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ÖFB-Präsident Windtner gegen WM-Boykott

Der ÖFB-Boss hofft dennoch auf eine Verbesserung der Menschenrechtssituation.

ÖFB-Präsident Windtner gegen WM-Boykott Foto: © GEPA

Mit dem Beginn des europäischen Teils der Qualifikation für die Fußball-WM in Katar ist auch die Menschenrechtssituation im Austragungsland der Endrunde 2022 wieder in den Fokus gerückt. Bisher gab es wegen der Menschenrechtsverletzungen öffentlichkeitswirksame Proteste der Nationalmannschaften von Deutschland, Norwegen und der Niederlande. Beim ÖFB hält man sich mit derartigen Aktionen zumindest vorerst zurück.

Verbandschef Leo Windtner bezeichnet gegenüber der APA die Proteste als "absolut legitim", distanziert sich aber von Boykottaufrufen, wie sie vor allem aus Norwegen zu hören sind. "Ein Boykott wird nicht realisierbar sein, und damit würde man die Situation auch nicht verbessern", erklärt der Oberösterreicher.

Druck durch Aufmerksamkeit?

Änderungen zum Positiven könnte die mediale Aufmerksamkeit bewirken, die Katar in den kommenden Monaten zuteilwerden wird. "Wenn das Land im Mittelpunkt der Weltöffentlichkeit steht, ist damit auch wahrscheinlich eine weit größere Möglichkeit der Kontrolle der Menschenrechte gegeben, als wenn man die Scheinwerfer ausblenden würde", sagt Windtner.

Über die aktuelle Menschenrechtslage im arabischen Land macht sich der Oberösterreicher keine Illusionen. "Natürlich ist die Situation nicht mit der in Ländern in der freien demokratischen Welt vergleichbar, das hat man aber bei der Vergabe an Katar mitbedenken müssen und offensichtlich in Kauf genommen", erklärt Windtner.

Der WM-2022-Zuschlag für Katar reiht sich nahtlos in eine Reihe von umstrittenen Vergaben von Sport-Großereignissen ein. Windtner: "Dieses Thema begleitet uns ständig, wenn solche Veranstaltungen an Länder gehen, wo es eine Demokratie in einer von uns gewohnten Form nicht gibt."

Wertekatalog für Ausrichter?

Der ÖFB-Präsident könnte sich vorstellen, dass Länder bei der Vergabe von großen Fußball-Events oder Olympischen Spielen nur dann zum Zug kommen, wenn sie einen - noch zu definierenden - Wertekatalog erfüllen. "Wobei da die Gefahr schon groß ist, dass es ein Papiertiger bleibt", gesteht Windtner.

Zum Thema Menschenrechtsverletzungen in Katar steht der ÖFB schon seit längerem in Kontakt mit Amnesty International, unlängst gab es laut Verbandsangaben ein "konstruktives Arbeitstreffen". Amnesty International riet zuletzt von einem Boykott der WM 2022 ab - aus ähnlichen Gründen, die auch Windtner anführte.

In einer offiziellen Stellungnahme des ÖFB zum Thema Katar heißt es unter anderem: "Der ÖFB verurteilt jegliche Art von Menschenrechtsverletzungen auf das Schärfste." Außerdem heißt es in der Mitteilung: "Wir sind davon überzeugt, dass eine WM vor Ort nachhaltiger wirkt und mehr Verbesserungen für die Bevölkerung und Arbeitskräfte bringt, als von dort wegzugehen, wo man hinschauen sollte."

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