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Mario Mosböck: Ein Ex-St.-Pöltner geht all-in

Grüner Filz statt grüner Rasen! Ex-Kicker Mario Mosböck auf neuen Wegen:

Mario Mosböck: Ein Ex-St.-Pöltner geht all-in Foto: © GEPA

Mario Mosböck weiß noch nicht so richtig, was er mit seinem Leben anfangen möchte.

Das behauptet der 22-Jährige zumindest in seiner Instagram-Beschreibung von sich selbst - dabei begann für den früheren Kicker vom SKN St. Pölten alles nach Plan:

Über die Fußballakademie St. Pölten schafft er es 2014 zu den Profis, im Alter von 18 folgte das Debüt in der Ersten Liga, mit 20 durfte er sich Bundesliga-Spieler nennen.

Doch Ende 2017 folgte der große Cut: Die Fußballschuhe wurden an den Nagel gehängt, Mosböck trat eine bis heute andauernde Weltreise an und tourt von einem Poker-Turnier zum nächsten.

Mit LAOLA1 spricht Mosböck über seinen eingeschlagenen Weg, warum die Fußball-Karriere (vorerst) beendet ist und warum selbstgesteckte Ziele oftmals schädlich sein können:

"War im Profifußball nicht 100-prozentig glücklich"

Vor gut drei Jahren sah nämlich alles noch ganz anders aus. Mosböck durfte 2014 mit 18 Jahren erstmals für den SKN in der Ersten Liga ran, insgesamt sollten es in der Saison 2014/15 neun Einsätze werden, bei denen dem Stürmer ein Treffer und ein Assist gelangen.

"In der Akademie ist das größte Ziel, dass du Profifußballer wirst. Wenn du das erreichst, ist alles super und es macht alles Spaß", erklärt Mosböck seinen Durchbruch.

Das Problem daran: "Wirklich glücklich war ich nicht und wirklich Spaß daran habe ich nicht 100-prozentig gehabt. Man hat die Illusion, dass man auf Ziele hinarbeitet, die meistens mit irgendwelchen Erfolgen zu tun haben. Man will Meister werden, man will aufsteigen, man will in die und die Liga kommen. Ich habe mir gedacht, wenn ich in einer höheren Liga spiele, ist das ein Erfolg und mir macht das Spaß, wenn ich so und so viele Tore schieße, ist das ein Erfolg und mir macht das Spaß. Ich habe den Fehler gemacht, dass ich mich an solchen Sachen orientiert habe."

Für den 22-Jährigen ging auf dem Weg zum Ziel irgendwann der Weg selbst aus den Augen verloren: "In der Zeit, in der man auf ein Ziel hinarbeitet, ist man meistens nicht glücklich als Sportler. Weil es wirklich rein darum geht, das und das zu erreichen. Und dann erreicht man das Ziel und dann denkt man: 'Was ist jetzt eigentlich?' Das ist oftmals sehr ernüchternd."

Missverständnis SC Wiener Neustadt

Auch in der Aufstiegssaison der St. Pöltner 2015/16 kam Mosböck zu sporadischen Einsätzen, in der Bundesliga durfte der damals 20-Jährige gleich am zweiten Spieltag ran, danach nicht mehr. In der Saison 2017/18 sollte ein weiterer Kurzeinsatz folgen, ehe es im August leihweise zu Wiener Neustadt und Trainer Roman Mählich zurück in die Erste Liga ging.

"Im Nachhinein war das keine richtige Entscheidung. Als ich dazugekommen bin, haben sie fünf Spiele hintereinander gewonnen gehabt. Die einzige Position, die ich dort spielen konnte, war Mittelstürmer - und da hat halt der Hamdi (Salihi, Anm.) jedes Spiel getroffen", fasst der Niederösterreicher sein kurzes Gastspiel mit zwei Einsätzen beim SCWN zusammen.

Bereut hat er die Entscheidung dennoch nicht: "Es war dann so, dass ich gewusst habe, dass ich bei Wiener Neustadt nicht weitermachen will. Es war genau der richtige Zeitpunkt, um zu sagen, ich mache zumindest sechs Monate Pause, dann schaue ich, ob ich es vermisse."

"Erfolg macht nicht immer glücklich"

Zu diesem Zeitpunkt hat Mosböck auch Gespräche mit Spielern gesucht, die bereits eine gewisse Anzahl von Erfolgen aufweisen konnten und in der deutschen Bundesliga und der Premier League gespielt haben:

"Jeder, der sagen kann, er macht etwas, was ihm jeden Tag Spaß macht, egal ob er Großverdiener ist oder gerade genug damit verdient, der hat das große Los gezogen"

"Alle haben genau das gleiche gemacht. Auf ein Ziel hingearbeitet, viele Sachen geopfert und dann geglaubt, nach dem Erfolg ist alles super und sie sind glücklich – und es war in vielen Fällen nicht der Fall. Viele haben mir geraten, dass man was machen muss und den Weg wählen sollte, auf dem der Weg selbst Spaß macht."

Endgültig möchte Mosböck, der aktuell hobbymäßig für die sechstklassige Union Hofstetten-Grünau kickt, die Türe zum Profifußball aber noch nicht schließen: "Ich glaube, es ist theoretisch möglich, zurückzukommen. Klar, wenn man drei Jahre kein Profifußballer ist und dann wieder einsteigt, kann man nicht die Ziele erreichen wie einer, der drei Jahre durchtrainiert. Aber ich sage, wenn man sich darauf vorbereitet ein halbes Jahr, ein Jahr, kann man theoretisch wieder einsteigen."

Für den reflektierten Ex-Kicker ist aber mittlerweile klar: "Wenn ich was finde, was mir jeden Tag Spaß macht, ist es für mich der Jackpot. Jeder, der sagen kann, er macht etwas, was ihm jeden Tag Spaß macht, egal ob er Großverdiener ist oder gerade genug damit verdient, der hat das große Los gezogen."

Mosböcks große (Poker-)Weltreise

Seine Erfüllung sucht der Weltenbummler mittlerweile im Reisen: Australien, die USA, Zypern, Spanien, Vietnam, die Philippinen, Indonesien, Kroatien, die Bahamas und Costa Rica bereiste Mosböck alleine 2018 - viele dieser Länder gleich mehrmals.

Bei fast allen Destinationen Pflichtprogramm: Das hiesige Poker-Turnier. Über 250.000 Dollar an Turniereinnahmen konnte Mosböck in diesem, seinem ersten Live-Poker-Jahr erwirtschaften. Online spielte er schon jahrelang neben dem Fußball.

"Was mir am Pokern am meisten Spaß macht, ist, dass man es damit kombinieren kann, neue Sachen zu erleben, wenn man zu Turnieren fährt, und dass es doch noch den sportlichen Charakter hat. Wenn man zu einem Turnier hinfährt, gibt's ein Resultat. Man kann sich verbessern, man kann trainieren", erklärt Mosböck, der mit Fedor Holz einen, wenn nicht den besten Poker-Spieler der letzten Jahre zu seinen engsten Freunden zählt.

Poker-WM als großes Highlight

Seinen bisher größten Poker-Score erreichte Mosböck beim Main Event der World Series of Poker, auch Poker-WM genannt, in Las Vegas.

Beim jährlich ausgetragenen Mega-Turnier mit einem Buy-In von 10.000 Dollar erreichte der St. Pöltner in einem Feld von 7874 Teilnehmern Platz 67 und cashte 108.000 Dollar ab. Ausgeschieden ist Mosböck übrigens gegen einen gewissen John Cynn, der später den ersten Platz und ein Preisgeld von 8,8 Millionen Dollar davontrug.

"Wenn man zum ersten Mal dort ist, merkt man erst wie speziell es ist, es ist der Wahnsinn. Der Hype, den es in Amerika um dieses Turnier gibt, ist absurd", schildert der 22-Jährige sein persönliches Highlight 2018.

Bis an Tag sechs von sieben war Mosböck im Main Event vertreten, auch ein Auftritt am Feature Table, der live von "ESPN" übertragen wurde, war ihm vergönnt: "In Las Vegas rennt das auf jedem Bildschirm. Beim Heimfahren bin ich von jedem Uber-Fahrer erkannt worden. Am nächsten Tag sind 60-jährige Texaner dagestanden und wollten ein Foto und ein Autogramm haben. Das war wirklich ein arges Erlebnis."

Auch 2019 sind wieder einige (Poker-)Reisen geplant. Statt den zwei Wochen, die Mosböck im vergangen Jahr in Las Vegas verbrachte, in denen er über 30 Turniere spielte, sollen es im kommenden Sommer gleich sechs Wochen werden.

Social Media als Karrierepfad?

Dabei verfolgen kann man Mosböck jederzeit über die sozialen Medien.

Auf Instagram betreibt der 22-Jährige einen Account mit über 400.000 Followern, auch einen Youtube-Kanal pflegt er seit Kurzem gemeinsam mit einem Freund.

"Es macht Spaß, Fotos zu machen und sie auf Instagram zu posten. Vielleicht kann man in Zukunft was darauf aufbauen. Auch Youtube möchte ich probieren und schauen, wie man das mit dem Alltag verbinden kann", erklärt der "Influencer".

Auch im kommenden Jahr steht für Mosböck wieder das große Weltenbummeln am Plan. Früher oder später könnte es ihn aber doch wieder zurück ins beschauliche Österreich verschlagen:

"Umso mehr ich von der Welt gesehen habe, umso mehr weiß ich zu schätzen, was wir in Österreich haben. Es ist einfach kaum wo so schön wie in Österreich. Vielleicht gibt es dort einen schönen Strand oder da eine schöne Gegend, aber von der Lebensqualität ist Österreich das Nonplusultra."

Mario Mosböcks Suche nach dem, was er eigentlich mit seinem Leben anfangen möchte, dürfte also noch ein wenig andauern.

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