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Manuel Konrad: Österreichs gefährlichster Torjäger

Nicht Haaland, nicht Weissmann: Er hat im Herbst so viele Tore erzielt wie kein anderer.

Manuel Konrad: Österreichs gefährlichster Torjäger

Wer an die besten Goalgetter des Landes denkt, dem kommen Salzburgs Erling Braut Haaland oder WAC-Stürmer Shon Weissmann in den Sinn.

Der Name Manuel Konrad dürfte hingegen selbst den hartgesottensten heimischen Fußballfans noch kein Begriff sein. Es sei denn, man ist im steirischen Unterhaus schon einmal Opfer des 31-Jährigen geworden - dort trifft Konrad nämlich nach Belieben. Mit einer eindrucksvollen Quote von 34 Toren aus 13 Partien war er in diesem Herbst Österreichs treffsicherster beim ÖFB registrierter Fußballer.

Gegenüber LAOLA1 erklärt der Torjäger, weshalb er beim SV SW Lieboch in der untersten steirischen Liga kickt und warum ein Engagement bei einem Profiklub scheiterte.

Der Stürmer macht aber nicht erst in dieser Saison auf seine Goalgetter-Qualitäten aufmerksam. Mit sage und schreibe 320 Treffern in 335 Kampfmannschaftsspielen ist er seit Jahren Abwehrschreck im steirischen Amateurfußball.

Lieboch "ein reiner Freundschaftsdienst"

Trainer Thomas Neuhold gerät ins Schwärmen: "Egal, in welcher Liga Manuel spielt, er schießt jede Saison mindestens 20 bis 25 Tore. Im steirischen Unterhaus gibt es garantiert keinen besseren Stürmer. Er ist einfach ein Killer im Sechzehner." Auch abseits des Platzes sei er "extrem mannschaftsdienlich und bodenständig". 

In der vergangenen Spielzeit gelangen Konrad in der Gebietsliga bei Kainsdorf sowie in der Unterliga bei Stainz, 18 Saisontore. Warum der Torgarant seit Sommer in der 1. Klasse bei Lieboch anheuert, ist leicht erklärt. "Es handelt sich um einen reinen Freundschaftsdienst", so sein Trainer, "wir sind langjährige Freunde und wollten noch einmal etwas Gemeinsames schaffen - und das ist der Wiederaufstieg."

Der Spieler erklärt: "Thommy erzählte mir, dass es in Lieboch nach dem Abstieg nicht so gut läuft. Ich wohne nur zehn Minuten weg und habe gesagt, ich helfe ihm, dass er aus der 1. Klasse wegkommt."

Bislang läuft alles nach Plan: die "Schwarz-Weißen" belegen in der 1. Klasse Mitte B den zweiten Rang, nur einen Punkt hinter Leader Seiersberg. 

Führer- statt Oberhaus

Der zweifache Familienvater fühlt sich bei seinem neuen Klub zwar pudelwohl, sagt aber auch: "Ohne überheblich zu klingen, bin ich eigentlich schon für Höheres bestimmt. Ich lehnte auch einige Angebote aus besseren Ligen ab."

In jüngeren Jahren streckten sogar steirische Topklubs ihre Fühler nach Konrad aus: "Ich habe auch Angebote von Sturm und dem GAK gehabt". Es gab außerdem Sichtungstrainings, wo ihn "einige Vereine verpflichten wollten".

"Ich war dazumal einfach zu jung und zu blöd. Ich wollte immer nur mit meinen Freunden 'Balli' spielen."

Manuel Konrad

Für den Einstieg in den Profifußball war es dem bei der Müllabfuhr angestellten LKW-Fahrer aber zu früh. "Ich war dazumal einfach zu jung und zu blöd. Ich wollte immer nur mit meinen Freunden 'Balli' spielen, da konnte mein Vater mit mir reden wie er wollte, ich habe mich davon nicht abbringen lassen", gesteht er.  

Eine Entscheidung, die Konrad aus heutiger Sicht nur teilweise bedauert: "Im Nachhinein finde ich es natürlich schade und bereue es auch. Andererseits habe ich jetzt eine Frau und meine Kinder. Wer weiß, ob es sonst dazu gekommen wäre."

Als vor ein paar Jahren der durchmarschierende GAK erneut anklopfte, setzte der Rekordtorjäger abermals andere Prioritäten: "Aufgrund der Arbeit und der Familie passte es mir zu diesem Zeitpunkt nicht."

"Da kamen viele Kisten Bier zusammen"

Die Familie nennt Konrad außerdem als sein Erfolgsrezept: "Seit ich mit meiner Frau zusammen bin, ist es bei mir steil bergauf gegangen. Ich war sportlich wie beruflich immer etwas lasch und wollte nie etwas aus mir machen. Sie hat mich immer angetrieben und motiviert."

Außerdem isst er vor jedem Spiel Spaghetti und wirft einen Blick auf den Kader des Gegners: "Ich kenne mittlerweile einige Spieler, da weiß ich, bei wem ich mir Chancen ausrechnen kann."

Anstatt Geld fürs Kicken zu kassieren, gestaltete sich der Fußball für den Knipser zu einem teuren Hobby. "Ich habe viele Einstandstore geschossen, hinzu kommt, dass ich relativ oft im Team der Runde vertreten bin – da musste ich meinen Kollegen im Laufe meiner Karriere schon die ein oder andere Kiste Bier spendieren", lacht der Routinier.

Seine Reihe an Treffern ermöglichen dem Steirer zwar viel Grund zum Jubeln, das Feiern überlässt er aber lieber Anderen. "Ich bin schon etwas zu alt, um oberkörperfrei auf dem Tisch zu tanzen", schmunzelt er und führt fort: "Ein, zwei Getränke gehen nach den Spielen schon, aber richtig feiern tu' ich selten."

Sein Trainer pflichtet ihm da nur teilweise bei: "Er kann definitiv auch in der dritten Halbzeit Gas geben. Er will zwar nicht im Vordergrund stehen, aber in gewissen Situationen ist er ein Partytyp."

Zwischen EURO und Karriereende

Nachdem er seine Karriere in Murfeld begonnen hatte, streifte Konrad in 23 Jahren 15 verschiedene Trikots über. Ob er nach dieser Saison in Lieboch bleibt oder eine andere Aufgabe sucht "steht noch nicht fest".

Auch ein mögliches Karriereende schließt der Goalgetter nicht aus. "Vielleicht hänge ich die Schuhe im Sommer auch an den Nagel, aber das muss ich auch mit meiner Frau besprechen", erklärt der Familienmensch.

Ein "extra Highlight" würde sich der Murfelder jedoch nicht entgehen lassen. "Wenn mich Franco Foda für die EURO 2020 anruft, wäre ich natürlich sofort dabei", scherzt Konrad. 

"Wäre die 1. Klasse die Bundesliga, könnte er Österreich mit seinem Killernstinkt bestimmt ins Finale bringen", fügt Trainer Neuhold mit einem Augenzwinkern bei.

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