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Die EBEL hat ihr siebtes Finalspiel! Den Showdown, auf den sieben Monate, 54 Runden und drei Playoff-Serien lang hingearbeitet wurde. In einer Partie kann sich Red Bull Salzburg zum Champion krönen – oder eben der HC Bozen.

Die Südtiroler krebsten lange am Tabellenende herum, qualifizierten sich mit neuem Trainer gerade noch so für die Playoffs. Serien-Siege gegen den KAC sowie die Saison-Dominatoren der Vienna Capitals, und die Chance auf den Titel für den Underdog war auf einmal da.

Ein Umstand, der Gerechtigkeitsfanatiker auf die Barrikaden treibt. Darf das sein? So viel Eishockey, und am Ende kann ein Nachzügler mit guten Leistungen in den letzten zwei Monaten alles umwerfen, was zuvor geschah? Sogar der gesamte sportliche Wert der Liga wird in Frage gestellt.

Das europäische Verständnis, von klassischen Ligen-Formaten im Fußball geschult, will den Meister als jenes Team verstanden wissen, welches die ganze Saison über konstant gute Leistungen brachte. Dieses Verständnis wird fälschlicherweise auf das amerikanische Playoff-Format umgelegt: Meister wird, wer sich in den entscheidenden Duellen der Besten gegeneinander durchsetzt. Vorher wird nur bestimmt, wer sich überhaupt zu diesen "Besten" zählen darf.

Diesem Prinzip fehlt nicht die Fairness, es erfordert nur einen anderen Betrachtungswinkel. Die Anforderungen mögen exponentiell steigen, aber wer vorher nicht performt, kommt gar nicht erst soweit. Die Voraussetzungen am Start sind für alle gleich.

Diskutiert werden kann über die Rahmenbedingungen. Und die lassen im Falle der EBEL mit zwölf Mannschaften wenig Gestaltungsraum zu. Den Grunddurchgang halbieren? 22 Spiele sind für eine ernsthafte Eishockey-Meisterschaft zu wenig. Die Zwischenrunde oder das Viertelfinale streichen? Dann wird es viel zu früh für einen Großteil der Liga nur mehr um die goldene Ananas gehen.


VIDEO - Highlights: Österreich besiegt Slowenien

(Text wird unterhalb fortgesetzt)


Die EBEL erlebt einen Ausnahmefall, wie er von Playoff-Serien eben möglich gemacht wird. Ein Überraschungs-Champion wird der Liga nicht schaden. Sondern vielmehr den Sinn dafür schärfen, dass sich ein Meister nicht zwangsläufig dadurch definiert, am Ende der Abrechnung eine Tabelle anzuführen. Man reißt nicht "einfach" das Ruder herum. Man bezwingt nicht "einfach" drei der vier Top-Teams in den Playoffs.

Auch die österreichische Fußball-Bundesliga wird sich dem Prinzip der sich zuspitzenden Entscheidung nach der Liga-Reform annähern. Besonders, dass künftig nach der ersten Saisonphase die Punkte halbiert werden, rückt in die Kritik.

Man kann es aber umgekehrt sehen: Der Grunddurchgang wird nicht ab-, der Finaldurchgang vielmehr aufgewertet. Gegen die direkten Platzierungskonkurrenten muss man einerseits häufiger ran, andererseits erhalten diese Duelle durch die Punktehalbierung in der Endabrechnung höheres Gewicht. Und daran ist nichts falsch: Der Meister wird eindeutiger beweisen müssen, dass er besser als der Zweite ist, und zwar auch wirklich gegen diesen.

Eine andere Logik, die Aufrechterhaltung der Spannung als notwendiges Kriterium miteinbezieht. Denn das Zuschauer-Interesse und somit die finanzielle Verwertbarkeit über eine gesamte Spielzeit konstant zu halten, bestimmt den Wert einer Liga im Jahr 2018 mindestens genauso sehr mit, wie die sportlichen Aspekte.

Als Fan muss man lediglich den eigenen Blickwinkel etwas anpassen.

>>> EBEL-Finale 7: RB Salzburg gegen HC Bozen - Freitag, ab 20:20 Uhr im LIVE-Ticker <<<

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