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ÖFB-U21: Mehr als nur ein Team

Die Gregoritsch-Elf als Familie. Vom Kartenspielen und Netflix-Tipps:

ÖFB-U21: Mehr als nur ein Team

In der ÖFB-U21 sind viele lachende Gesichter zu sehen. Natürlich, der Fokus ist da, doch den Druck haben andere, die Österreicher haben Spaß.

Es ist eine gewachsene Gemeinschaft, die die Nation erstmals bei einer U21-EM vertritt. Egal, welcher Spieler auf die Stärken der Mannschaft angesprochen wird, zuallererst wird der Teamgeist hervorgehoben.

„Wir profitieren sehr stark vom Charakter der Mannschaft, das prägt dieses Team. Es ist nicht so, dass jeder hierher kommt, sein Ding durchzieht und dann wieder nach Hause geht. Jeder hat Spaß hier, der Schmäh rennt, wir verstehen uns gut“, sagt Sasa Kalajdzic.

In einer U21 ist das nicht selbstverständlich. Während im Nachwuchs darunter – abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen – immer nur Spieler eines bestimmten Jahrgangs zusammenkommen, sind nun vom Jahrgang 1996 bis zum Jahrgang 1999 Spieler aus eigentlich vier verschiedenen Nationalteams dabei.

Das Grundgerüst und die "Neuen"

Adrian Grbic, einer der „Alten“ im Kader, erklärt: „Es gibt ein Grundgerüst vom 96er-Jahrgang, aber egal, welcher Spieler dazugekommen ist, er hat sich perfekt integriert und wurde auch gut aufgenommen. Die neuen Spieler kennen ja auch Leute, die schon in der Mannschaft sind, das macht es leichter. Der Respekt dem anderen gegenüber ist sehr groß. Wir sind wie eine Familie.“

Dass der 1996er-Jahrgang schon jede Menge gemeinsam erlebt hat – regelmäßige Fehlstarts in Qualis und Turniere, sensationelle Comebacks und insgesamt nun bereits vier Endrunden-Teilnahmen – trägt sein Übriges zum Zusammenhalt bei.

"Es wird schnell man gesagt, dass die Chemie super ist, aber im Endeffekt gehen alle nach Hause, sobald es vorbei ist"

Sascha Horvath

Goalie Alexander Schlager meint: „Es haben sich schon sehr viele Freundschaften gebildet, weil wir uns seit vielen Jahren regelmäßig bei den Lehrgängen sehen. Das macht irrsinnig Spaß. Es ist richtig cool zu sehen, welche menschliche und sportliche Entwicklung die anderen gemacht haben. Manche haben sich gar nicht verändert, seit sie 15 Jahre alt sind, bei manchen ist es in eine komplett andere Richtung gegangen.“

Bei einigen Spielern geht es bereits weit über das normale gute Verhältnis mit Kollegen hinaus. Sascha Horvath erzählt: „Wir hatten Urlaub, trotzdem haben wir etwas gemeinsam unternommen, ich habe mich beispielsweise mit Kvasina und Friedl getroffen. Es wird schnell mal gesagt, dass die Chemie super ist, aber im Endeffekt gehen alle nach Hause, sobald es vorbei ist. Bei uns ist das anders, wir treffen uns auch privat, sind Freunde.“

Gemeinsame Urlaube

Auch Spieler aus der jüngeren Generation haben enge Verbindungen zueinander. Austria-Goalie Patrick Pentz und Salzburg-Profi Xaver Schlager fahren beispielsweise regelmäßig gemeinsam in den Urlaub.

Und dann gibt es da noch den „Sonderfall“ Christoph Baumgartner. Der Hoffenheim-Legionär saß auf der Tribüne, als die 96er bei der U17-EM in der Slowakei aufzeigen konnten, sein großer Bruder Dominik spielte damals, fehlt nun allerdings verletzungsbedingt.

Ob es denn wirklich nie Streit gibt? Grbic erklärt das so: „Es ist bei uns ganz schwer, dass sich jemand auf die Nerven geht. Der Teamspirit ist so stark, dass selten Spannungen zwischen Spielern entstehen, es gibt praktisch nie Streitereien. Natürlich gibt es Diskussionen, aber Streit gibt es nicht. Jeder kann mit jedem umgehen, das ist extrem geil. Da ist man einfach gelassen und locker drauf.“

Foto: © GEPA

Mathias Honsak ist nicht bange, dass sich daran etwas ändert, wenn das Team über mehrere Wochen hinweg auf einem Haufen ist: „Ich mache mir keine Sorgen, dass innerhalb der Mannschaft etwas passiert.“

Im beschaulichen Cormons, wo der ÖFB-Tross Quartier bezogen hat, sind praktisch keine Ablenkungen vorhanden. Die Kicker müssen sich mit sich selbst – und dem großen Pool – beschäftigen.

Karten, Würfel, Netflix

„Wir sitzen nicht nur am Zimmer, gehen viel lieber raus“, berichtet Marco Friedl. Jeder Spieler hat übrigens ein Einzelzimmer, PlayStation und X-Box sind dabei. Doch das meiste spielt sich im Garten des Hotels ab.

„Es gibt eine Partie, die spielt die ganze Zeit Uno“, verrät Grbic. Friedl ist einer jener, die gerne Karten spielen. Er lacht: „Es gibt einige schlechte Verlierer, ich bin einer davon. Jeder, der verliert, ist ein bisschen angefressen.“ Auch die Kartenspiele „Wizard“ und „Aufzug“ werden als guter Zeitvertreib genannt. Zudem wird gepokert und gewürfelt.

"Ich schaue gerade zum zweiten Mal 'Suits', das finde ich richtig gut, Harvey Specter ist ein guter Typ"

Hannes Wolf

Und wenn einer doch mal seine Ruhe braucht, gibt es immer noch „Netflix“. Grbic freut sich: „Die dritte Staffel ‚Haus des Geldes‘ kommt während der EM raus! Die ersten zwei Staffeln habe ich innerhalb von zwei, drei Tagen geschaut.“

Hannes Wolf orientiert sich anderweitig: „Ich schaue gerade zum zweiten Mal ‚Suits‘, das finde ich richtig gut, Harvey Specter ist ein guter Typ.“ Auch Horvath hat einen Serien-Tipp: „Ich habe ‚Blacklist‘ geschaut, das ist mein Favorit.“

Es passt also innerhalb des Teams. „Wenn einer einen Fehler macht, ist der andere nicht sauer, sondern hilft ihm“, sagt Horvath. Friedl ergänzt: „Wenn es einmal schlecht läuft, sprechen wir das ganz klar an. Es ist aber nie so, dass jemand einem anderen die Schuld in die Schuhe schiebt. Jeder greift sich zuerst an die eigene Nase.“

Und wenn dann doch der Druck kommt? Kein Problem, versichert Horvath: „Auch wenn wir mit dem Rücken zur Wand stehen, bewahren wir einen kühlen Kopf. Wir bleiben auch in Drucksituationen ruhig und ziehen unser Ding durch.“

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