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Vincent Thill: Luxemburgs kommender Superstar?

Wieder nur ein "Wunderkind" oder doch viel mehr? Luxemburgs Vincent Thill im Fokus:

Vincent Thill: Luxemburgs kommender Superstar?

Wenn Österreich am Dienstag-Abend (20:30 im LIVE-Ticker) im freundschaftlichen Test auf Luxemburg trifft, wird vor allem ein Mann im Fokus vieler aufmerksamer Beobachter des internationalen Fußballs stehen: Vincent Thill.

Der 2000 geborene Mittelfeldmann ist mit einem Markwert von drei Millionen Euro und bereits 14 Länderspielen auf dem Buckel so etwas wie der Star der aufstrebenden Truppe aus dem Großherzogtum. Beinahe alle europäischen Top-Klubs wurden bereits mit dem Talent vom FC Metz in Verbindung gebracht.

Gegen Österreich will der 18-jährige Linksfuß das wohl erfolgreichste Jahr im luxemburgischen Fußball erfolgreich beschließen und dabei eine schwierige Phase bei seinem Klub hinter sich lassen.

Mann für die Meilensteine

Vincent Thills Geschichte beginnt selbst für einen Profi-Fußballer sehr früh.

Der 1,68-Meter-Hänfling durfte im September 2016 16-jährig erstmals Ligue-1-Luft schnuppern und avancierte so zum ersten Spieler, der im neuen Jahrtausend geboren ist und in einer der fünf großen europäischen Ligen zum Einsatz kam.

Noch früher, nämlich im Mai des selben Jahres, netzte Thill gleich bei seinem zweiten Länderspiel-Einsatz bei der 1:3-Test-Niederlage gegen Nigeria - der nächste Meilenstein. Seit Anfang der Aufzeichnungen konnte kein jüngerer Profi in einem Länderspiel anschreiben.

Seither ist der klassische "Zehner", der in der luxemburgischen Auswahl die passende Nummer am Trikot trägt, im Team von Langzeit-Coach Luc Holtz gesetzt. Vor allem mit seiner Standard-Stärke bringt er eine entscheidende Komponente ins Spiel seiner Mannschaft: Die letzten beiden luxemburgischen Treffer entstanden jeweils nach Thill-Ecken.

Luxemburg: Jung und gefährlich

So zeichnet sich Thill auch für den enormen Aufschwung der luxemburgischen Nationalelf mitverantwortlich.

Seit dem 28.03.2017, also seit fast genau einem Jahr, konnten die Luxemburger gleich vier ihrer neun internationalen Begegnungen siegreich gestalten, und das mit einem 2:1 gegen Albanien, einem 1:0 gegen Weißrussland, einem 2:1 gegen Ungarn und vergangene Woche einem 1:0 gegen Malta fast durch die Bank gegen höher einzuschätzende Gegner.

Dazu kommt neben dem 1:1 gegen Bulgarien das enorm prestigeträchtige 0:0 gegen den großen Nachbarn Frankreich in der WM-Quali. Da sind auch teils deftige Schlappen gegen die Kap Verde (0:2), die Niederlande (0:5) und Schweden (0:8) leicht wegzustecken.

Das Resultat des Sensationlaufs: Luxemburg steht aktuell auf Rang 83 der FIFA-Weltrangliste, die höchste Platzierung seit Einführung ebendieser - Österreich erwartet also alles andere als ein Fußballzwerg.

Der Grund für den Aufschwung ist vor allem in der guten Nachwuchsarbeit der Luxemburger auszumachen. Gleich zwölf Spieler des aktuellen Kaders sind 21 Jahre alt oder jünger.

Vor allem Deutschland bietet die perfekte sportliche Heimat für viele dieser Talente, wie etwa Florian Bohnert vom FC Schalke, Jan Ostrowski von Eintracht Frankfurt oder Ryan Johansson, der zwar noch nicht im A-Team der Luxemburger steht, aber vergangenen Sommer als 16-Jähriger den Sprung vom FC Metz zum FC Bayern machte und dem eine große Zukunft vorhergesagt wird.

Verlieren muss Thill noch lernen:

Thill Ziel zahlreicher Top-Klubs

Eben diesen Sprung wollte Thill (noch) nicht machen.

Der 18-Jährige wird schon längst mit dem deutschen Rekordmeister in Verbindung gebracht. Bereits 2016 soll ein Wechsel an die Isar unmittelbar bevor gestanden haben, 25 Millionen Euro Ablöse wurden spekuliert. Doch der Druck auf den Youngster wurde zu groß, Thill verlängerte seinen 2018 auslaufenden Vertrag beim FC Metz bis 2019 mit einer beidseitigen Option auf weitere zwei Jahre.

"Wir pinkeln uns nicht gleich die Hose voll, nur weil Matthias Sammer (damaliger Sportvorstand beim FC Bayern, Anm. der Red.) anruft", erklärte Vater Serge Thill, ehemals ebenfalls luxemburgischer Nationalspieler, gegenüber "11Freunde".

Die Sympathie zu den Bayern sei dennoch nie abgerissen. Zurzeit ist aber ein Wechsel zu Juventus Turin oder Arnautovic-Klub West Ham United realistischer, auch weil Thill in Metz mittlerweile nicht mehr auf genügend Spielzeit kommt.

Die Schattenseite

Denn obwohl es im Nationalteam aktuell kaum besser für ihn laufen könnte, kann Thill mit der aktuellen Saison überhaupt nicht zufrieden sein.

Sein Team, der FC Metz, ist mit acht Zählern Rückstand auf den Relegations-Platz als Letzter der Ligue 1 praktisch schon abgestiegen. Thill selbst wurde immer wieder von kleineren Verletzungen zurückgeworfen, weshalb er in dieser Saison erst zu einem Kurzeinsatz in der französichen Meisterschaft kam. Die Chance in der Startelf bekam Thill von Neo-Coach Frédéric Hantz in dieser Spielzeit nur im Pokal.

Für den harten Abstiegskampf fehlt dem 69-Kilogramm-Leichtgewicht schlicht die körperliche Präsenz, seine phsysische Entwicklung hängt seiner fußballerischen noch zu sehr nach.

Spätestens wenn Metz endgültig den Gang in die Zweitklassigkeit antreten muss, wird Thill dennoch nach höheren Aufgaben streben. Bis dahin gilt es für den jungen Edeltechniker, sich über Länderspiele noch weiter ins Rampenlicht zu spielen. Vielleicht ja schon gegen Österreich.

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