Es ist also passiert.

Marcel Hirscher hat mit seinen Siegen Nummer 54 und 55 in Schladming und Garmisch Hermann Maier als erfolgreichsten österreichischen Skirennläufer – gemessen an Weltcup-Erfolgen – abgelöst.

Was nach Hirschers Sieg in Schladming folgte, war alles andere als großer Sport.

Maier gratulierte Hirscher nach dessen Sieg in Schladming per von seinem PR-Berater etwas kontrovers formulierter Presseaussendung, die – liest man zwischen den Zeilen – zum Ausdruck bringt: Ohne den Motorradunfall hätte Maier deutlich mehr als 54 Rennen gewonnen.

Auch wenn Maier gegenüber der Deutschen Presse-Agentur betonte, dass es eine „offen und ehrlich gemeinte Gratulation zu Marcels Erfolg ohne jegliche Stichelei“ war: Ein einfacher Anruf oder eine kurze Whatsapp-Nachricht wäre einerseits angebrachter gewesen und hätte Maier andererseits jetzt nicht in einem etwas schlechten Licht dastehen lassen.

Hirschers anschließender Blog-Eintrag, in dem er Alberto Tomba für dessen „ehrliche Gratulation“, die von „großem Charakter“ zeugt, dankte, goss zusätzlich Öl ins Feuer. Mittlerweile soll die Sache geklärt sein.

Ohne einem von beiden etwas unterstellen zu wollen: Alles in allem war es eine unnötige Geschichte, die die großen sportlichen Leistungen dieser zwei Ausnahme-Athleten in den Hintergrund rückt. Maier und Hirscher gehören zu den Größten ihrer Zunft.

Die Vergleiche, die dieser Tage gezogen werden, sind jedoch müßig. Erstens, weil die Voraussetzungen zu Zeiten Maiers völlig andere waren als heute und zweitens, weil der generelle Vergleich zwischen einem Allrounder wie Maier und einem Technik-Ass wie Hirscher ohnehin hinkt.

Auch die Art und Weise, wie Maier und Hirscher ihre Erfolgsgeschichten geschrieben haben, könnte unterschiedlicher kaum sein.

Maier, der gelernte Maurer, wurde in seiner Jugend vom ÖSV aussortiert und kämpfte sich auf eigene Faust zurück. Erst im Alter von 24 Jahren gewann der Salzburger sein erstes Weltcuprennen. Seit seinem spektakulären Sturz bei den Olympischen Spielen 1998 in Nagano und dem Gewinn der Goldmedaille drei Tage später genießt Maier über die Grenzen Österreichs hinaus Heldenstatus. Spätestens seit seinem Comeback nach dem schweren Motorrad-Unfall, bei dem er fast ein Bein verloren hätte, gilt er als unzerstörbar. Maier war Abfahrer mit Leib und Seele, ein wilder Hund – auch abseits der Piste. Die Anekdoten über den einen oder anderen Einkehrschwung sind ein Teil der Legende Hermann Maier.

Hirscher ist Profi durch und durch. Der Salzburger betreibt Skifahren in Perfektion, überlässt nichts dem Zufall. Der 28-Jährige hat sich ein Umfeld aufgebaut, das ihm rund um die Uhr zur Verfügung steht. Dem Erfolg wird im „Team Hirscher“ alles untergeordnet. Abgesehen von einem Kahnbeinbruch, der ihm als 21-Jähriger die Teilnahme an der WM 2011 kostete, war Hirscher in seinen zehn Jahren im Weltcup bis zum vergangenen Sommer praktisch nie verletzt. In der Vorbereitung auf die aktuelle Saison brach sich Hirscher dann im Training den Außenknöchel – und fährt nun so stark (bisher 10 Saisonsiege) wie kaum zuvor.

Beide sind Ausnahme-Könner und präg(t)en ihre Zeit. Maier und Hirscher haben jeder für sich Außergewöhnliches geleistet bzw. leisten es immer noch. Man sollte beiden Sportlern ihre Leistungen zugestehen, anstatt ständig zu vergleichen und den „besseren“ und „größeren“ Skifahrer titulieren zu wollen.

Denn große Skifahrer sind Maier und Hirscher zweifelsohne.

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