news

McLaren-Geheimtest mit IndyCar-Stars in Spielberg

Formel-1-Rennstall testet hinter geschlossenen Türen in Spielberg - und das mit IndyCar-Starpiloten. LAOLA1-Experte Gerhard Kuntschik klärt auf.

McLaren-Geheimtest mit IndyCar-Stars in Spielberg Foto: © getty

Mit dem Bemühen von Red Bull/AlphaTauri um den jüngsten Sieger der IndyCar-Geschichte, Colton Herta, rückte die führende amerikanische Monoposto-Serie wieder mehr ins Blickfeld der Formel 1 und deren Fans.

Der 22-jährige Herta wird es mangels Superlizenz wohl nicht schon 2023 in die Formel 1 schaffen – wobei die abschätzige Bewertung von IndyCar im umstrittenen Punktesystem der FIA für die F1-Lizenz mit ein Grund war, warum die Formel-1-Tür für Herta (vorerst) verschlossen bleibt.

Doch Ambitionen, in die Formel 1 einzusteigen, haben auch andere Topfahrer der IndyCar-Serie: Alex Palou und Pato O'Ward. Beide testen in dieser Woche einen Vorjahres-McLaren MCL35M auf dem Red Bull Ring.

Es ist für beide eine weitere Gelegenheit, McLaren von ihrem Potenzial zu überzeugen. Denn bereits vor zwei Wochen saßen die beiden auf dem Catalunya-Kurs im orangen Boliden. Auch wenn beide bei uns wenig bekannt sind, waren sie auch schon in Europa aktiv.

Palou in den USA von Top-Team gescoutet

Palou ist Katalane, 25 Jahre alt, wuchs unweit des Catalunya-Kurses auf und durchlief GP3 (2015/16), die japanische F3 (2017), die Formel Renault V8 (2017), die Formel-3-EM (2018) und die japanische Super Formula (2019), ehe er für die Saison 2020 in die USA "emigrierte" – und nach dem 16. Gesamtrang mit Dale Coyne für 2021 von Chip Ganassi in ein Topteam geholt wurde.

Der Routinier hatte das richtige Gespür: Palou wurde schon im zweiten Jahr in den USA Champion mit drei Rennsiegen. Heuer schloss er die Saison als Gesamtfünfter, aber mit dem Sieg im Finale in Laguna Seca ab.

Im Juli kam es zur amerikanischen Version der "Piastri-Saga". Ganassi verkündete die Vertragsverlängerung mit Palou für 2023, der Katalane dementierte energisch, tags darauf gab ihn McLaren als Kaderpilot (offen, für welche Serie) bekannt.

Es ging zu Gericht, im September erst folgte der Kompromiss: Palou fährt 2023 weiter IndyCar für Ganassi, darf aber für McLaren F1-Tests absolvieren.

Red-Bull-Berater Marko förderte O'Ward

Der 23-jährige Mexikaner O'Ward kam 2013 kurz nach Europa, wechselte aber 2015 in die USA und kam 2018 zum Debüt bei den IndyCars; 2019 fiel das Talent auch Helmut Marko auf, der ihn Mitte der Saison ins Red-Bull-Juniorteam beförderte und ihn einmal F2-Luft schnuppern sowie als Ersatz für den gefeuerten Dan Ticktum japanische Superformula-Atmosphäre fühlen ließ (wie auch Lucas Auer).

Alex Palou träumt von Einsätzen in der Königsklasse des Motorsports
Foto: © getty

Die Red-Bull-Verbindung wurde 2020 nicht fortgesetzt, O'Ward kehrte zu den IndyCars zurück und fuhr für Arrow McLaren: Vierter 2020, Dritter 2021 mit den ersten zwei Siegen, heuer Siebenter mit zwei weiteren Erfolgen.

Palou mit Vorvertrag bei McLaren

Palou soll für 2024 bereits einen Vertrag mit McLaren in der Tasche haben. Ob IndyCars, F1 (eher unwahrscheinlich angesichts der Konstellation mit Lando Norris und Oscar Piastri) oder ganz etwas anderes ist offen. O'Ward absolvierte bereits in Abu Dhabi im Vorjahr 92 Testrunden im McLaren.

Es wäre keine Überraschung, sowohl Palou als auch O'Ward noch heuer an einem Freitag im ersten Training in der Formel 1 zu sehen – Palou in Austin, O'Ward in Mexiko?

Eine McLaren-Sprecherin bestätigte auf Nachfrage von LAOLA1 den mehrtägigen Test in Spielberg. Mögliche Formel-1-Freitag-Auftritte werden "in Kürze kommuniziert".


Kommentare