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Toto Wolff wittert Verschwörung gegen Mercedes

Der Motorsport-Chef war nach dem Brasilien-Triumph von Hamilton fuchsteufelswild:

Toto Wolff wittert Verschwörung gegen Mercedes Foto: © getty

Sieg im Sprint durch Valtteri Bottas, Sieg im Rennen durch Lewis Hamilton, dazu den Vorsprung in der Konstrukteurs-WM auf Red Bull Racing auf elf Punkte ausgebaut. 

Mercedes erwischte rein ergebnistechnisch ein perfektes Wochenende in Brasilien, lieferte im engen WM-Kampf mit dem Austro-Rennstall ein dickes Ausrufezeichen. Und trotzdem ist absolut nicht alles eitel Wonne, zumindest wenn es nach Motorsport-Chef Toto Wolff geht.

Der 49-jährige Wiener war in diesen Tagen sehr emotional in seinen Aussagen, so auch nach dem Rennsieg von Brasilien. Wolff wütet im "Sky"-Interview: "Wir wussten, wir müssen fünf Plätze weiter hinten starten. So ist es nunmal. Dann gestern disqualifiziert zu werden, während vor dem Rennen munter an Max' (Verstappen, Anm.) Auto herumgeschraubt wird, und dann diese absolute Sauerei, keine Strafe zu bekommen für das Rausdrängen."

"Es wird gegen uns geschossen!"

Dabei spricht der Motorsport-Chef den harten Zweikampf in Runde 48 zwischen dem bis dahin führenden Max Verstappen und Hamilton an. Der Mercedes-Pilot saugte sich mit DRS-Unterstützung im Windschatten an Verstappen heran, überholte den Niederländer auch. Der löste die Bremse am Scheitelpunkt und drängte sich selbst und Hamilton von der Strecke.

Dass der WM-Leader für diese Aktion keine Strafe bekam, sei "eigentlich peinlich für die Rennleitung", merkt Wolff an. "Hartes Racing, er (Max Verstappen, Anm.) fährt sensationell mit dem Messer zwischen den Zähnen – das kann er und er positioniert sich auch richtig gut, aber wenn du das machst, musst du mit einer Fünf-Sekunden-Strafe rechnen. Wenn du die Konsequenz nimmst, ist dieser Move okay. Aber das als Racing Incident zu werten und unter den Teppich zu kehren..."

"Das ganze Wochenende war eine Achterbahn, uns wurden Sachen an den Kopf geworfen. Aber am Ende haben wir gewonnen und sind Dritter geworden", war der Österreicher zumindest mit dem Rennergebnis zufrieden. 

Dann holt der Mercedes-Chef noch einmal aus, wittert eine Verschwörung der FIA im WM-Kampf: "Es wird gegen uns geschossen! Das wird jetzt alles aufgearbeitet in den nächsten Tagen, weil das können wir nicht auf uns sitzen lassen. Da werden Entscheidungen getroffen, die nicht nachvollziehbar sind. Es hilft ja jetzt auch nicht, schmutzige Wäsche zu waschen. Das machen wir dann direkt. Irgendwo gibt es eine Grenze!"

Neuer Motor versetzt Konkurrenz ins Staunen

Grenzen, die im Fight um die Einzel- und Konstrukteurs-Weltmeisterschaft schon längst verschoben wurden. So auch in der Entwicklung der jeweiligen Boliden, wo Mercedes Red Bull nun deutlich voraus scheint. Denn der neue Motor, der an diesem Wochenende erstmals bei Lewis Hamilton eingesetzt wurde, ist dem Honda-Motor von Red Bull um Längen voraus.

Ein ums andere Mal zog der Brite schon im Sprint mit einer spielerischen Leichtigkeit an seinen Konkurrenten vorbei, so auch im Rennen. Insgesamt 24 Plätze machte Hamilton im Wochenend-Verlauf gut, versetzte die Formel-1-Welt ins Staunen.

Wolff zeigt sich mit dem Mercedes-Aggregat trotzdem nicht wunschlos glücklich: "Unser Motor hat leider unheimlich viel Verschleiß, wir kämpfen auch mit der Haltbarkeit. Diese Kombination ist tödlich und deswegen haben wir auch so viele neue Motoren genommen."

Der Wiener richtet auch eine Kampfansage in Richtung Red Bull: "Jetzt ist wieder ein neuer Motor bei Hamilton drin und der geht richtig gut. Bis zum Ende der Saison werden wir die Motorleistung halbwegs halten können, erwarten keinen Abfall."

"Jetzt haben sie den Killer geweckt!"

Mit einem "Killer" namens Lewis Hamilton im Auto, stehen die WM-Chancen von Mercedes nach diesem Wochenende doch nicht mehr so schlecht, wie es nach dem Grand Prix von Mexiko der Fall war. 14 Punkte trennen Verstappen und den siebenfachen Weltmeister noch, drei Rennen sind noch zu absolvieren.

"Was für ein Rennen", atmete der Brasilien-Sieger durch und erklärt: "Ich habe so hart wie möglich gepusht. Aber (im Sprint) als Letzter zu starten und dann noch eine Fünf-Plätze-Strafe zu bekommen, war glaube ich mein härtestes Wochenende."

Der Brite musste viele Widrigkeiten an diesem Wochenende überwinden, um nach dem Rennen vom obersten Treppchen zu strahlen. Daher fühlt sich der erste Sieg seit Russland auch wie der "allererste Sieg an, weil ich das Gefühl habe, so lange nicht gewonnen zu haben", meint Hamilton.

Zum Vorfall mit Verstappen sagt der WM-Zweite: "Ich muss mir das noch einmal ansehen, aber letztendlich war es ein Rennunfall. Und es spielt eigentlich keine Rolle, denn ich habe das Ergebnis geholt, das ich brauchte." Auch im Cockpit habe er sich deswegen keine Gedanken gemacht. "Ich fuhr einfach weiter", betont er.

Ein kleines Manko bleibt nach dem dicken Ausrufezeichen: Nachdem Hamilton den Gurt bereits auf der Auslaufrunde öffnete, wurde ihm eine Geldstrafe in Höhe von 5.000 Euro aufgebrummt, weitere 20.000 auf Bewährung ausgesetzt.

"Es ist leicht an einem so schwierigen Wochenende, niedergeschlagen zu sein. Aber unsere Mannschaft hat eine so tolle Leistung gezeigt – das war die vielleicht beste Mannschaftsleistung, seit ich für Mercedes fahre", strahlt Hamilton trotzdem.

Und Toto Wolff warnte nach der Disqualfizikation am Samstag noch: "Jetzt haben sie in Lewis Hamilton den Killer geweckt!"


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