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Vier Gründe für Österreich-Sieg über Spanien

Das spricht im EM-Viertelfinale gegen Spanien für die ÖFB-Truppe:

Vier Gründe für Österreich-Sieg über Spanien Foto: © GEPA

Österreich unter den besten vier Frauenfußball-Nationen Europas – mit einem Sieg über Spanien im Viertelfinale der EURO 2017 in Tilburg (heute, 18 Uhr) kann dieses Wunder Realität werden.

Zwar liest sich das Duell wie David gegen Goliath, es gibt aber Aspekte, die für einen Erfolg der ÖFB-Frauen sprechen. Nicht nur der Turnierverlauf, in dem die Österreicherinnen über, die Ibererinnen unter den Erwartungen agieren.

LAOLA1 kennt vier Gründe, warum Österreich unter die besten vier Teams Europas vorstoßen kann:

1. Gute Mittel gegen Tiki-Taka

Spanien hält, was der Name verspricht – die Frauen orientieren sich in Sachen Spiel-Philosophie ganz an den noch vor einiger Zeit so erfolgreichen Männern. Ballbesitz und Tiki-Taka, so lautet die Devise beim Team von Trainer Jorge Vilda. Das ist zwar fast immer gut anzusehen, aber es gibt inzwischen wirksame Mittel dagegen. Diese wähnt man bei den ÖFB-Frauen auf der eigenen Seite.

"Man muss es gegen sie aushalten, dass man einmal länger den Ball nicht hat, das ist für uns aber kein Problem, weil das Spiel gegen den Ball eine unserer Stärken ist", meint ÖFB-Teamchef Dominik Thalhammer. Auch gegen Frankreich waren die Österreicherinnen mit einem Gegner konfrontiert, der in diesen Bereichen Überlegenheit demonstrierte.

Ballbesitz allein gewinnt keine Spiele, und speziell mit dem Vordringen in gefährlichere Zonen hatten die Spanierinnen im bisherigen EM-Verlauf so ihre Probleme.

Nur mickrige zwei Tore, beide beim 2:0-Erfolg über Portugal, stehen im bisherigen Turnier-Verlauf zu Buche. Gegen diese Bemühungen ist geordnete Defensivarbeit gefragt, nach vorne wiederum schnelles Umschaltspiel, um die großzügig vorhandenen Räume nutzen zu können – und das funktioniert bei den Thalhammer-Mädels ganz gut.


So sehr hat sich Willi Ruttensteiner in den Frauen geirrt:

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2. Katerstimmung bei den Spanierinnen

Am Papier ist klar, wer sich als Favorit bezeichnen darf. Spanien liegt im FIFA-Ranking auf der 13. Position und damit elf Plätze vor Österreich. Beide bisherigen Pflichtspiel-Duelle in der WM-Qualifikation für 2009 gingen verloren, ein 2:2 im Test vor dreieinhalb Jahren ist das einzige kleine Erfolgserlebnis für den ÖFB.

Aber die EURO 2017 schmeißt aktuell die Erwartungshaltung über den Haufen. Während Österreich als Außenseiter zum Gruppensieg mit zwei Siegen und einem Unentschieden gegen Topfavorit Frankreich stürmte, würgten sich die Spanierinnen lediglich mit den drei Punkten aus dem 2:0-Auftaktsieg über Portugal in die K.o.-Runde.

war das 0:2 gegen England noch zu entschuldigen, spricht ein 0:1 gegen Schottland – das seinerseits zuvor ein 0:6 gegen England kassierte! – nicht unbedingt für eine Truppe "on fire".

"Es gibt viele Bereiche, in denen wir uns verbessern müssen", wusste Stürmerin Maria Paz nach dieser Vorstellung. Letztlich brachten Spanien auch 69 Prozent Ballbesitz nichts. Und mit einem weiteren Gegentreffer hätte sogar das Ausscheiden gedroht.

3. Respekt vor den gezeigten Leistungen

Auch auf die Stimmungslage hat der Turnier-Verlauf seinen Einfluss, und im ÖFB-Lager ist die Laune großartig, während die Spanierinnen im Namen ihrer großen Fußball-Nation liefern müssen und unter Druck stehen: "Wir wollen uns das nötige Spielglück erarbeiten. Wir sind gut drauf, haben einen Lauf, wenn sie wackeln oder in der Mentalität unsicher sind, müssen wir zuschlagen", erklärt ÖFB-Kapitänin Viktoria Schnaderbeck.

Die bisherigen Ergebnisse der Österreicherinnen haben nicht nur im eigenen Land Respekt eingebracht. Die unbedingte Favoritenrolle will man sich in Spanien nicht mehr umhängen lassen.

"Sie haben eine großartige Mannschaft, sind viel besser, als es die Position in der Weltrangliste aussagt", meint Teamchef Jorge Vilda über das Team, das sich im FIFA-Ranking als 24. wiederfindet. Besonders die physische und defensive Stärken, dazu die Gefahr bei Standards und im Konter werden vom 36-Jährigen, der seit zwei Jahren in seiner Rolle werkt, hervorgestrichen – also genau jene Bereiche, die seinem Team wehtun können.

"Zu sagen, dass wir Favorit sind, ist wahrscheinlich nur eine Strategie, um den Druck geringzuhalten", schätzt Abwehrspielerin Marta Torrejon ein.



4. Eine Entwicklung mit kleinem Durchhänger

Während der Frauen-Fußball in Österreich zwar auch noch weit von einem zufriedenstellenden Status entfernt ist, zeigte sich in den letzten Jahren zumindest intern eine konsistente Strategie. In St. Pölten wurde das Zentrum aufgebaut, im ÖFB-Nationalteam kristallisierte sich unter Dominik Thalhammer eine Philosophie heraus.

Selbst in der großen Fußball-Nation Spanien haben die Frauen hart um ihren Status zu kämpfen, mussten dabei im gleichen Zeitraum jedoch auch Rückschläge einstecken. Die EURO 2013 war erst das zweite Großereignis nach der EURO 1997, für das man sich qualifizieren konnte, die WM 2015 das dritte.

Dort setzte es mit dem letzten Platz in der Vorrunde gegen Brasilien, Costa Rica und Südkorea eine herbe Ohrfeige. Der bei den Spielerinnen unbeliebte Ignacio Quereda musste nach der Blamage seinen Hut nehmen, ein Neustart war angesagt.

Die Qualifikation zur EURO 2017 verlief zwar eindrucksvoll, Spanien musste keinen Punkt abgeben und verbuchte ein Torverhältnis von 39:2. Wie viel davon nun bei der Endrunde übrig blieb, ist aber weiter oben aufgeführt. Der Performance bei einem Turnier dürfte auch unter Jorge Vilda noch der nötige Feinschliff fehlen.

FC Barcelona, Atletico Madrid, FC Valencia: Der erste Blick auf den Spanien-Kader lässt fast ausblenden, dass sich nur drei Legionärinnen im Aufgebot finden.

Die "La Liga der Damen" muss sich den Stellenwert ihres Männer-Pendants aber erst erarbeiten. Der Vorteil der internationalen Erfahrung dürfte damit auf Seiten Österreichs liegen, hat die ÖFB-Truppe etwa fünf Mal so viele Spielerinnen im Ausland vorzuweisen - vorrangig in der Hochburg Deutschland.


Torfrau Manuela Zinsberger im LAOLA1-Wordrap:

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