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Spa-Farce: "Gebt den Fans das Geld zurück"

Hamilton mit scharfer Kritik, Rennleiter wehrt sich - die Reaktionen nach dem Chaos in Spa.

Spa-Farce: Foto: © getty

Der Grand Prix von Belgien - ein Rennen, das eigentlich gar keines war - sorgt für einige Diskussionen.

Nach einer Startverzögerung von mehr als drei Stunden wegen anhaltend starken Regens wurden am Abend vor Einbruch der Dunkelheit nur zwei Runden hinter dem Safety Car abgespult, um ein Ergebnis in die Wertung zu bringen. Verstappen wurde vor Williams-Überraschungsmann George Russell und WM-Leader Lewis Hamilton zum Sieger erklärt - das genaue Resultat des Qualifyings vom Vortag.

Mit zwei Runden bzw. 14 Kilometern war es das bisher kürzeste Rennen der Formel-1-Geschichte. Erstmals seit Malaysia 2009, als sintflutartiger Regen kurz nach Rennhälfte für einen Abbruch gesorgt hatte, wurden halbe Punkte vergeben. Für volle Zähler hätten mindestens 75 Prozent der ursprünglichen GP-Distanz von 308 km zurückgelegt werden müssen. Das war im Verlauf des langen Nachmittages in den belgischen Ardennen immer unrealistischer geworden.

"Ich frage mich, warum wir das Rennen noch einmal gestartet haben. Ich mein, ich weiß warum …", kritisiert Lewis Hamilton die Entscheidung der Verantwortlichen und merkt mit Nachdruck an: "Es gab keinen Zeitpunkt, an dem wir hätten Rennen fahren können."

Er kenne die "politischen Spielchen" im Hintergrund nicht, meint der siebenfache Champion, aber: "Der Sport hat eine schlechte Entscheidung getroffen. Wir als Sport haben bessere Werte als diese."

Der Brite geht sogar soweit und erklärt bei "Sky": "Geld regiert die Welt. Und es war buchstäblich so, dass die zwei Runden des Rennens ein reines Geldszenario waren. Jeder bekommt also sein Geld, und ich denke, die Fans sollten es auch zurückbekommen. Ich denke, dass den Fans ein Rennen geraubt wurde. Sie sollten ihr Geld zurückbekommen." 

Die Formel 1 fühlte sich nach der stundenlangen Farce zumindest zu einer Entschuldigung bei den Fans veranlasst: "An unsere Fans an der Strecke und zu Hause: Danke für euer Engagement und eure Geduld. Trotz aller Bemühungen war es einfach nicht möglich, ein komplettes Rennen zu absolvieren. Sicherheit steht immer an erster Stelle", heißt es in einem Statement. 

Red Bull: "Wir sind nicht stolz auf diesen Sieg"

Dennoch steht am Ende des Tages ein Ergebnis in den Büchern, mit Max Verstappen als Sieger.  

"Wir sind nicht stolz auf diesen Sieg", sagt Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko auf "Sky". "Ich glaube, der Veranstalter und die Verantwortlichen haben alles versucht, das Rennen über die Bühne zu bringen, damit die Verpflichtungen erfüllt sind mit dieser Kompromisslösung."

Auch der Steirer übt Kritik am stundenlangen Warten und Hinhalten der Fans. "Es war eine große Unsicherheit da, geht's los, geht's nicht los. Es war kein angenehmer Renntag und man sollte sich da für die Zukunft etwas Besseres einfallen lassen."

So hätte man laut Marko aufgrund der anhaltend schlechten Wetterprognosen gleich eine längere Unterbrechung kommunizieren können. "Oder man verschiebt das Rennen auf Montag. Auch das wäre eine Möglichkeit gewesen."

Das schien für die Verantwortlichen jedoch keine ernsthafte Option gewesen zu sein. Und so klatschte Verstappen nach dem endgültigen Abbruch mit seinem Team ab. Am Ende gab es auch die niederländische Hymne zu hören. "Es ist ein Sieg, aber so willst du ihn eigentlich nicht", sagt der 23-Jährige. "Im Nachhinein war die Pole Position sehr wichtig. Es ist aber natürlich schade, dass wir hier keine Rennrunden drehen konnten."

Auch wenn nur die halben Punkte verteilt wurden, Verstappen verringert damit seinen Rückstand in der WM aus Lewis Hamilton auf drei Punkte. "Wir haben uns hier stark gefühlt. Aber besser drei Punkte hinten als überhaupt keine Punkte", meint Helmut Marko zum WM-Kampf.

Wolff: "Diese halben Punkte sind ärgerlich"

Bei Mercedes sieht man das naturgemäß anders. "Diese halben Punkte sind ärgerlich, aber so ist das Reglement", meint Toto Wolff im ORF-Interview. 

Der Teamchef ist nicht mit allen Entscheidungen von Rennleiter Michael Masi einverstanden. "Nicht zu starten definitiv richtig, dieses Prozedere hinterm Safety-Car hätte man sich wahrscheinlich sparen können."

Rennleiter Masi verteidigt sich bei "Sky", man habe alle Möglichkeiten, die das Reglement und der Sportkodex bieten, genutzt. Eine Verschiebung auf Montag sei aus diversen Gründen von Anfang an "keine Möglichkeit" gewesen. 

"Leider war es uns nicht möglich, dieses Mal die volle Distanz zu fahren. Wir hatten aber die Möglichkeit durch den Sportkodex, die Uhr anzuhalten. Das taten wir, um uns die Chance zu wahren, in das Wetterfenster zu gelangen und Fahrbetrieb zu kriegen."

Man habe zuvor die Information bekommen, dass es ein Wetter-Fenster geben würde, in dem man fahren könnte. "Wir sind dazu verpflichtet, eine 10-Minuten-Warnung an alle Beteiligten auszusenden. Also sagten wir uns: Versuchen wir, dieses Fenster zu treffen."

Wirklich besser wurden die Bedingungen allerdings nicht...

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