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Student Schlager: Rästelfuchs mit Kaugummi-Tick

Der Student im LASK-Tor hat einen rasanten Aufstieg hinter sich.

Student Schlager: Rästelfuchs mit Kaugummi-Tick Foto: © GEPA

Alexander Schlager hat seine erste Saison als Nummer 1 eines Bundesliga-Klubs hinter sich. Es war eine außergewöhnliche Saison für den 23-Jährigen.

Vor etwas mehr als einem Jahr war das so nicht absehbar. Der LASK hatte mit Pavao Pervan einen unumstrittenen Stammgoalie und mit Filip Dmitrovic noch einen richtig starken Keeper im Kader.

Schlager, Ersatzgoalie während seiner ersten Spielzeit bei den Athletikern, weilte in der Sommerpause im Ausland, als sich für ihn alles änderte.

„Ich war gerade im Urlaub, da habe ich in einem LAOLA1-Artikel von dem Gerücht gelesen, dass Pervan nach Wolfsburg wechseln könnte. Ein paar Tage später war es fix. Einerseits war es schade, weil ich sehr gerne mit ihm zusammengearbeitet habe, andererseits habe ich es als kleine Chance gesehen“, erzählt er gegenüber LAOLA1.

"Als der Trainer gesagt hat, dass er mir das Vertrauen gibt, ist mir ein Stein vom Herzen gefallen"

Wenig später verließ auch Dmitrovic den LASK, heuerte bei der SV Ried an. Plötzlich war Schlager der Mann, mit dem Oliver Glasner als Nummer 1 in die neue Spielzeit gehen wollte.

„Als der Trainer gesagt hat, dass er mir das Vertrauen gibt, ist mir ein Stein vom Herzen gefallen. So etwas hört man einfach sehr gerne. Durch dieses Vertrauen bin ich selbstsicherer geworden. Gerade auf dieser Position ist es sehr wichtig, wenn man in einem Alter ist, in dem man noch nicht so viele Spiele gemacht hat, eine gewisse Ruhe und Sicherheit ausstrahlen zu können“, sagt der U21-Teamspieler.

Top-Zahlen und eine Auszeichnung

Der Salzburger hat seine Chance genutzt. Und wie! Mit 69,6 Prozent abgewehrten Torschüssen rangierte er in der abgelaufenen Saison in der Bundesliga auf Platz fünf, in 40 Pflichtspielen kassierte er nur 35 Gegentore, also im Schnitt nur 0,875 pro Partie, und spielte 18 Mal zu Null.

Die Bundesliga-Präsidenten, -Trainer und –Manager wählten Schlager daraufhin hinter Meister-Goalie Cican Stankovic zum zweitbesten Tormann der Saison. Ein rasanter Aufstieg für den Youngster.

Foto: © GEPA

„Es war im Profi-Fußball auf jeden Fall meine erfolgreichste Saison“, grinst er. Für den Ehrgeiz des Blondschopfes spricht der Umstand, dass er dennoch nicht vollauf zufrieden ist: „Es war eine Saison mit ein paar Höhen und Tiefen, aber dafür, dass es meine erste richtige Bundesliga-Saison war, habe ich es ganz gut hingebracht. Ich habe mich immer wohl gefühlt und hatte – was für mich sehr wichtig ist – immer Spaß. Ich habe die Saison genossen.“

Drei Leihen

Ende September 2018 verlängerte der Keeper seinen Vertrag beim LASK vorzeitig bis Sommer 2021. Nach einer kleinen Odyssee ist er angekommen. Im Nachwuchs des FC Red Bull Salzburg ausgebildet, wagte Schlager schon als 18-Jähriger den Schritt ins Ausland, ließ sich eine Saison in den Nachwuchs von RB Leipzig verleihen.

Nach seiner Rückkehr wurde das Talent an den SV Grödig verliehen, hatte zunächst einen Stammplatz in der Bundesliga, doch nach neun Partien ersetzte ihn Trainer Peter Schöttel durch Rene Swete.

Die darauffolgende Saison 2016/17 verbrachte Schlager leihweise beim FAC, wo er in der 2. Liga immerhin in 23 Partien im Tor stand. Nach Ende seines Vertrags beim FC Liefering schlug dann der LASK zu.

Schlager hat diesen Schritt bislang keine Sekunde bereut: „Ich wusste, dass ich beim LASK den nächsten Schritt machen kann – eben nicht bei den Spielen, sondern im Training. Ich wusste, selbst wenn ich nicht Woche für Woche am Platz stehe, ist es wichtig für mich, zu versuchen, mich weiterzuentwickeln. Im Nachhinein gesehen habe ich alles richtig gemacht.“

Der Kaugummi-Tick

Über all seine Stationen hinweg hat sich der Mann, der von seinen Kollegen nur „Gassi“ gerufen wird, sein Kaugummi-Ritual beibehalten. Schon im Nachwuchs legte sich der Salzburger vor jeder Partie in der Kabine drei Kaugummis fein säuberlich auf seinem Platz auf – einen kaut er in der Kabine, einen während des Aufwärmens und einen während des Spiels.

„Ja, das mache ich immer noch. Daran hat sich nichts geändert“, lacht er. Nachsatz: „Ich sehe da ernährungswissenschaftlich keine negativen Aspekte.“ Und das muss er wissen. Denn Schlager studiert neben seiner Profi-Karriere Ernährungswissenschaften.

"Also dachte ich mir, ich probiere es einfach mal mit dem Studium"

„Mich interessiert dieses Thema total. Mir ist es wichtig, das im Jetzt und Hier umsetzen zu können. Ich habe mich schon früher mit diesem Thema auseinandergesetzt – es gibt ja so viele Mythen in dieser Welt die Ernährung betreffend – also dachte ich mir, ich probiere es einfach mal mit dem Studium. Ich bin froh, dass ich das gemacht habe, mir taugt das Studium total!“, berichtet er.



Kreuzworträtsel statt Büchern

Etwas anderes hat sich im Laufe der Jahre ein wenig geändert. Nachdem Schlager als Teenager in der Biographie von Jens Lehmann gelesen hatte, dass dieser vor jedem Spiel zu einem Buch griff, um sich so auf seine Aufgaben vorzubereiten, eiferte er dem ehemaligen DFB-Teamtormann diesbezüglich nach.

„Bücher lese ich mittlerweile weniger, ich löse lieber Kreuzworträtsel. Die Nachmittage vor einem Spiel im Hotel können lang sein. Ich schlafe ja vor Spielen nie untertags“, ist Schlager von der Leseratte zum Rätselfuchs mutiert.

Auch bei der U21-EM werden die Rituale Einzug halten. 44 Länderspiele hat der LASK-Keeper inzwischen im Nachwuchs bestritten, die Endrunde 2019 in Italien und San Marino wird nach der U17-EM, der U17-WM und der U19-EM das vierte Turnier, in das er als Nummer 1 geht.

„Wenn man den Weg dieses Jahrgangs Revue passieren lässt, ist das schon sehr außergewöhnlich. Ich bin sehr froh, ein Teil dieses Teams sein zu dürfen. Wir wissen schon, wo wir herkommen. Aber wenn wir drei Mal einen super Tag erwischen, ist in der Gruppe gegen jeden Gegner etwas möglich“, sagt der 23-Jährige im Hinblick auf die U21-EM.

Ein Weiterkommen bzw. die Qualifikation für die Olympischen Spiele wäre die Krönung einer grandiosen Saison.

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