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Habsburg und Safety Cars - eine Problembeziehung

Bei den sechs Stunden von Spa-Francorchamps greift Ferdinand Habsburg mit seinem Team nach dem Sieg. Doch das Safety Car funkt dazwischen:

Habsburg und Safety Cars - eine Problembeziehung Foto: © getty

So erfolgreich Ferdinand Habsburg in den Saisonen 2021 (Le-Mans-Sieg und WM-Titel) und 2022 in der Langstrecken-WM für das belgische Team WRT unterwegs war, so sehr verfolgt ihn heuer das Pech. Und zwar mit Safety-Car-Phasen, die seine Mannschaft (wie alle anderen) in der Strategie nicht berechnen kann.

Bei den sechs Stunden von Spa-Francorchamps rückte am Wochenende das Safety Car nicht weniger als vier Mal aus, dazu kamen drei "Full Course Yellow"-Phasen.

Habsburg und seine Partner Robin Frijns sowie Sean Gelael führten das Rennen in der LMP2-Klasse mehrfach an, mussten aber jeweils unter "grün" zum Service an die Box, während die Konkurrenz mit dem Timing mehr Glück hatte und weniger Zeit bei den Stopps verlor.

Noch 45 Minuten vor dem Ende griff Frijns als Führender (der Österreicher hatte in erster Position übergeben) nach dem Sieg, doch am Ende schaute nach 146 Runden mit 27,9 Sekunden Rückstand auf die Teamkollegen Delétraz/Kubica/Andrade nur Platz sechs heraus.

"Gunst des Augenblicks" nicht auf Habsburgs Seite

"Es sah lang nach einem Sieg der #31 (Habsburg und Co., Anm.) aus, dann hätten beide Autos gewinnen können, am Ende war die #41 glücklicher", resümierte Teamchef Vincent Vosse, "aber beide Mannschaften zeigten, wie konkurrenzfähig sie sind."

Bachler in den USA wieder auf dem Podest 

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Habsburg, der im dritten freien Training auf auftrocknender Bahn mit einer Sensationsrunde die drittbeste Zeit erzielt hatte (bei 13 stärkeren Hypercar-Autos!), war natürlich trotz ausgezeichneter persönlicher Leistung frustriert: "Heute brauchte man die Gunst des Augenblicks, die wir leider nicht hatten. Jetzt heißt es runterkommen und sich bestmöglich auf Le Mans vorbereiten."

Ähnliches Schicksal für Bortolotti

Fast identisch lief der dritte WM-Lauf für Mirko Bortolotti im Prema-Oreca.

Der Wiener, mit Teamkollegen Daniil Kwjat und der sensationellen, erst 19-jährigen Ferrari-Challenge-Meisterin Doriane Pin unterwegs, lag fast ständig in der Spitze, doch in der letzten Safety-Car-Phase passierte ein Regelverstoß, der mit einer dreiminütigen (!) Stop-and-go-Strafe geahndet wurde.

Damit fiel die Mannschaft auf den letzten Platz der LMP2 zurück. "Abhaken und voll auf Le Mans konzentrieren, das heuer mehr als sonst zählt", bemerkte der Wiener. "Wir haben unsere Lektionen gelernt und werden in Le Mans stärker zurückkommen", befand der frühere F1-Pilot Kwjat – der mit italienischer Lizenz die Ausgrenzung russischer Fahrer umgangen hat.

Schnelle Damen machen Schlagzeilen

Was in der Formel 1 weiter Utopie ist, gelingt im Langstreckensport: Junge Damen am Steuer und noch dazu erfolgreich!

Nicht nur Pin im Prema-LMP2, die zeitweise um die Führung kämpfte, fiel in den Ardennen auf.

Eine eigene Geschichte schrieb Lilou Wadoux. Die eben erst 22 Jahre alt gewordene Ferrari-GT-Werkfahrerin feierte mit Alessio Rovero und Luis Pérez Companc im Richard-Mille-488 GTE den Klassensieg bei den GT-Autos und durfte als erste Pilotin seit Gründung des World Endurance Championship (2012) zur Siegerehrung auf das oberste Podest kommen.

In der Fahrerwertung (GTE) ist Wadoux mit ihren Teamkollegen Zweite. Nicht weniger überzeugend hält sich das Trio der Iron Dames mit der Dänin Michelle Gating (29), der Schweizerin Rahel Frey (37) und der Belgierin Sarah Bovi (33), die in Belgien Fünfte wurden und auch in der WM Platz fünf einnehmen. In Portimao kam das Trio auf Platz drei. Die Eisernen Ladies, heuer in einem Porsche 911 GT3 unterwegs, werden von der Präsidentin der FIA-Kommission für Frauen im Motorsport, Deborah Mayer, gefördert.

Zwei Chefinnen hatten in Belgien aber weniger Grund zur Freude. Die aus den USA angereiste Direktorin für Sportwagenrennen bei Cadillac, Laura Wontrop Klauser, sah zwar einen fünften Gesamtrang von Westbrook/Lynn/Bamber, aber auch den fürchterlichen Unfall von Renger van der Zande am Ausgang von Eau Rouge, bei dem der Niederländer unverletzt dem völlig zerstörten LMDh-Boliden entstieg.

Und Peugeot-Markenchefin Linda Jackson konnte mit der wieder enttäuschenden Vorstellung ihrer Teams (14. und 17. gesamt mit zwei Runden Rückstand auf die siegreichen Toyota) gar nicht zufrieden sein. Wobei das Peugeot-Manko am Auto und nicht an den Fahrern liegt.

Binder freut sich auf Le Mans

Auch ein weiterer heimischer Langstreckenroutinier freut sich auf Le Mans: René Binder hatte kürzlich einen souveränen Einstand im Duqueine-Team, als er mit dem früheren F1-Testfahrer und WEC-Weltmeister Neel Jani und Nicolas Pino Gesamtzweiter in den vier Stunden von Barcelona, dem Auftakt der Europäischen Le-Mans-Serie, wurde.

Binder und Co. gewannen dabei die Pro-Wertung mit dem Oreca-LMP2, auf den Gesamtsieg fehlten nach rundenlangem Duell mit Yoluc/Eastwood/Delétraz nur 2,363 Sekunden.

Da Duqueine einen Startplatz in Le Mans fix hat, wird auch der Zillertaler erneut die 24 Stunden in Angriff nehmen, in denen er im Vorjahr die Pro-Am-Wertung der LMP2 gewinnen konnte.

NFL-Legende Brady wird Motorsportfan

Das 100-Jahr-Jubiläum des berühmtesten Langstreckenrennens der Welt wird am 10. und 11. Juni eine Fülle von Prominenten anlocken.

Bereits jetzt ist bestätigt, dass einer der (Sponsor-)Partner des Porsche-Kundenteams Jota (debütierte in Spa-Francorchamps mit einem respektablen sechsten Gesamtrang) "ganz privat" samt Sohn dabei sein wird: Football-Legende Tom Brady.

Der 45-jährige siebenfache Superbowl-Champion kam über einen Freund aus der Investmentbranche mit Jota-Hauptsponsor Hertz und so mit dem Langstreckensport in Verbindung. "Aber es wird ein privater Besuch sein, den Tom genießen will. Er wird keine Interviews geben", ließ ein Jota-Mitarbeiter wissen.

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