Es war bezeichnend!

Gleichzeitig spiegelte es das Konflikt-Lösungspotenzial des SK Rapid über Jahre besser wider, als man es sich je ausmalen oder zu Papier bringen könnte.

Wie sich der Verein nach dem Skandal im 325. Wiener Derby verhielt, war an Unprofessionalität kaum zu überbieten. So als wollte keiner etwas mit den Negativschlagzeilen zu tun haben, die nach den Wurfattacken auf Raphael Holzhauser, der Spiel-Unterbrechung, der Partie am Rande des Abbruchs und dem abschließenden Flitzer-Platzsturm auf die Grün-Weißen einprasselten.

Während es in den Katakomben des Allianz Stadions heiß herging, versteckten sich die Klub-Granden in den VIP-Räumlichkeiten und blockten diverse Medienanfragen ab.

Geht es darum, Lob einzuheimsen, kriechen diese schnell aus ihren Löchern und sonnen sich zu jeglichem Anlass im Rampenlicht, lassen sich von allen Seiten den Bauch pinseln und müssten eigentlich schon Schmerzen aufgrund der vielen Schulter-Klopfer haben.

Ob Präsident Michael Krammer, Geschäftsführer Wirtschaft Christoph Peschek oder auch Klubservice-Leiter Andy Marek – keine Spur von Reaktion, Deeskalation, Schuld-Eingeständnissen oder Konsequenzen (abgesehen von nächtlichen, standardisierten Tweets, deren Inhalt ohnehin bereits bekannt war).

Sonnenkönige teilen gerne selber aus und lassen sich abfeiern, gleichzeitig könnte die Antwort auf Kritik oder Vorwürfe nicht empfindlicher ausfallen. Entscheidungsträger sind jedoch schlecht beraten, sich vor der Verantwortung zu drücken.

Noch dazu in einer Situation, die alles andere als überraschend kommt, bei der Konsequenzen auf der Hand liegen und ein Konzept für den Fall eines neuerlichen Zwischenfalls längst in der Schublade auf den D-Day warten müsste.

Das Konflikt-Lösungspotenzial erschien in den ersten Stunden nach den Derby-Vorfällen jedoch gleich Null und überführte die Verantwortlichen der eigenen Ratlosigkeit. Möglicherweise, um auch keine überstürzten, vorschnellen Aussagen zu treffen, die man im Nachhinein bitter bereuen würde – so wie Dejan Ljubicic, der nach Einsicht der TV-Bilder zurückruderte und Holzhauser doch keinen Vorwurf machen wollte.

Dann wäre jedoch ein genereller Maulkorb die wohl bessere Lösung gewesen. Sich jedoch rar zu machen und Pressechef Peter Klinglmüller sowie Trainer Goran Djuricin vorzuschicken, war mit Sicherheit nicht der Weisheit letzter Schluss.

Während Ersterer die Sicht des Vereins darlegte – was eigentlich von höherer Stelle erfolgen hätte sollen -, redete sich der Chefbetreuer um Kopf und Kragen.

Seine Theorie einer „Selbstreinigung“ innerhalb der Rapid-Fanszene hinterließ einige staunende und fragende Gesichter. Da es zum einen unrealistisch anmutet und gleichzeitig eine Aufforderung ist, gegenseitig auf sich loszugehen und die Schuldigen zu verbannen.

Wie gesagt, in der Theorie eine interessante Ansicht, nur die Umsetzung macht Sorgen, wenn man bedenkt, mit welcher Gewalt manche Fans prinzipiell schon so für Probleme sorgen. Deshalb müssen diese Aussagen als „unglücklich“ und deplatziert eingestuft werden.

Vor allem, da sich mit etwas Voraussicht, der Trainer an sich gar nicht zu der Causa äußern hätte müssen, wären die Klub-Bosse ihrer Aufgabe – auch in der Krise – nachgegangen.


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In Wahrheit tanzt der Block West Rapid schon seit vielen, vielen Jahren auf der Nase herum. Nun ernten die Hütteldorfer das Ergebnis der Untätigkeit und Freunderlwirtschaft mehrerer Dekaden.

Wenn Stadionsprecher Andy Marek beim Versuch, mehrmals mit Nachdruck auf die drohenden Folgen eines Spiel-Abbruchs hinzuweisen, von der Tribüne bewusst mit gezielten Schmähgesängen gegen die Austria überstimmt wird, dann scheint jedes Mittel zu spät zu sein.

Zu lange hat man zugeschaut, den Dialog mit der Fanszene und die gute Zusammenarbeit betont. Diese Verbindung wurde in den letzten Jahren immer mehr gelöst, mittlerweile kochen die Fans – auch aufgrund personeller Veränderungen - beinahe gänzlich ihr eigenes Süppchen, und Rapid scheinen die Hände gebunden zu sein.

Es verdeutlicht, wie aussichtlos die Lage unter den derzeit herrschenden Umständen ist. Nur radikale Maßnahmen können die Situation entschärfen. Wenn Rapid nicht eingreifen will oder kann, muss dies von Seiten der Bundesliga erfolgen. Dass eine drakonische, saftige Strafe droht, ist nach den zahlreichen Entgleisungen der letzten Jahre ohnehin gewiss.

Im ersten Atemzug der Eskalation hätte die Vereins-Führung einschreiten und die Vorfälle verurteilen müssen. Dies geschieht aller Voraussicht nach erst mit Verspätung, einen Tag nachdem das Fass zum Überlaufen gebracht wurde. Erst nach einer Krisensitzung werden sich die besagten Herren dazu äußern.

Bezeichnend!

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