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Formel-1-Rekordkalender nur minimal besser für Emmissionen

Kritik kommt der Umweltorganisation Greenpeace, die den Kalender als "absurd" und "grotesk" bezeichnet:

Formel-1-Rekordkalender nur minimal besser für Emmissionen Foto: © getty

24 Rennen rund um den Globus: Auf ihrer Mission zur Klimaneutralität hat die Formel 1 im Kalender mit Rekordlänge Anpassungen zur Reduzierung der CO2-Emissionen vorgenommen. Diese fallen allerdings minimal aus, der Reisestress ist in der kommenden Saison noch immer enorm.

Im Vergleich zum laufenden Jahr, in dem aufgrund zweier Absagen "nur" 22 Grands Prix stattfinden, reduzierten sich die theoretisch zurückgelegten Flugkilometer eines F1-Mitarbeiters nur um 5,68 Prozent.

Fast 200.000 Flugkilometer pro Team-Mitglied

Insgesamt 193.139 Flugkilometer wird ein Mitglied eines Formel-1-Teams, das in England stationiert und bei allen Saisonrennen dabei ist, laut APA-Berechnungen im Jahr 2024 in etwa zurücklegen. Also fast fünf Mal den Globus umrunden. Angenommen wurde dabei, dass nur Direktflüge absolviert werden.

Im ursprünglichen Kalender 2023 mit ebenfalls 24 Rennen wären es noch 204.773 Flugkilometer gewesen. Die Reisen aller Mitarbeiter, ein Tross von mehr als 1.000 Menschen, machen laut eines Umweltberichts der Formel 1 aus dem Jahr 2019 genau 27,7 Prozent aller in der Königsklasse verursachten Emissionen aus. Der Verbrauch der Boliden beläuft sich demnach auf nicht einmal ein Prozent.

Eine "stärkere Regionalisierung" des Kalenders soll nun "den logistischen Aufwand verringern und die Saison nachhaltiger gestalten", hatte die Formel 1 zuletzt mitgeteilt. Dabei hoben die Organisatoren den "besseren Flow" von Rennen in bestimmten Regionen hervor.

Dieser ist zum Saisonstart in Bahrain und Saudi-Arabien, bei den Europa-Rennen im Sommer oder am Ende des Jahres beim "Triple-Header" in den USA, Mexiko und Brasilien zwar gegeben. Dennoch weist der Kalender folgenschwere Probleme und Defizite in Bezug auf die Reisekilometer auf.

Greenpeace kritisiert F1-Kalender scharf

Der Große Preis von China kehrte ins Programm zurück und findet nun nach dem Rennen in Japan statt, das in den April vorverlegt wurde. Allerdings gibt es zwischen den Rennen eine zweiwöchige Pause, der F1-Zirkus wird deshalb vorwiegend nach Europa zurückkehren und wenig später wieder nach Asien reisen.

Auch vor und nach den Rennen in Australien und Miami gibt es jeweils zwei Wochen Pause, der Grand Prix von Kanada findet zwischen zwei Europa-Rennen statt. Für die NGO Greenpeace widerspricht dieser Ablaufplan klar dem Vorhaben der Formel 1, nachhaltiger zu werden.

"Beispielsweise sind die Rennen in den USA und Kanada alle einzeln geplant, sodass immer wieder getrennt angereist werden muss. Die Reihe der europäischen Rennen werden durch ein Rennen in Kanada unterbrochen. Das ist absurd", hieß es von Greenpeace Österreich. "Grotesk" sei es grundsätzlich, den Saisonstart im März in Jeddah und das letzte Rennen in Abu Dhabi im November abzuhalten.

F1-CEO gelobt Besserung

Es brauche eine komplette Umstrukturierung des Kalenders: "Rennen müssen auf einem Kontinent nach dem anderen ausgetragen werden, anstatt wie bisher mehrmals pro Saison zwischen den Kontinenten zu wechseln."

Als Weltmeisterschaft mit klimatischen und vertraglichen Beschränkungen werde es immer Reisen geben, die nicht vollständig regionalisiert werden können, erklärte die Formel 1. So haben Rennveranstalter in ihren Verträgen teilweise Wunschtermine verankert, die ein Herumschieben der Events erschweren.

Stefano Domenicali, Präsident und CEO der Formel 1, versicherte aber: "Unser Weg zu einem nachhaltigeren Kalender wird sich in den kommenden Jahren fortsetzen, da wir im Rahmen unserer Verpflichtung zu Net Zero 2030 den Betrieb weiter optimieren werden."

Woher kommt der Großteil der Emmissionen?

Der größte Anteil der CO2-Emissionen entfällt mit 45 Prozent auf die Logistik, also den Transport der tonnenschweren Ausrüstung (Boliden, Motoren, Reifen, TV-Produktionen etc.). Im Juni teilten die Formel 1 und ihr Logistikpartner DHL mit, dass für die Europa-Rennen 2023 eine neue Flotte mit 18 Lastkraftwagen zum Einsatz kommt.

Diese werden etwa 10.600 km zurücklegen und neuerdings mit Bio-Kraftstoff angetrieben. Das soll die Emissionen um mindestens 60 Prozent im Vergleich zum herkömmlichen Kraftstoff verringern, hieß es. Auch Frachtflugzeuge und Schiffe werden in einem ausgeklügelten System zum Transport des Equipments herangezogen.

Auch Teams selbst sind gefordert

Einige F1-Teams arbeiten indes selbst eifrig daran, den CO2-Fußabdruck zu verringern. "Wir fliegen zum Teil mit Sustainable Aviation Fuel. Bei den Flügen, wo wir es nicht finden, machen wir Book-and-Claim, also wir gleichen unseren Anteil am Treibstoffbedarf des Flugs durch Käufe von nachhaltigem Treibstoff aus", hatte Mercedes-Boss Toto Wolff im APA-Gespräch kürzlich erklärt. Zudem werde der Energiebedarf der eigenen Fabrik sowie Büros aus grünen Quellen gespeist.

"Ein Sport wie die Formel 1 kann nie klimaneutral sein, aber durch die Umsetzung echter Klimaschutzmaßnahmen erheblich verbessert werden", sagte Ursula Bittner, Wirtschaftsexpertin bei Greenpeace Österreich.

"Insgesamt muss die Anzahl der Reisen in der Formel 1 auf ein Minimum reduziert werden. Bei den Teilnehmenden, aber auch bei den Zuschauenden. Denn allein im letzten Jahr haben über fünf Millionen Menschen die Formel 1 besucht. Auch das Anreisen mit Privatjets, dem umweltschädlichsten Verkehrsmittel der Welt, muss aufhören."

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