Binder: "Es war alles am Limit"
"Die erste Runde konnte ich noch pushen, dann sind mir die Reifentemperaturen in den Keller gefallen. Es war alles am Limit, die Bremsen waren kalt und haben nicht mehr funktioniert. Ein paar Mal dachte ich mir, jetzt ist es vorbei. Mein Gamble ist aber voll aufgegangen", meinte der zweifache MotoGP-Sieger weiter.
Die Freude war nicht nur bei ihm groß, auch bei KTM war man nach dem ersten Saisonsieg im Wetter-Chaos von Spielberg sprachlos. "Es ist unglaublich! Den Heim-GP bei diesen Bedingungen so zu beenden, ist der Wahnsinn. Ich finde momentan nicht die richtigen Worte, wir sind einfach fertig", erklärte KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer.
Die größte Kritik an Binder seien immer seine Leistungen im Regen gewesen, "aber heute hat er es umgedreht", betonte Beirer gegenüber "Servus TV".
Bagnaia: "Brad ist mit den Slicks unglaublich gefahren"
Wäre der Grand Prix in Spielberg noch eine weitere Runde gegangen, wäre das Risiko wohl knapp nicht aufgegangen. Auf der Schlussrunde holten Francesco Bagnaia und Jorge Martin, die sich zuvor beide den Regenreifen abholten, über 13 Sekunden auf den in Führung liegenden Binder auf.
Genau diese 13 Sekunden lag der KTM-Pilot schlussendlich auch vor den Ducatis. Der Zweitplatzierte Bagnaia hat nach dem Rennen ein Lob für den Rennsieger parat: "Glückwunsch an Brad, der mit den Slicks im Regen unglaublich gefahren ist."
Die Entscheidung zum Motorradwechsel sei Bagnaia "nicht leicht gefallen. Wir haben es probiert. Am Ende dachte ich, dass ich Vierter wäre, aber es war sogar der zweite Platz. Ich glaube, der erste Sieg ist nicht mehr weit", sagte der Italiener nach seinem fünften Podestplatz in der MotoGP.
Sein Werkskollege und Rennsieger vom vergangenen Wochenende Jorge Martin konnte die letzte Runde nicht in Worte fassen: "Das war unglaublich! Kurz vor Schluss war ich Elfter oder Zwölfter und dachte, ich hätte mein Rennen zerstört. Am Schluss waren alle so langsam. Da habe ich dann einfach wie verrückt gepusht."
Gelber Nebel und "Danke-Fahne" für Rossi
Einer der Leidtragenden war MotoGP-Legende Valentino Rossi. Der italienische Altstar war einer der wenigen Fahrer, die wie Rennsieger Brad Binder auf den Trockenreifen am Red Bull Ring blieben.
Vor Anbruch der letzten Runde war der 42-Jährige sogar auf Platz drei zu finden, danach wurde er aber noch bis auf Rang acht durchgereicht und verpasste sein 200. Podium in der MotoGP haarscharf.
Es war auch die Abschiedsvorstellung Rossis an genau jener Stelle, wo er vor 26 Jahren seinen ersten Podestplatz einheimste. Damals pilotierte er seine Aprilia in der 125cc-Klasse auf den dritten Platz. In Österreich wurde Rossi von gelbem Nebel der Fans begleitet, ein Hubschrauber flog mit einer riesigen "Danke-Fahne" über den Ring.
Die letzte Tour des neunfachen Motorrad-Weltmeisters findet in zwei Wochen in Silverstone seine Fortsetzung. Für den Grand Prix von San Marino in Misano Mitte September plant "Il Dottore" bereits eine große Feier. "Wir werden etwas für die Fans organisieren. Es wird sehr emotional."