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Schlager: "Hochform? Dann hätte ich schon 10 Tore"

Der Shootingstar verwehrt sich entschieden gegen das Lob, in Hochform zu sein.

Schlager: Foto: © GEPA

Wer auf trockene Ansagen steht, ist bei Xaver Schlager richtig.

Es ist durchaus erfrischend, wie nüchtern, sachlich und ehrlich der Salzburg-Kicker die Dinge einordnet. Der Hype, der nach seinen starken Leistungen in der Europa League gegen Borussia Dortmund samt folgender erstmaliger Einberufung ins Nationalteam um ihn entstanden ist, scheint ihn jedenfalls einigermaßen kalt zu lassen.

Das Lob, dass er in Hochform agieren würde, weist er jedenfalls entschieden zurück: "Wenn ich in Hochform wäre, hätte ich zehn Tore geschossen, das habe ich aber nicht gemacht. Ich bin ganz gut drauf, mehr aber auch nicht."


"Nur" ein Tor in 31 Pflichtspielen für die "Bullen" steht bislang in dieser Saison für ihn zu Buche. Es sind jedoch auch nicht die Torjäger-Qualitäten, die ihn zum Shootingstar machen. Vielmehr ist dies einerseits seine Vielseitigkeit, andererseits seine bemerkenswerte Spielintelligenz, die Teamchef Franco Foda besonders gerne hervorstreicht.

Auch ein sehr kurzes Debüt ist ein Debüt

Qualitäten, die dem 20-Jährigen beim 3:0 gegen Slowenien zu seinem A-Team-Debüt verholfen haben. Schlager kam in der 90. Minute ins Spiel, musste davor aber eine Zeit lang an der Seitenlinie auf seine Einwechslung warten. Emotionale Gedanken sind ihm in diesen Momenten vor dem ersten Länderspiel, das Fußballern traditionell besonders viel bedeutet, jedoch nicht durch den Kopf gegangen:

"Egal wie lange ein Debüt dauert, ein Debüt ist ein Debüt und ein sehr schönes Gefühl. Mein Profi-Debüt hat damals nur 50 Sekunden gedauert."

Xaver Schlager

"Nein, ich habe mir nur gedacht, ich komme gar nicht mehr rein, weil es keine Spielunterbrechung gab. Ich habe einfach nur gehofft, dass ich doch noch reinkomme. Sonst ist mir nicht viel durch den Kopf gegangen."

Auch dass es ein sehr kurzer Einstand war und er die Hymne nicht auf dem Feld genießen konnte, ist für ihn nebensächlich: "Egal wie lange ein Debüt dauert, ein Debüt ist ein Debüt und ein sehr schönes Gefühl. Mein Profi-Debüt hat damals nur 50 Sekunden gedauert. Also war es diesmal schon länger. Einen Ballkontakt hatte ich auch. Das ist sehr schön."

Daran, dass es eine super Erfahrung war, ändert die Dauer sowieso nichts. Auf die Premiere im Nationalteam würde man schließlich sehr lange hinarbeiten.

Alles bis auf Tormann und Innenverteidiger

Schlager geht als Prototyp eines Spielers durch, wie er in den Zeiten der ÖFB-Flexibilität gesucht wird. Übertrieben gesagt, stellt sich bei ihm eher die Frage, auf welcher Position er nicht spielen kann.

Eine Frage, auf die er schnell eine Antwort weiß: "Tormann werde ich mit meiner Größe nicht können. Innenverteidiger ist auch schwierig wegen der Größe, das Kopfballspiel ist nicht meine Stärke."

Welche Position für ihn die beste ist, kann der 1,74 Meter große Blondschopf dafür nicht so genau beantworten: "Jeder Trainer sieht mich auf einer anderen Position. Das hängt auch vom Spielsystem ab. Spielt man mit drei in der Mitte? Mit zwei? Mit einem? Es ist immer unterschiedlich. Aber die Trainer werden schon herausfinden, wo ich am besten bin. Ich kann das nicht wirklich entscheiden."

Salzburger Anfänge als Stürmer

"Ich bin als Stürmer nach Salzburg gekommen. Dann hat es sich einfach so ergeben, jeder hat mich woanders eingesetzt. Ich bin jedes Jahr eine Position zurückgerückt, irgendwann habe ich dann auf der Sechs gespielt, dann war ich linker Verteidiger und rechter Verteidiger."

Xaver Schlager

In jungen Jahren habe er jedoch nicht proaktiv forciert, so viele Positionen wie möglich zu lernen, um seinem jeweiligen Trainer möglichst viele Optionen anzubieten. Als Jugendlicher habe ihn nur interessiert, Stürmer zu spielen und Tore zu schießen.

"Ich bin auch als Stürmer nach Salzburg gekommen. Dann hat es sich einfach so ergeben, jeder hat mich woanders eingesetzt. Ich bin jedes Jahr eine Position zurückgerückt, irgendwann habe ich dann auf der Sechs gespielt, dann war ich linker Verteidiger und rechter Verteidiger - es hat schon alles gegeben. Aber mir ist das eigentlich ziemlich egal. Sicherlich würde ich gerne offensiv spielen, denn da kannst du Tore machen. Aber wenn ich es hinten gut mache, spiele ich eben hinten."

Ob er denn als Stürmer zu wenig Tore geschossen habe, weil ihn seine Coaches nach hinten beorderten? "Nein, in der Jugend habe ich eigentlich eh viele Tore gemacht. Aber jetzt klappt es nicht mehr so."

Videoanalyse in eigener Sache

Das Dasein als Allrounder ist Fluch und Segen zugleich. Von außen betrachtet wirkt es so, als würde sich Schlager sehr leicht tun, sich jeweils auf einer neuen Position zurecht zu finden - selbst wenn er während eines Spiels switcht. Der Schein trügt ein wenig: "Ich tue mir nicht leicht. Ich brauche normalerweise immer 20 Minuten, bis ich mich eingewöhnt habe."

Umso intensiver arbeitet er daran, seine Fähigkeiten auf jeder Position zu verbessern - auch in der Theorie: "Wenn ich wieder einmal eine neue Position spiele, schaue ich, dass ich eine Videoanalyse mache. Wie verhalten sich andere Spieler auf der Position? Was zeichnet sie aus? Aber inzwischen habe ich eh schon fast jede Position gespielt, also kann ich mir auch schon Spiele von mir anschauen. Was kann ich da verbessern? Das bespreche ich dann mit dem Trainer. Der sagt mir das, und ich schaue, dass ich es umsetze."

In der Praxis gibt es durchaus Herausforderungen: "Wenn man offensiver spielt, agiert man oft mit dem Rücken zum Tor. Wenn man weiter hinten spielt, ist man von der Körperhaltung her eher offen zum Tor. Das sind andere Bewegungen, andere Muster."

Kritik vom Teamchef ist wichtiger als Lob

Man merkt, Schlager macht sich durchaus Gedanken über seinen Beruf. Foda traute ihm im Laufe dieses ÖFB-Lehrgangs eine große Karriere zu. Das öffentliche Lob des Teamchefs hat der 20-Jährige jedoch nicht wirklich vernommen.

"Ich denke nicht, dass der Teamchef nur herkommen und mich loben wird. Als Teamchef muss man auch Kritik-Punkte ansprechen. Das sollte er auch, nur so steigert man sich. Wenn er nur loben würde, wird man nicht besser. Aber es ist natürlich schön, wenn der Teamchef positiv redet. Das ändert aber nichts daran, dass ich auf dem Platz meine Leistung bringen muss."

"Ich wollte nur schauen, wie das Niveau ist, wie die Teamspieler sind. Dann sieht man, sie sind sehr gut."

Xaver Schlager

In Luxemburg will Foda zahlreiche Änderungen vornehmen, was jedoch nicht bedeutet, dass Schlager mit mehr Einsatzzeit als gegen Slowenien rechnet oder gar einen Einsatz von Beginn an erwartet: "Ich erwarte mir gar nichts. Ich bin froh, dass ich dabei sein, im Training mitmachen und alle kennenlernen darf. Ich kann mir von den guten Spielern einiges abschauen und fertig."

Generell habe er das Camp mit dem Vorhaben in Angriff genommen, "zu zeigen, dass man da ist und zu schauen, wie das Niveau ist, wie die Teamspieler sind. Dann sieht man, sie sind sehr gut. Es ist richtig cool, wenn man auf einem so hohen Niveau trainieren kann."

Die Hilfsbereitschaft unter den älteren Kadermitgliedern sei zudem bemerkenswert. "Jeder hilft dir und sagt: 'Wennst was brauchst, komm einfach und frag mich.' Auf gewisse Art und Weise will dir jeder helfen", lobt der Youngster.

Keine sprachlichen Probleme

Darüber, ob er nun die Gelegenheit habe, sich längerfristig im Nationalteam-Kader zu etablieren, habe er nicht nachgedacht. Dies würde auch nichts bringen, weil es schnell gehen und man sich beispielsweise verletzen könne. Es würde nur zählen, diesen Lehrgang zu genießen und Gas zu geben.

Deswegen blickt er auch nicht zur nächsten Zusammenkunft mit den reizvollen Tests gegen Russland, Deutschland und Brasilien: "Damit beschäftige ich mich gar nicht, weil ich ja noch nicht weiß, ob ich dabei bin. Erst wenn ich dabei bin, beschäftige ich mich damit. Wenn ich nicht dabei bin, bin ich wahrscheinlich bei der U21, da stehen auch zwei Testspiele auf dem Programm."

Man darf jedoch davon ausgehen, dass Schlager in diesen eineinhalb Wochen Gefallen am ÖFB-Leben gefunden hat. Es sei auf jeden Fall ein Unterschied zu den internationalen Auftritten mit Salzburg:

"Im Verein spielst du international mit Spielern anderer Nationen. Hier spielst du nur mit Österreichern, also gibt es keine sprachlichen Probleme. Das ist schon mal sehr gut. Und dann die Hymne und solche Sachen - das sind lauter Geschichten, die richtig cool sind."

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