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ÖFB-Team: Ein "lautes Signal" an die Fans

Schwache Kulisse als Wermutstropfen des Siegs gegen Italien. Das ÖFB-Team will die Fans zurückerobern. Nur wo soll 2023 gespielt werden?

ÖFB-Team: Ein Foto: © GEPA

"Wenn man an diesem Spiel etwas bekritteln kann", findet Christoph Baumgartner, "ist es, dass nur 18.000 Zuschauer im Stadion waren."

Nach dem schleppenden Vorverkauf war es bereits zu befürchten, dass die Kulisse im Ernst-Happel-Stadion eine für ein Kräftemessen mit dem amtierenden Europameister sehr enttäuschende sein würde.

Jene, die gekommen sind und nicht Italien die Daumen gedrückt haben, wurden mit einer guten Leistung samt 2:0-Sieg des ÖFB-Teams belohnt.

Klar ist, dass im EM-Qualifikations-Jahr 2023 das Nationalteam und das Publikum wieder eine Einheit werden müssen. Zumindest wäre dies am Weg zur EURO 2024 hilfreich.

Der Sonntagabend...

Ein Selbstläufer in Sachen Straßenfeger ist das ÖFB-Team schon längere Zeit nicht mehr, dieses Thema kommt ohnehin immer wieder auf.

Die Gründe für das Fernbleiben mögen dabei durchaus unterschiedlicher Natur sein.

"Man kann die Leute ja nicht zwingen, ins Stadion zu gehen. Vielleicht sollte man sich auch überlegen, ob der Sonntagabend bei Temperaturen rund um den Gefrierpunkt der familienfreundlichste Termin ist", betont Xaver Schlager.

Der Leipzig-Legionär meint jedoch auch selbstkritisch: "Wir haben es auch nicht zur WM geschafft. Wenn wir es geschafft hätten, wären Spiele wie dieses ausverkauft. Das müssen wir uns hart erarbeiten, Spiel für Spiel abliefern. Irgendwann kommen die Fans dann auch, wenn sie sehen, dass wir guten Fußball spielen, und freuen sich wieder auf solche Events."

Die Ticket-Preise

Mit seinen möglichen Begründungen liegt der Torschütze zum 1:0 nicht so schlecht. LAOLA1 wollte vor dem Spiel in einer Umfrage wissen, warum viele Fans auf den Stadion-Besuch gegen Italien verzichten.

Der Spieltermin am späten Sonntagabend liegt dabei mit 23 Prozent auf Platz zwei, gefolgt von der Leistung des ÖFB-Teams mit 17 Prozent - offenbar liegt manchen Anhängern die verpasste WM-Teilnahme noch im Magen, oder der September-Lehrgang hat die Anfangs-Euphorie der Ära von Teamchef Ralf Rangnick gedämpft.

"Wir wollen dem ganzen Land zeigen, dass wir einen guten und jetzt vor allem auch einen modernen Fußball spielen."

Nicolas Seiwald

Während das unattraktive Stadion (15 Prozent) beziehungsweise das kalte Wetter (8 Prozent) erst auf den Plätzen vier und fünf folgen, liegt das Fernbleiben der Zuschauer laut dieser User-Umfrage vor allem an den Ticket-Preisen (24 Prozent).

Dass der ÖFB schlichtweg zu hohes Eintrittsgeld verlangt, ist kein neuer Vorwurf. In Zeiten der Teuerung überlegen dann viele womöglich doppelt und dreifach, ob sie sich zu einem unattraktiven Termin bei Kälte in ein aus der Zeit gefallenes Stadion setzen.

Marketing-Maßnahme in eigener Sache

So gesehen ist es Marko Arnautovic ein Anliegen, sich nicht über jene zu beklagen, die zu Hause geblieben sind, sondern sich über jene zu freuen, die gekommen sind:

"Sonntag, 20:45 Uhr, die Leute arbeiten am Montag, es ist kalt, viele haben Kinder zu Hause - da ist es nicht einfach ins Stadion zu kommen. Ein großes Lob an jene Fans, die gekommen sind. Wir haben ihnen ein gutes Spiel geboten."

Diese Marketing-Maßnahme in eigener Sache kam zu rechten Zeit. Es wird neben der Qualifikation für die EM eine der Hauptaufgaben des ÖFB-Teams 2023, wieder ein engeres Band mit den eigenen Anhängern zu knüpfen.

"Mit dem Sieg gegen Italien haben wir vielleicht den einen oder anderen Österreicher wieder mitnehmen können. Wir hoffen, dass im neuen Jahr die Spiele wieder ausverkauft sind", unterstreicht Philipp Lienhart.

Ein lautes Signal

David Alaba spricht von einem "sehr positiven und lauten Signal" durch dieses 2:0.

Nicolas Seiwald hebt hervor, dass nun wieder Fußball fürs Auge geboten wird: "Wir wollen dem ganzen Land zeigen, dass wir einen guten und jetzt vor allem auch einen modernen Fußball spielen. Wir können gegen solche Top-Gegner bestehen und sie auch schlagen."

Ein Sieg, der laut Baumgartner ein "Zeichen an die Öffentlichkeit" gewesen sei:

"Und zwar an die Fans und an die Medien, dass wir etwas vorhaben im kommenden Jahr. Genau dieses Spiel muss der Gradmesser sein."

Rangnick wünscht sich 12. Mann wie in Dänemark

Dies kann man auch offensiv so zu Protokoll geben, denn dass Rangnick die Latte recht hoch anlegt, ist bekannt.

Dies gilt auch für seine Hoffnungen an das Publikum, schließlich hat sich der Deutsche schon im Vorfeld der Partie enttäuscht darüber gezeigt, dass das Duell mit Italien nicht ausverkauft sei.

"Für die Quali wünsche ich mir Spiele in ausverkauften Stadien. Ähnlich wie es die Dänen in Kopenhagen hatten, mit den Zuschauern als 12. Mann, wo dann auch der Gegner sagt: 'Was ist denn hier los?'"

Ralf Rangnick

Im Match selbst sei die Unterstützung "okay" gewesen: "Für die Quali wünsche ich mir Spiele in ausverkauften Stadien. Ähnlich wie es die Dänen in Kopenhagen hatten, mit den Zuschauern als 12. Mann, wo dann auch der Gegner sagt: 'Was ist denn hier los?'"

Wenn dann auch noch die Mannschaft weiterhin so auftritt wie gegen Italien, "springt der Funke noch mehr über und wir haben tatsächlich einen weiteren Vorteil."

Weiter im Happel-Stadion?

Gespannt sein darf man in diesem Zusammenhang, an welche Stadien der ÖFB die Qualifikations-Spiele vergibt, beziehungsweise wie intensiv man das Happel-Stadion noch einbindet.

Die Ausscheidung für die EM in Deutschland startet mit März-Heimspielen gegen die beiden Underdogs aus Aserbaidschan und Estland.

Nach den jüngsten Eindrücken im Happel-Oval spricht wohl viel für den Gang in die Bundesländer ins dann neue Stadion in Linz oder nach Klagenfurt, Salzburg oder Innsbruck.

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