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Personal-Poker: Die interne Qualifikation beginnt

ÖFB-interne "Qualifikation" beginnt. Es gibt viele Optionen. Der Personal-Poker:

Personal-Poker: Die interne Qualifikation beginnt Foto: © GEPA

Wie heißt es so schön: Unter neuen Trainern werden die Karten neu gemischt.

Umso spannender wird die Lüftung des personellen Geheimnisses, das Teamchef Franco Foda aus seinen Überlegungen für die Aufstellungen in den beiden Testspielen des ÖFB-Nationalteams gegen Slowenien und Luxemburg macht.

Bezüglich Konkurrenzkampf gilt es diese beiden Spiele quasi als "Paket" zu betrachten, schließlich möchte der 51-Jährige so vielen Kadermitgliedern wie möglich die Gelegenheit geben, sich unter Wettkampfbedingungen zu präsentieren - und dies durchaus auch von Beginn an, was jedoch nicht heißt, dass es zwei komplett verschiedene Anfangsformationen geben wird.

Die Startelf gegen Slowenien (Freitag, 20:45 Uhr LIVE) wird aber tendenziell erste Aufschlüsse darüber bringen, wer gerade auf umkämpften Positionen gute Karten beim Teamchef hat.

Generell gilt für Foda: "Fußball ist Leistungssport, und jeder hat die Möglichkeit, durch gute Leistungen auf sich aufmerksam zu machen und sich in diesen zwei Testspielen zu präsentieren."

Flexibilität Gebot der Stunde

Während man die personellen Vorlieben von Fodas Vorgänger Marcel Koller auf diversen Positionen über die Jahre natürlich schon recht gut einordnen konnte, ist dies beim Deutschen logischerweise noch nicht der Fall.

Im Prinzip muss Foda selbst erst herausfinden, wie gut seine theoretischen Gedanken in der Praxis funktionieren, und welcher Spieler selbige besser umsetzt als andere.

So gesehen befinden sich die ÖFB-Kicker mitten in der internen "Qualifikation" und fällt das beliebte Aufstellungs-Spielchen von Medien und Fans zurzeit eher unter die Kategorie Kaffeesudleserei. Niemand kann etwa ernsthaft ausschließen, dass sich Foda eine faustdicke Überraschung hat einfallen lassen. Interessant ist die Beschäftigung mit den personellen Optionen jedoch allemal.

Flexibilität ist das Gebot der Stunde im ÖFB. Dass der ÖFB-Coach offen lässt, in welchem System er seine Mannschaft in Klagenfurt aufs Feld schickt, erschwert den Personal-Poker naturgemäß.

Erste Antwort auf die Alaba-Frage

Bei seinem Einstand gegen Uruguay setzte er zu Beginn auf ein klassisches 4-4-2. Gut möglich daher, dass er im zweiten Versuch etwas anderes probiert oder auch während des Spiels switcht. Fodas Bekenntnis: "Wir wollen gegen Slowenien flexibel sein - einerseits im Spielsystem, andererseits die taktische Ausrichtung betreffend."

Dass sich zahlreiche Kadermitglieder in guter Form befinden, vergrößert die Auswahl. "Es ist das Schönste, was es für einen Trainer gibt, wenn man auf mehreren Positionen die Qual der Wahl hat. Konkurrenz belebt das Geschäft, das sieht man auch im Training. Alle Spieler sind sehr engagiert, das Niveau ist sehr hoch, alle sind fokussiert. Genau deshalb gehen meine Überlegugen auch dahin, zu versuchen, alle Spieler einzusetzen. Alle hätten es sich verdient", berichtet der Teamchef.

Favoriten gibt es naturgemäß. Es wäre eine riesige Überraschung, wenn sich jahrelange Platzhirsche und Leistungsträger wie Marko Arnautovic, David Alaba oder Julian Baumgartlinger nur auf der Bank wiederfinden würden.

Und last but not least wird gegen Slowenien die Frage aller Personal-Fragen erstmals zumindest im Ansatz beantwortet, und zwar wie Foda mit Alaba plant. Wobei in diesem Fall angesichts der Vielseitigkeit des Bayern-Stars wohl der Aufstellungs-Trend über mehrere Spiele hinweg abgewartet werden muss.

Der Status quo auf den einzelnen Formationen:

TOR:

Mit Heinz Lindner verfügt nur einer aus dem nominierten Torhüter-Trio über Länderspiel-Erfahrung, somit verteidigt der Grasshoppers-Legionär auch den Job als Einser-Goalie. Jörg Siebenhandl und Markus Kuster warten noch auf ihr Länderspiel-Debüt. Zumindest einer von beiden wird selbiges gegen Slowenien oder Luxemburg feiern, vielleicht auch beide. Dies hat Foda bereits verraten: "Es wird sicher nicht so sein, dass in diesen beiden Testspielen nur der gleiche Torwart spielen wird." Wer gegen Slowenien beginnen wird, hat der Teamchef schon entschieden, möchte dies jedoch zuerst den Spielern selbst mitteilen. Lindner ist fraglos der Favorit. Aber auch für ihn gilt, dass er sich seinen Platz in der Startelf für die ersten Pflichtspiele im Herbst wohl erst verdienen muss. Zur Erinnerung: Zu Beginn der Ära Koller gab es ein vermeintliches offenes Rennen. Dass der Schweizer auf Robert Almer setzte, war damals eine Überraschung. Der ließ sich jedoch nichts zu Schulden kommen und blieb selbst dann im Tor, als er auf Vereinsebene nur Ersatz war. Siebenhandl, den Foda bestens aus dem gemeinsamen Herbst bei Sturm kennt, gilt derzeit als erster Herausforderer. Kuster kehrte anstelle von LASK-Schlussmann Pavao Pervan ins Aufgebot zurück. Für den Mattersburg-Goalie ist dieser Lehrgang die erste Gelegenheit, dem Trainerteam sein Können zu präsentieren.

ABWEHR:

Eine Dreierkette würde den angenehmen Nebeneffekt mit sich bringen, dass Foda keinem seiner drei namhaften Innenverteidiger, Aleksandar Dragovic, Sebastian Prödl und Martin Hinteregger, einen frühen Dämpfer verpassen müsste. Dieses Trio matcht sich nun schon seit Jahren, meist ging es dabei um zwei Plätze in der Viererkette. Der Konkurrenzkampf wird mittelfristig bekanntlich nicht geringer werden, da gerade auf dieser Position hoffnungsvolle Akteure nachdrängen. Kevin Danso fehlt zwar diesmal verletzt, dafür steht Ajax-Legionär Maximilian Wöber, der im Herbst seine ersten gelungenen Gehversuche im Nationalteam absolvierte, im Aufgebot. Die Besetzung der Außenverteidiger-Positionen wird natürlich zur System-Frage. Rechts hat Moritz Bauer gute Karten, egal ob Viererkette oder als rechtes Glied einer Fünferkette. Aber auch Stefan Lainer wäre nach seinen guten Vorstellungen mit Salzburg alles andere als eine Überraschung. Spielt Foda mit einer Dreierkette, wäre David Alaba links davor eine logische Überlegung - diese Rolle hat er auch unter Koller bereits vereinzelt eingenommen. Als klassischer Linksverteidiger in einer Viererkette, wie von vielen Beobachtern seit Jahren gefordert, wurde er vom Schweizer indessen nie aufgeboten. Man darf gespannt sein. Die Alternative auf links heißt Andreas Ulmer.

MITTELFELD:

Bei manchen Positionen ist es eine Definitionssache, zu welcher Formation man sie rechnet. Fürs zentrale Mittelfeld gilt dies naturgemäß nicht. Hier sollte Julian Baumgartlinger als Kapitän gesetzt sein. Gibt es je nach System den zweiten Job neben ihm, ist Alaba natürlich wie gehabt nicht auszuschließen - daraus, dass es seine Lieblingsposition ist, macht er weiterhin kein Geheimnis. Gegen Uruguay durfte Florian Grillitsch ran, der Hoffenheim-Legionär präsentierte sich bislang auf ÖFB-Ebene als Bereicherung. Dass Stefan Ilsanker wieder mit von der Partie ist, erhöht jedoch den Konkurrenzkampf. Auch Alessandro Schöpf (auch auf anderen Positionen denkbar) und Team-Neuling Peter Zulj sind auf dieser Position Optionen. Selbiges gilt für den immens vielseitigen Xaver Schlager, das zweite Team-Baby, und Stefan Hierländer, der diesmal aber wohl eher eine Alternative für den rechten Flügel ist. Marko Arnautovic ist auch im Angriff eine Option, am effizientesten trat er im Nationalteam jedoch stets am Flügel auf - diesmal vielleicht mit Kumpel Alaba im Rücken. Rechts gilt es Marcel Sabitzer zu ersetzen, Kandidaten gibt es einige. Valentino Lazaro bewies bei Hertha BSC zuletzt gute Form und könnte diesmal die Chance von Anfang an bekommen, die Florian Kainz gegen Uruguay erhielt. Louis Schaub war im Herbst der ÖFB-Torgarant, traf in jedem der vier letzten Länderspiele. Eine Beförderung in die Startelf wäre so gesehen verdient, andererseits tastete er sich nach einer Zwangspause zuletzt bei Rapid erst langsam wieder heran.

ANGRIFF:

Das Match lautet wohl Guido Burgstaller gegen Michael Gregoritsch, die beide in der deutschen Bundesliga ihre Treffsicherheit unter Beweis gestellt haben. Als Kärntner ist Burgstaller der Local Hero, andererseits ist ein Startelf-Debüt von Gregoritsch im Nationalteam längst überfällig, völlig unabhängig von seiner Trefferquote in Augsburg. Nicht außer Acht lassen sollte man - je nach System - auch die Möglichkeit, dass beide auflaufen. Setzt Foda wie gegen Uruguay auf zwei Spitzen, ist auch Arnautovic vorne im Angriff wieder denkbar.

Man sieht: Von einer mehr oder weniger einzementierten Stammelf, wie sie Koller über weite Strecken aufgebaut hatte, kann man momentan nicht sprechen.

Fodas Glück ist indes, dass sich dem Schweizer teilweise auch nicht so viele ernsthafte Konkurrenten für so manchen Stammspieler aufgedrängt haben. "Der Kader ist breiter geworden, die Auswahl für den Trainer ist hervorragend. Es macht Spaß, sich diesem Konkurrenzkampf zu stellen", betont Baumgartliger.

Man darf gespannt sein, wer gegen Slowenien die Chance erhält, seine Karten in diesem Konkurrenzkampf zu verbessern.

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