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Hausleitner: "Will so viel wissen wie Prüller"

LAOLA1 Foto: ©

Vor acht Jahren trat Ernst Hausleitner das Erbe von Kommentatoren-Legende Heinz Prüller im ORF an. Heute ist er gemeinsam mit Experte Alexander Wurz längst nicht mehr von den Übertragungen der Königsklasse wegzudenken.

Während die letzten Jahre von umstrittenen Regeln und der Mercedes-Dominanz geprägt waren, blickt der 48-Jährige vor dem Grand Prix von Österreich optimistisch in die Zukunft: "Die Formel 1 hat ihr großes Wellental durchschritten."

Inwiefern Prüller ein Vorbild ist, wie er sich seinen "Ausraster" in Monaco erklärt und wer die WM in diesem Jahr gewinnen wird, verrät Hausleitner im LAOLA1-Interview.

LAOLA1: Der Vorverkauf für Spielberg läuft wieder deutlich besser als noch im letzten Jahr. Liegt das nur am WM-Duell oder hat das auch andere Gründe?

Ernst Hausleitner: Ich glaube, dass die Formel 1 das große Wellental mit Beginn 2014 jetzt durchschritten hat. Damals war der Österreich-Grand-Prix atypisch, weil durch die Rückkehr viele Zuschauer kamen. Aber der Sport ist in dieser Saison in eine Abwärtsspirale hineingeraten, besonders durch die Umstellung auf das Hybrid-Motorensystem. Da hat es dementsprechend viel negative PR gegeben - nicht zuletzt aus den eigenen Reihen von Bernie Ecclestone und Sebastian Vettel. Diese Kehrtwende scheint heuer wirklich gelungen zu sein. Mit den neuen, breiteren Autos kommt der Sport wieder brachialer rüber. Das scheint den Leuten zu gefallen.

"Er hat schon in allen möglichen Serien beweisen, dass er den Speed hat."

Hausleitner über Lucas Auer

"Heinz hat sich nicht auf seinen Lorbeeren ausgeruht, sondern ist jedem Gerücht, jedem Ansatz von einer Geschichte nachgelaufen."

Erinnerungen an Heinz Prüller

LAOLA1: Mit der Westschleife gibt es ein brisantes Dauerthema beim Grand Prix von Österreich. Glaubst du, dass sich da in absehbarer Zeit etwas tun wird?

Hausleitner: Die Westschleife rennfertig zu machen, wird keine große Aufgabe sein. Das Problem sind dort wie offenbar immer die Anrainer. Aber mir fehlt da der nähere Einblick. Fakt ist, dass die Rundenzeiten deutlich nach unten gehen und wir irgendwann an der Minuten-Grenze kratzen werden.

LAOLA1: Auf ein offizielles Statement vonseiten des Projekt Spielberg wartet man vergeblich. Warum?

Hausleitner: Dafür habe ich vollstes Verständnis. Ich habe keine Vorahnung, aber, wenn es zustande kommt, werden es die Verantwortlichen genau so machen, wie sie es gemacht haben, als der Österreich-Grand-Prix zurückgeholt worden ist. Es war damals die einzig richtige Herangehensweise, niemandem etwas zu sagen und die Öffentlichkeit vor vollendete Tatsachen zu stellen. Ich bewege mich 365 Tage in dieser Materie, habe aber nichts davon gewusst. Ich glaube, dass es jetzt ähnlich sein wird. Sobald das in der Öffentlichkeit diskutiert wird, weckst du schlafende Hunde und es besteht die Gefahr, dass sich das Ganze in eine ungewollte Richtung bewegt.

LAOLA1: Wie schätzt du die Chancen von Lucas Auer auf ein Formel-1-Cockpit ein? Vieles dürfte von einem möglichen Young-Drivers-Test in Ungarn abhängen, oder?

Hausleitner: Ich gehe davon aus, dass er sich dort von einer guten Seite zeigen wird. Er hat schon in allen möglichen Serien bewiesen, dass er den Speed hat. Er ist in einer sehr starken Saison in der Formel 3 gefahren, als Esteban Ocon die Saison gewonnen hat und Max Verstappen Dritter geworden ist. Damals hat er die Meisterschaft als Vierter abgeschlossen und Rennsiege gefeiert. Er hat es also drauf. Aber wir wissen alle, dass in der Formel 1 auch noch ganz andere Komponenten ausschlaggebend sind. Nicht zuletzt auch finanzielle Dinge.

LAOLA1: Wie siehst du seine Saison in der DTM bisher?

Hausleitner: Ich bin aus Baku mit Timo Glock im Flieger gesessen und habe mich mit ihm unter anderem über den Luggi unterhalten. Im Fahrerlager ist er überall sehr beliebt. Außerdem hat Timo gemeint, dass der Umstieg von der Formel 1 in die DTM viel schwieriger ist als umgekehrt. Er begründet das damit, dass du mit dem F1-Auto viel aggressiver fahren kannst, während du mit dem DTM-Auto runder fahren musst. Das sei für einen Rennfahrer schwieriger zu erlernen als andersherum. Er war jedenfalls guter Dinge, dass der Luggi eine gute Leistung zeigen wird.

LAOLA1: Wie bereitest du dich auf einen Grand Prix vor?

Hausleitner: Es ist im Grund genommen ein laufender Prozess, der begonnen hat, seit ich kommentiere. Es gibt wahrscheinlich keinen Tag, an dem ich mich nicht mit der Formel 1 auseinandersetze, weil die Informationsflut doch enorm ist. Die intensive Vorbereitung beginnt für mich immer am Mittwoch vor dem Rennen. Ich bin da ganz oldschool unterwegs, schreibe ein Buch und diese dicke Schwarte trage ich dann die ganze Saison mit und darin schreibe ich mir die wichtigsten Sachen auf. Ein paar Gedankenstützen zu den Teams, den Fahrern aber auch zum Austragungsort. Ganz nach dem Motto: Was man sich aufschreibt, merkt man sich. Wie früher in der Schule.

LAOLA1: Inwiefern orientierst du dich da an deinem Vorgänger Heinz Prüller?

Hausleitner: Ich bin ihm insofern zu größtem Dank verpflichtet, als dass er mit seinem unermüdlichen Einsatz und mit seiner Einzigartigkeit den Job des Formel-1-Kommentators zu etwas ganz Besonderem gemacht hat. Er hat es geschafft, dass der Formel-1-Kommentator mit seiner Person so identifiziert wurde, dass für seinen Nachfolger das gleiche gilt. Es war nie die Rede davon, dass verschiedene Kommentatoren für den Job eingesetzt werden. Das hat nur er geschafft. Mit unermüdlichem Einsatz und Ehrgeiz. Von der Methodik her hat er natürlich ganz anders gearbeitet als ich. Ihm sind auch Mittel nicht zur Verfügung gestanden, mit denen ich sehr stark arbeite, allen voran soziale Netzwerke wie Twitter.

LAOLA1: Wie hat er es geschafft, dennoch über ein so enormes Detailwissen zu verfügen?

Hausleitner: Das ist das Resultat von unglaublichem Fleiß. Ich bin seit Herbst 2004 dabei, Heinz hat noch bis 2008 kommentiert. Er war immer der erste, der an die Strecke gekommen ist und der letzte, der nach Hause gefahren ist. Er hat sich auch nicht auf seinen Lorbeeren ausgeruht, sondern ist jedem Gerücht, jedem Ansatz von einer Geschichte nachgelaufen. Insofern ist er mir schon ein Vorbild. Es war mir, als ich zur Formel 1 gekommen bin, ein Anliegen, irgendwann einmal so viel zu wissen wie er. Wenn es in die Historie geht, ist das natürlich unmöglich. Da gibt es wahrscheinlich weltweit keinen, der mehr weiß. Also muss ich schauen, aktuell auf dem letzten Stand der Dinge zu sein. Da hat sich ein gewisser Eifer entwickelt.

LAOLA1: Manchmal wird eine Übertragung auch emotional, zum Beispiel in dieser Saison beim Grand Prix von Monaco, als Ferrari bei vielen für Unmut gesorgt hat. Danach warst du dem Schweizer "Blick" sogar eine Schlagzeile wert. Wie stehst du dazu?

Hausleitner: In dem Fall habe ich mich wirklich geärgert und wahrscheinlich auch überreagiert. Grundsätzlich bin ich nach wie vor der Überzeugung, dass Ferrari das bewusst herbeigeführt hat. Es gibt ja noch immer einige Menschen, die das bestreiten. Davon rücke ich keinen Zentimeter ab. Das war ein abgekartetes Spiel. Es war auch nicht angebracht in dieser Situation, immerhin war es noch früh in der Weltmeisterschaft.

LAOLA1: Wie erklärst du dir im Nachhinein deine Reaktion?

Hausleitner: Wahrscheinlich liegt es daran, dass Kimi Räikkönen noch immer ein Liebling der Massen ist. In einer Umfrage vor zwei Jahren durch die Fahrer-Gewerkschaft GPDA ist er nicht umsonst als beliebtester Fahrer hervorgegangen. Er hat Sympathiewerte, die über alle Vettels, Hamiltons und Alonsos hinausgehen. Es haben sich im inneren Kreis der Formel 1 so viele darüber gefreut, dass er wieder auf der Pole Position stand und es hätten sich irrsinnig viele gefreut, wenn er wieder ein Rennen gewonnen hätte. Ich kann nicht leugnen, dass ich mich auch gefreut hätte, trotz aller Objektivität. Es wäre einfach eine tolle Geschichte gewesen. Wäre es zwischen Fahrer X und Fahrer Y gegangen, hätte ich mich wahrscheinlich besser im Griff gehabt.

LAOLA1: Wer wird die WM heuer für sich entscheiden: Vettel oder Hamilton?

Hausleitner: In Kanada und Aserbaidschan war Mercedes deutlich überlegen – aus welchem Grund auch immer. Darüber gibt es die unterschiedlichsten Spekulationen. Unter anderem über die Ölverbrennung im Benzin von Ferrari, die von der FIA genau beäugt wird, Ferrari sich das jetzt nicht mehr traut und deshalb im Qualifying zurückfällt. Ob das stimmt oder nicht, das will und kann ich nicht beurteilen. Fakt ist, dass die Performance von Mercedes in den letzten beiden Rennen stark an die letzten Jahre erinnert hat. Deswegen glaube ich, dass es Mercedes am Ende machen und Lewis Hamilton Weltmeister wird.


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