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Bahrain 2021: Ein Grand Prix als Beinahe-Abenteuer

LAOLA1-Kolumnist Gerhard Kuntschik berichtet über seine Erfahrungen der "F1 vor Ort 2021":

Bahrain 2021: Ein Grand Prix als Beinahe-Abenteuer Foto: © getty

Es gibt viele Kollegen, die sagen: Ich tu mir das nicht mehr an.

Verständlich. Denn einen Grand Prix der Formel 1 in Zeiten der Pandemie live vor Ort zu verfolgen, das braucht vor allem Geduld und ein Aushalten von Bürokratie.

Der Praxistest lief so:

Vorbereitung, Akkreditierung: Die FIA-Pressestelle, die die Zulassung von Print- und Onlinemedien sowie Fotografen behandelt (Radio/TV liegen beim "Commercial Rights Holder", also Liberty), verlängerte die permanenten Akkreditierungen der Vorsaison auf kurzes Ansuchen hin automatisch – weil in der Pandemie 2020 fast niemand reisen konnte und so die Anwesenheitskriterien von zwei Drittel der Rennen unerfüllbar waren.

Aber: Man muss sich heuer für jeden Grand Prix dennoch einzeln anmelden, die FIA-Pressestelle vergibt die Zulassung nach Zahl der Ansuchen und Plätzen in den jeweiligen Media Centers. In Bahrain waren dort Einzeltische im Meterabstand seitwärts und zwei bis drei Metern Abstand nach vorn und hinten platziert. Geschätzt waren maximal 30 bis 40 Prozent der sonst üblichen Journalisten vor Ort.

Vor der Aushändigung der Jahresakkreditierung musste mit Unterschrift des Journalisten und des Repräsentanten des Medienunternehmens (z.B. ein Chefredakteur) die Einhaltung der allgemeinen Richtlinien ("Arbeitsvertrag") sowie extra die der Covid-Bestimmungen bestätigt werden.

Vor Ort: Die Organisation des Bahrain International Circuit war mustergültig. E-Visa wurden vorab ausgestellt, mit dem Antrag musste auch ein Gesundheitszeugnis mitgeschickt werden, beide waren bei der Einreise vorzuweisen.

Doch Mitarbeiter des BIC erwarteten jede(n) ankommende(n) Akkreditierte(n) schon am Flugsteig, geleiteten ihn/sie zur Passkontrolle, Gepäckausgabe und danach sofort zum Covid-PCR-Test in einer extra aufgebauten Halle. Das Ergebnis kam innerhalb von sechs Stunden über eine App ("BeAware Bahrain"), die man zuvor downloaden musste, aufs Mobiltelefon. Nach dem Covid-Test fragten sofort Mitarbeiter der Leihwagenfirmen nach der Reservierung.

Und ab ging's ins Hotel und in die verpflichtende Isolation, die bis Einlangen des (negativen) Testergebnisses im Hotelzimmer stattfand. Zeitaufwand vom Aussteigen aus dem Flugzeug bis Einchecken im Hotel: 45 Minuten (bei 10 Minuten Fahrzeit vom Airport). So eine Organisation würde man sich auch bei uns wünschen.

Arbeit am Rennwochenende: Die Möglichkeiten waren/sind leider weiter sehr beschränkt, wenn auch die Teilnahme leichter ist als im Vorjahr. Pressekonferenzen sind weiter fast ausschließlich online über Teams, Zoom etc. möglich.

Für Journalisten vor Ort gab es einen schmalen (weil abgegrenzten) Weg aus dem Media Center zum "Pen", einer Art Doppelzaun als Grenze zum Paddock, in das weiter nur TV-Leute Zutritt haben. Hinter diesem Zaun konnte man mit Teammitgliedern sprechen – wenn sie zufällig vorbeikamen oder auf Arrangement über die Pressesprecher. Es war wenig, aber immerhin etwas.

Auf dem gesamten Gelände des Circuits gab es selbstverständlich durchgehend Maskenpflicht (auch im Freien). Im Media Center wurde die Journalisten mit einem eigenen Catering versorgt. Es gab sieben(!) Sanitätsstationen mit jeweils zwei Desinfektionsmittelspendern, Maskenvorrat usw.

Auf dem Areal des BIC gab es zwei Covid-Test-Stationen, eine davon ausschließlich für Akkreditierte (FIA, F1, Rahmenrennen, Medien). Spätestens jeden fünften Tag war ein Test verpflichtend. In meinem Fall reichte nach dem Ankunftstest einer knapp vor der Abreise, der noch bis zur Ankunft in Österreich gültig war. Das Testergebnis war innerhalb von sechs Stunden auf der App.

Das positive Fazit lautete: Endlich wieder realer Kontakt mit realen Menschen – ob F1-Personal, Kollegen oder sonst wem. Angesichts der Situation war die Organisation sowohl durch die FIA als auch durch die Bahraini vor Ort hervorragend.

P.S. Ich wollte nicht einer derer sein, die das gesamte Covid-Protokoll – medizinisch wie juristisch – aufzusetzen hatten. Ich hätte Albträume.

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