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Das F1-Budgetlimit und seine Kontrolle: Eine Absurdität

Chancengleichheit mit der Brechstange? Jedenfalls gehört die Regel überarbeitet, wenn nicht absurde Kostenpunkte bestraft werden sollen. Kommentar:

Das F1-Budgetlimit und seine Kontrolle: Eine Absurdität Foto: © getty

Man stelle sich vor: Die UEFA verhängt eine Budgetobergrenze im Klubfußball.

Und zwar derart, dass - sagen wir - Bayern München, Manchester City und Real Madrid Mitarbeiter entlassen, Spieler verkaufen und Trainingseinheiten kürzen müssten. Damit - sagen wir wieder - Bochum, Brentford oder Girona mehr Chancen haben, der Spitze und damit einem Titel näher zu rücken.

Absurd? Genau.

Genau das macht aber die FIA in der Formel 1 mit der Budgetobergrenze von 145 Millionen US-Dollar für 2021 (plus Inflationsbonus von rund 3,5 Mio. Dollar), deren Einhaltung nach endlosem Prüfprozess drei Teams nicht bestätigt wurde.

Von Einreichfristen bis Aufwandsentschädigungen

Williams, den kleinen Gaunern, wegen Versäumnis der Einreichfrist - 25.000 Dollar Strafe. Was Zahlungsverspätung beim heimischen Finanzamt bedeutet, kann sich jeder vorstellen.

Aston Martin, den etwas größeren Gaunern, wegen unkorrekter Kostendarstellung der neuen Fabrik, von Bonuszahlungen, des neuen Simulators, des Windkanals, auswechselbarer Teile, der Verpflegung in der Fabrikskantine, Möbeln in der Fabrik, von Sponsoren geleisteten Diensten usw. – 450.000 Dollar Strafe, zahlbar in 30 Tagen ab 26. Oktober, plus Übernahme der Verfahrenskosten.

Red Bull Racing, den für alle anderen Supergaunern, wegen Überschreitung des Ausgabenlimits um 2,16 Mio. Dollar oder 1,6 Prozent sieben Mio. Dollar Strafe, Verfahrensgebühren und zehn Prozent weniger Windkanalzeit für die nächsten zwölf Monate.

Die von der FIA-Kommission beanstandete Kostenüberziehung bei RBR entfiel u. a. auf Verpflegung der Mitarbeiter (!), Sozialversicherungsbeiträge (!!), Aufwandsentschädigung für Lehrlinge/Praktikanten (!!!), Aufwand für Antriebseinheiten, Aufwand für bestehende Einrichtungen, irrtümliche Kostenweitergabe an Red Bull Powertrains und Reisespesen.

Das Budgetlimit muss treffsicherer werden

Abgesehen davon, dass die "reichen" Teams allesamt bereits zu teils massivem Stellenabbau gezwungen wurden, um im Limit zu bleiben, ist die Beanstandung von Verpflegungskosten, Sozialversicherung etc. nicht nur absurd, sondern verhöhnend.

Nämlich unter dem Aspekt, was alles NICHT ins Budgetlimit eingerechnet werden muss: Die Entlohnung der drei bestverdienenden Angestellten, aller Fahrer (Stamm, Test, Simulator – bis zu sieben also) sowie aller Marketingausgaben.

Wie wär's mit einem Verbot von Privatfliegern für Teamchefs und Starpiloten? Da wäre mehr einzusparen als bei Fish&Chips in der Fabrikskantine.

Das heißt, Mercedes kann sorgenfrei 40 oder mehr Millionen an Herrn Hamilton überweisen, wohl etwas weniger an den Miteigentümer aus Wien, und Red Bull braucht sich keine Gedanken über die 30 Millionen oder so für Herrn Verstappen machen – wohl aber über das Menü in der Kantine und die soziale Absicherung der reduzierten Belegschaft.

Wenn also Red Bull in diesen Bereichen spart, kommen die "armen" Teams wie Williams, Alfa Romeo oder Haas der Spitze technisch näher und werden demnächst Weltmeister, so ist ja die Absicht hinter dem Budget Cap. Oder nicht?

Absurder geht es nicht.

Das ist keine Verteidigung der Kostenüberschreitung (und damit eines Regelbruchs) von zwei Teams, aber ein Hinweis auf ein Reglement, das dringend überarbeitet, präzisiert und vor allem auf den wirklichen Zweck ausgerichtet werden muss und nicht Bagatellpunkte zum Strick dreht.

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