklärt habe und alles sehr schnell verstanden", sagt der Franzose. 

Schon am Montag tastete sich Hirscher langsam an die Königsklasse unter den Motorrädern an, fuhr eine Moto2-Maschine. Am Dienstag bändigte er dann das MotoGP-Bike von KTM. "Er hat mein kleines Baby genommen", grinst Zarco, "aber ich hatte keine Angst um mein Bike." 

Bei Hirscher hingegen war der Respekt vor allem vor dem MotoGP-Bike riesig, wie er zugibt. "Ich war sehr erleichtert, als ich mit dem Moto2-Bike halbwegs gut unterwegs war. Ich habe gewusst, dass ich mit dieser Maschine zumindest die Start-Ziel-Gerade fahren kann, ohne dass was passiert und der ganze Aufwand umsonst ist. Aber das MotoGP-Bike ist schon schon nochmal was ganz anderes", sagt Hirscher vor einer großen Medienrunde.

Hirscher: "Mensch und Maschine sind weg und der Geist ist hinterher"

Der Moment, in dem er zum ersten mal das MotoGP-Bike von KTM aufheulen ließ, sei beeindruckend gewesen. 


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„Das ist das Schnellste und Ärgste, was ich je erlebt habe was Beschleunigung betrifft. Ich habe in meiner Karriere bis jetzt viel erlebt, aber das überschreitet eine Grenze."

Marcel Hirscher

"Das ist das Schnellste und Ärgste, was ich je erlebt habe, was Beschleunigung betrifft. Ich habe in meiner Karriere bis jetzt viel erlebt, aber das überschreitet eine Grenze. Die Beschleunigung kann man mit nichts vergleichen. Mensch und Maschine sind weg und der Geist ist hinterher -  so könnte man das beschreiben", erklärt Hirscher voller Begeisterung. "Einfach Wahnsinn, wenn man das selbst spüren kann, was die Jungs da Woche für Woche leisten."

Gewohnt ehrgeizig habe der siebenmalige Weltmeister und zweifache Olympiasieger auch auf dem Motorrad versucht, mögliche nützliche Komponenten des Skifahrens einfließen zu lassen. 

"Das Skifahren half mir beim Motorradfahren - vorsichtig und bedacht sein. Man beruft sich immer wieder auf die Erfahrung aus seinem eigenen Sport, weil einem das immer helfen kann. Ich habe jedes Mal versucht, die Parallele zum Skisport zu finden", so Hirscher. 

Hirscher: "Mal nicht auf die Zeit geschaut"

Wirklich viele Parallelen zwischen dem Skifahren und Motorradsport gibt es allerdings nicht. "Man macht wesentlich mehr mit dem Kopf, der Nacken ist sehr viel in Bewegung. Dass die Achsen und das Blickfeld mitgehen, war eine Umstellung. Die Abfahrer würden da vielleicht kein Problem haben, aber für einen Slalom-Fahrer ist es schon ungewohnt, wenn der Körper immer mitgeht. Bei uns soll der Oberkörper immer im Zentrum bleiben und ist normal ruhig, von da her war es schon eine Umstellung."

Auch seine Schräglagen auf der Ski-Piste seien mit jenen auf der Rennstrecke nicht vergleichbar. Einen großen Unterschied zu seinem Beruf als Skifahrer gibt es noch: "Diesmal habe ich gar nicht auf die Zeit geschaut. Ich wollte nicht auf Zehntel schauen, so haben die letzten 15 Jahre funktioniert. Ich genieße es, wenn ich mal ein bissl Zeit liegen lassen kann", sagt Hirscher. "Ich wollte einfach Spaß haben."

Hirscher: "Ich kann nicht Motorrad fahren"

Österreichs Motorrad-Legende Gustl Auinger wollte für Hirscher im Spaß sogleich eine Wildcard für den Motorrad-Grand-Prix in Spielberg (9. bis 11. August) beantragen, aber dieser lehnte dankend ab.

"Schuster bleib bei deinen Leisten, das war nur spazieren fahren. Für mich war es schon Rennfahren, aber wenn ich sehe, dass Johann einhändig fährt, dann merkt man: Das ist just for fun. Jeder hat sein Limit."

Auch eine Karriere im Motorradsport kommt für den passionierten Motocross-Fahrer nicht infrage. "Man muss die Kirche wirklich im Dorf lassen, ich kann nicht Motorrad fahren. Als Hobby könnte ich es mir aber schon vorstellen, denn es ist ein schönes Gefühl, fast schon ein Genuss."

Wie es mit seiner Ski-Karriere weitergeht, wollte Hirscher übrigens noch nicht verraten. Offiziell hat der achtfache Gesamtweltcup-Sieger noch keine Aussagen zu seiner Zukunft gemacht.

Das wird sich aber wohl am 6. August ändern, dann lädt Hirscher zu seinem traditionellen Presse-Termin im Sommer. 

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