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Alle 23? Bis zu einem Red-Bull-Solo ist es noch weit

George Russell wirft schon die Flinte ins Korn und prophezeit einen Red-Bull-Durchmarsch. Warum das nicht garantiert ist. Das Bahrain-Fazit:

Alle 23? Bis zu einem Red-Bull-Solo ist es noch weit Foto: © getty

Red Bull dominiert in Bahrain, die Konkurrenz ist konsterniert – außer Aston Martin.

Eine neue Nummer zwei wähnt man in der Szene, und weit daneben ist diese Analyse nicht. Was Fernando Alonso in den Tests und dann am Rennwochenende bewies, was Lance Stroll trotz seines enormen physischen Handicaps unterstrich (mit Verlaub: der...hmmm...manchmal auch indisponierte Kanadier fuhr mit Beeinträchtigung sein vielleicht bestes Rennen!), muss Ferrari und Mercedes genauso wie dem restlichen Mittelfeld zu denken geben.

Die Reaktionen in den anderen Teams zum zweifachen Doppel der "Bullen" in Qualifikation und Rennen reichte von Achselzucken bis Depression, lediglich Alonso war noch emotionaler als Verstappen, Perez und ihr Team.

Alonso: Wechsel zu Aston Martin war "wie eine Wette"

"Die Entscheidung vor acht Monaten, Alpine gegen Aston Martin einzutauschen, war wie eine Wette", gestand der 41-jährige GP-Senior.

Wer hätte auch gedacht (und auch Alonso konnte nur hoffen, nicht darauf setzen), dass Aston Martins Aero-Abteilung bis zu zwei Sekunden pro Runde (je nach Strecke) im Vergleich zum 2022er-Wagen finden würde?

"Ich hätte noch eine weitere Stunde fahren können", sagte Alonso nach den 1:35 Stunden Rennen – gibt es ein größeres Kompliment für die Techniker, die dieses Auto auf die Räder stellten? Auch wenn der Rückstand des Asturiers auf Perez rund 27 und auf Dominator Verstappen knapp 39 Sekunden betrug.

Anzunehmen ist, dass Charles Leclerc ohne Elektrikproblem ím Ferrari einen schweren Stand gegen Alonso im Kampf um Platz drei gehabt hätte. Teamkollege Carlos Sainz hatte jedenfalls keine Chance, verlor zehn Sekunden auf Alonso.

Ausgebliebenes Winter-Wunder und drohende Stagnation

Ausgebliebenes Winter-Wunder und drohende Stagnation

Aston Martin als Mercedes-Kunde vor dem Werkteam, das verleiht der Formel 1 neue Aspekte, die sie angesichts der existierenden Red-Bull-Vorherrschaft dringend braucht.

Ein Resümee des ersten von 23 Wochenenden sieht für einige Teams nicht gut aus: Ferrari schaffte kein Winter-Wunder wie Aston Martin, Mercedes droht eine Stagnation nicht mehr auf Topniveau. Sogar eine völlige Überarbeitung des aktuellen Wagenkonzepts steht im Raum.

Und im hinteren Mittelfeld wird es noch enger, weil auch Alpine dorthin abgerutscht scheint. Immerhin: Pierre Gasly konnte einen desaströsen Start im französischen Nationalteam mit einer Fahrt von Platz 20 zu zwei WM-Punkten beschönigen, während Esteban Ocons Serie von Verhängnissen und Fehlern (mit drei Strafen) wohl einzigartig bleiben sollte.

Und bei AlphaTauri ist vorerst kein Aufschwung absehbar. Dabei würde die Faenza-Mannschaft dringend Punktresultate brauchen, um Verkaufsgerüchte nicht weiter zu befeuern. Lediglich gute Ergebnisse würden die Mannschaft von Franz Tost aus den Spekulationen nehmen. 

Russell wettet: " Red Bull gewinnt heuer jedes Rennen"

Schwarzsehen hilft der Konkurrenz von Red Bull nicht, am schwärzesten aber noch weniger – wie George Russell, denn der Mercedes-Pilot prophezeite desillusioniert: "Red Bull hat diese WM in der Tasche. Ich glaube nicht, dass wirklich jemand gegen sie kämpfen kann. Ich wette. Red Bull gewinnt heuer jedes Rennen."

Na ja, da muss Bahrain Russell wirklich deprimiert haben. Auch wenn Verstappen/Perez schon im Vorjahr 17 von 22 Rennen gewannen. Aber alle?

Wir erinnern uns an die vergleichbare Situation 1988, als McLaren-Honda mit dem Traum- (für manche Albtraum-)Team Senna/Prost 15 von 16 Läufen gewann. Doch da war Monza, Ayrton Senna führte überlegen, als er beim Überrunden von Williams-Ersatzmann Jean-Louis Schlesser von diesem ins Aus befördert wurde. Glück für Ferrari: Die Scuderia feierte durch Gerhard Berger und Michele Alboreto drei Wochen nach Enzo Ferraris Tod einen "historischen" Doppel-Heimsieg. McLarens "All In" wurde verhindert.

Auch 2023 ist noch jung, vieles kann passieren. Da fällt mir mein früherer Latein-Professor ein, der vor jeder Prüfung süffisant warnte: "Auch Hausherren müssen sterben." Auch in der Formel 1 gilt: Nichts ist garantiert.

Noch eine Bemerkung zum GP von Bahrain (den sich vor Ort u.a. Bernie Ecclestone und Gerhard Berger als Stammgäste sowie Audis Technikvorstand Oliver Hoffmann als "Spion" nicht entgehen ließen): 99.500 Zuschauer an drei Tagen, 36.000 am Sonntag und eine andauernde Partystimmung bis weit in die Nacht hinein – nach 19 Jahren ist die Formel 1 in dem kleinen Königreich wirklich angekommen (und angenommen worden).

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