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Russland-Connection gefährdet René Binders Pläne

Der Österreicher soll eigentlich für ein russisches Team in der WEC fahren.

Russland-Connection gefährdet René Binders Pläne Foto: © Gerhard Kuntschik

Am 10. März wird René Binder in die USA aufbrechen, um die Saison im World Endurance Championship, der FIA-Langstrecken-WM, zu beginnen. 

Der 30-jährige Zillertaler absolviert am 12./13. März in Sebring den offiziellen Vorsaisontest ("Prolog") und am 18. den ersten von sechs WM-Läufen über 1.000 Meilen (Doppelveranstaltung mit den 12 Stunden von Sebring der IMSA-Meisterschaft). So hat er es geplant.

Doch der Krieg des russischen Präsidenten Vladimir Putin gegen die Ukraine samt allen Restriktionen gegen russische Firmen und Sportler könnte auch für den Tiroler Langstreckenspezialisten Folgen haben – und die Saisonplanung über den Haufen werfen.

Denn: Binder hat einen Kontrakt mit G-Drive Racing, einem 2012 gegründeten Erfolgsteam in der LMP2-Klasse mit mehrfachen Titeln in der Europäischen Le Mans-Serie und einer WEC-Meisterschaft neben 17 Rennsiegen. G-Drive steht für den Sponsor, der eine Tochtermarke des russischen Energiekonzerns Gazprom ist.

Portugiesische Lizenz als Lösung?

Teamkollegen des Tirolers sind der Australier James Allen (25) und Ex-F1-Pilot Daniil Kvyat (27). Die Macher des Teams sind wie Kvyat Russen: Roman Rusinov, der einen zweiten Oreca-Gibson in den 24 Stunden von Le Mans und die gesamte ELMS (u.a. mit der Münchnerin Sophie Flörsch) bestreiten soll, und Alexander Krylov.

Dass der Le-Mans-Veranstalter ACO die für 28. Februar angekündigte Publikation der Nennliste für den Klassiker "aus administrativen Gründen" verschob, sorgte bereits für Spekulationen (wobei es hier nur Akzeptanz von Bewerbern/Teams geht und nicht um Fahrerbesetzungen).  

G-Drive fuhr bisher mit russischer Lizenz, das Einsatzteam ist aber der in Portugal ansässige Rennstall Algarve Pro. Binders Berater Edi Nikolic glaubt, dass ein Antreten mit portugiesischer Lizenz Probleme verhindern bzw. lösen könnte. Für Algarve fuhr 2021 Ferdinand Habsburg in der ELMS, Binder und der Kaiser-Urenkel hatten gemeinsam für G-Drive vor einem Jahr die Asia Le Mans-Series gewonnen.

Ohne Plan B nach Sebring

Der Weltrat des Automobilverbandes (FIA) entschied Dienstag, dass "russische und weißrussische Fahrer, individuelle Bewerber und Offizielle nur in neutralem Auftritt oder unter FIA-Flagge" weiter in FIA-sanktionierten Bewerben antreten dürfen. Das Verwenden von Flaggen, Hymnen oder Symbolen dieser Länder ist verboten. Kvyat hat sich auf seinem Twitter-Kanal für eine friedliche Lösung des Konflikts und gegen militärische Aktionen ausgesprochen.

Der 40-jährige Moskauer Roman Rusinov ist seit Jahren eine fixe Größe auf der Langstrecke und lebt überwiegend in Spanien. Er war 2000 der erste russische Pilot, der ein internationales Rennen in Europa gewinnen konnte (Formel-Renault-Finale). Als der in Kanada lebende russische Geschäftsmann Alex Shnaider das Jordan-Team zu Midland F1 machte, wurde Rusinov Testfahrer (2005/06). Alexander Krylov ist ein Regionaldirektor von Gazprom Neft und der Förderer des Motorsport-Engagements.

Gerüchte, dass G-Drive nicht am WEC teilnehmen werde/dürfe, blieben bisher unbestätigt. Die Nennliste für Sebring ist noch "provisorisch", bei G-Drive fehlt eine Fahne, als Nationalität wird aber "RAF" (Russian Automobile Federation) angegeben.

René Binder wird jedenfalls nach Sebring fliegen – hat aber offenbar noch keinen "Plan B" in der Hinterhand...

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