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Rapids Cup-Fluch: Ausreden seit zwei Jahrzehnten

Rapids Versagen seit 1995 ist kein Zufall, vielmehr Kopfsache und mangelhafte Einstellung.

Rapids Cup-Fluch: Ausreden seit zwei Jahrzehnten

Es brodelte in der grün-weißen Seele.

Im Stadion weniger, denn dorthin verirrten sich ja nur 6.200 Zuschauer – wohl nicht ohne Grund.

Die Daheimgebliebenen dürften schon eine Vorahnung gehabt haben. „Rapid im ÖFB-Cup? Da bleibe ich lieber daheim.“

Und wer will es ihnen verdenken? Auch im 21. Jahr endete die Reise in diesem oft nur als Anhängsel titulierten Bewerb vorzeitig - im Viertelfinale, mit 0:1 gegen die Admira.

Wer kennt denn auch noch Peter Guggi? Jenen Mann, der Rapid mit seinem Goldtor gegen DSV Leoben 1995 letztmals zum Cup-Titel führte. Damals waren einige Stadion-Besucher noch nicht einmal geboren.

Diese kennen nur die seit damals existierende „Liste der Schande“, in die sich die Admira nahtlos einreihte.

Saison

Aus in Runde... Gegner Ergebnis
2015/16 Viertelfinale Admira 0:1
2014/15 Viertelfinale Wolfsberger AC 1:2
2013/14
  1. Runde
LASK 4:5 n.E.
2012/13 Viertelfinale FC Pasching 0:1
2011/12 Achtelfinale SV Ried 1:2 n.V.
2010/11 Semifinale SV Ried 1:2
2009/10 Viertelfinale Austria Kärnten 2:3
2008/09 Achtelfinale SV Ried 2:3
2006/07
  1. Runde
First Vienna FC 3:4 n.E.
2005/06 Viertelfinale SV Mattersburg 0:1
2004/05 Finale Austria Wien 1:3
2003/04 Viertelfinale GAK 1:3
2002/03
  1. Runde
Bad Bleiberg 0:2
2001/02 Achtelfinale Austria Salzburg 1:2
2000/01 Semifinale FC Tirol Innsbruck 0:1
1999/00
  1. Runde
WSV-ATSV Ranshofen 1:4 i.E.
1998/99 Semifinale LASK 0:2
1997/98 Viertelfinale Admira Wacker 1:2
1996/97
  1. Runde
ASK Kottingbrunn 1:2
1995/96
  1. Runde
Admira Wacker 1:4

Zumindest ein größerer Name als Kottingbrunn, Ranshofen, Bad Bleiberg, Vienna oder Pasching – die in den vergangenen Jahren allesamt zu Stolpersteinen für die Wiener wurden.

Reine Kopfsache? Anzunehmen. Denn personell setzte Trainer Zoran Barisic ein Zeichen, wollte mit unveränderter Startelf nichts dem Zufall überlassen und vermitteln, dass der Cup trotz allem ein angestrebtes Ziel ist.

Das Problem waren somit nicht die Namen, die auf dem Platz standen, sondern vielmehr mit welcher Lethargie diese ans Werk gingen. Dadurch wirkte die Aussage vom Chefcoach noch unglaubwürdiger: „Die Einstellung war richtig, die Mannschaft hat alles gegeben und Aufwand betrieben.“

Einige Spieler scheinen hingegen überhaupt noch nicht in der Frühjahrssaison angekommen zu sein. Oder sie waren mit den Gedanken ganz woanders.

Etwa in Bremen? In Gladbach? Oder weiter weg? Auffällig war, dass gerade die wechselwilligen Spieler der hohen Erwartungshaltung nicht gerecht werden konnten.

Besonders Rapids linke Paradeseite enttäuschte. Florian Kainz präsentierte sich fehlerhaft, unauffällig und ohne jegliche Torgefahr. Hat das mit dem verhinderten Wechsel zu den Fohlen zu tun?

Auch sein Hintermann Stefan Stangl ließ die Souveränität vermissen, schaltete sich kaum in die Offensive ein und ließ sich von seinem steirischen Kollegen anstecken. Auch er träumte nach einem starken Herbst bereits vom Ausland und schloss einen Wechsel im Sommer nicht hinaus.

Dazu gesellte sich auch Thanos Petsos – eigentlich ein Schlüsselspieler im grün-weißen Aufbauspiel. Doch vom Deutsch-Griechen, dessen Transfer zu Werder Bremen nach dieser Saison bereits feststeht, war nichts zu sehen.

Zufall, oder nicht? Es dürfte mehr als nur der Cup-Fluch sein, der einige Akteure scheinbar in seinem Bann hält. Schon das Gezeigte gegen den WAC war trotz 3:0-Erfolg nicht das Gelbe vom Ei.

Im Cup zählen aber halt keine Ausreden. Alles oder nichts heißt die Devise – da gibt es im Nachhinein nichts zu reparieren.

Eigentlich ein Grund, topmotiviert zu sein. Doch auch der Anreiz, mit dem Cup-Triumph erst eine Runde später in den Europacup einzusteigen, scheint nicht zu ziehen.

Die Körpersprache verrät dabei sehr viel über die Einstellung eines jeden einzelnen. Ich wage, zu behaupten, jene Cup-Mentalität in keinem Europacup-Spiel Rapids jemals beobachtet zu haben.

Genau darin liegt der Punkt. Aussagen wie "Scheinbar will uns dieser Bewerb nicht" lassen jedoch Tür und Tor offen, sich auch das nächste Mal auf die Cup-Gesetze auszureden.

Und diese kann die grün-weiße Anhängerschaft schon lange nicht mehr hören – genauer gesagt seit 1995.

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