news

"Oma" Verstappen sah Sieg nicht kommen

Max Verstappen bezwingt Mercedes und ist zu Scherzen aufgelegt. Wende in WM?

Foto: © getty

Die Mercedes-Dominanz ist durchbrochen - Max Verstappen sei Dank!

Der Red-Bull-Pilot beendet mit seinem Sieg beim Jubiläums-Grand-Prix in Silverstone die Soloshow der Silberpfeile, die zuvor alle vier Rennen der aktuellen Saison gewonnen hatten. 

"Das habe ich nicht kommen sehen", gibt Verstappen nach seinem Triumph zu. "Was für ein großartiges Rennen. Ich denke, wir haben alles perfekt gemacht."

Für den Niederländer ist es der neunte GP-Sieg seiner Karriere, der erste seit Brasilien im November des Vorjahres. Red Bull feiert den 63. Rennsieg der Teamgeschichte. In Silverstone unweit der Fabrik in Milton Keynes hatte der österreichisch-englische Rennstall seit Mark Webber 2012 nicht mehr gewonnen.

Da durfte auch schon in der letzten Runde am Weg zum Sieg gescherzt werden, funkte Verstappen an seine Red-Bull-Crew: "Habt ihr auch wieder genug getrunken? Und vergesst die Händedesinfektion nicht, ihr habt sicher auch geschwitzt."

Verstappen: "Sitze hier nicht rum wie eine Oma"

Ins Schwitzen brachten Verstappen und Red Bull das Mercedes-Team, das im britischen Hochsommer mit Blasenbildung zu kämpfen hatte. Der von Platz vier gestartete Verstappen zog von Beginn an relativ problemlos seine Runden und jagte überraschend die im Training und in der Vorwoche noch deutlich überlegenen Silberpfeile.

In der Frühphase des Rennens warnt sein Renningenieur Verstappen sogar, zu nahe an den Mercedes von Bottas ranzufahren. Doch der 22-Jährige setzt seinen eigenen Kopf durch: "Ja, aber das ist die einzige Chance, die ich habe, um nah an die Mercedes ranzukommen. Ich sitz' hier nicht rum wie eine Oma!", so die Antwort.

Während Bottas und Hamilton wegen des hohen Verschleißes früher an die Box mussten, übernahm mit Verstappen erst zum zweiten Mal in dieser Saison ein Nicht-Mercedes-Fahrer die Führung - und baute diese sukzessive aus. Selbst ein mittelmäßiger Stopp vermochte den Niederländer nicht zu bremsen. Er kam hinter Bottas auf die Strecke zurück, presste sich aber sofort wieder außen am Finnen vorbei.

Auch bei den zweiten Boxenstopps behauptete sich Verstappen vor Bottas. Hamilton blieb länger auf der Strecke. Das Rennen auf den malträtierten Reifen ohne weiteren Stopp zu Ende zu fahren, ging sich für den sechsfachen Weltmeister aber nicht aus.

"Nach dem ersten Stint sah es danach aus, dass wir sehr gut zu den Reifen waren. Natürlich war es eine Frage, wie sich Mercedes auf den harten Reifen schlägt. Wir hatten eine Menge Pace am Auto, ich hatte eigentlich gar keine Reifenprobleme. Wir haben einfach gepusht, und es ist ein unglaubliches Ergebnis, hier zu gewinnen", jubelt Verstappen.

Verstappen: Keine Wende in der WM

Der 22-Jährige, der in den vergangenen vier Rennen aufs Podest fuhr, ist nun mit 30 Punkten Rückstand erster Verfolger von Hamilton in der WM, Bottas ist mit 34 Punkten Rückstand Dritter. WM-Stand >>>

Auf die große Wende im WM-Kampf solle man jetzt allerdings nicht hoffen, erklärt Verstappen bei "Sky". Er habe seinen Sieg vor allem den Reifen zu verdanken.

"Die Reifen waren für diese Strecke eigentlich etwas zu weich. Es ist etwas schade, dass wir das nicht auch auf anderen Strecken haben, denn normalerweise kommen wir mit einem Stopp durch, weil die Reifen so robust sind", so Verstappen.

Hersteller Pirelli reagierte nach den Reifenplatzern in der Vorwoche für den zweiten Teil des Silverstone-Doppels mit einem höheren vorgeschriebenen Reifendruck. Dieser scheint Red Bull besser entgegengekommen zu sein als Mercedes.

Die Regel dürfte das aber nicht werden, so realistisch ist auch Verstappen. "Man muss auch ruhig bleiben. Normalerweise ist Mercedes noch immer das dominante Team."

Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko gibt sich da schon etwas optimistischer. "Wir kommen näher. Unsere größte Schwäche ist das Qualifying. Aber wir haben immer gesagt, die WM ist für uns noch nicht vorbei. Man vergisst, dass wir das erste Rennen in Österreich vom Speed her auch gewinnen hätten können. Vom letzten Sonntag rede ich gar nicht. Es läuft nicht ganz glücklich, aber wir sind froh, dass wir uns wieder aufgerappelt haben. Max ist bereits Zweiter in der WM. Die Richtung stimmt", erklärt der Steirer bei "Sky". 

Mehr werde man erst in Barcelona wissen. Dort steigt bereits nächsten Sonntag das sechste Saisonrennen. "Wir freuen uns schon. 34 Grad angeblich", grinst Marko. 

Kommentare