Heute vor 20 Jahren führte erstmals ein Österreicher die Tennis-Weltrangliste an. Thomas Muster war die Nummer 1 in einer absoluten Weltsportart, der Steirer ist zweifelsfrei eine heimische Sport-Legende. Ist er auch DIE heimische Sport-Legende? Eine stets schwer zu führende, aber interessante und spannende Diskussion: Welche Leistung ist höher einzuschätzen? Nummer 1 der Tennis-Welt zu werden? Dreifacher Formel-1-Weltmeister zu werden wie Niki Lauda? Als rot-weiß-roter Fußballer beim FC Barcelona zu kicken wie Hans Krankl? Wenige Tage nach einem Horror-Sturz Doppel-Olympiasieger wie Hermann Maier zu werden?
Man könnte noch einige ähnliche, nicht minder großartige sporthistorische Leistungen aufzählen. Klar ist: Muster gehört zu den größten Sportlern, die dieses Land jemals hervorgebracht hat. Der Steirer mag übrigens keine Jubiläen, deswegen stellen wir uns gleich die wesentlichere Frage an diesem Tag: Wer folgt dem Muster-Beispiel? In der Redaktions-Konferenz kam unter anderem die Frage auf: Was ist wahrscheinlicher, dass Dominic Thiem einmal die Nummer 1 der Welt im Tennis sein wird oder sich David Alaba irgendwann einmal Weltfußballer des Jahres nennen darf?
Die Skepsis innerhalb der Redaktion überwiegt natürlich in beiden Fällen, aber das Wesentliche: Es ist beides nicht völlig unrealistisch, wenngleich beides (noch) immens weit weg erscheint. Alaba gehört mit 23 Jahren zum etablierten Kreis im Weltfußball, gilt als einer der besten - wenn nicht der beste - Linksverteidiger der Welt (bei der Wahl zur FIFA/FIF Pro World XI 2015 wurde allerdings Reals Marcelo gewählt) und sollte er seinen Karriereweg entsprechend weitergehen und der Bayern-Star irgendwann seine (Lieblings-)Rolle im zentralen Mittelfeld auch im Verein ausüben dürfen, wären die Rahmenbedingungen (Defensiv-Akteure werden in der Regel nicht Weltfußballer) zumindest gegeben. Gut, Xavi und Andres Iniesta hatten zwar auch zweifelsohne das Zeug dazu, doch die Konkurrenten Alabas heißen in etwa sechs Jahren wohl nicht mehr Cristiano Ronaldo (dann 37) oder Lionel Messi (34) - zwei Ausnahmefußballer ihrer Zeit. Dafür dann Neymar (30) oder Paul Pogba (28).
Doch in einem herausragenden Jahr mit Riesen-Erfolg (wie dem Triple mit Bayern 2013), kann auch Alaba in den Kandidatenkreis rutschen. Pep Guadiola lobt zwar gerne und viele Spieler, doch wenn man einen seiner Schützlinge wie Alaba als "Gott" bezeichnet, sagt das auch etwas aus. Aber: Alaba muss seine Vielseitigkeit, auf mehreren Positionen sehr gut spielen zu können, für die Einzigartigkeit, auf einer Position herauszuragen, aufgeben. Dann ist auch in dieser Hinsicht nichts unmöglich.