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Schöttel kontert Vorwürfe: "Wir haben einen Plan"

Man habe einen Plan und trainiere ihn auch. Woran liegt die Harmlosigkeit dann?

Schöttel kontert Vorwürfe: Foto: © GEPA

Dass Österreich im zweiten EURO-Gruppenspiel in den Niederlanden mit 0:2 den Kürzeren zog, mag mit der Papierform übereinstimmen.

Die offensive Harmlosigkeit des ÖFB-Teams hinterlässt jedoch mehr als ein Fragezeichen - und das nicht erst seit dieser Partie. In vier der vergangenen fünf Länderspiele konnte die Elf von Teamchef Franco Foda kein Tor erzielen.

Den Vorwurf, sich intern nicht genügend mit dieser Problematik auseinandergesetzt zu haben, lässt ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel nicht stehen:

"Auch wenn einige immer glauben, dass wir uns nicht auf die Spiele vorbereiten: Wir besprechen alles. Wir kennen die Gegner gut. Wir haben einen Plan, wie wir spielen wollen. Wir trainieren das auch."

Unterm Strich sei natürlich entscheidend, was beim Spiel herauskommt: "Aber der Teamchef hat nicht angeordnet, dass wir nicht in die Tiefe spielen sollen. Das ergibt sich einfach in bestimmten Situationen im Spiel und ist natürlich schon auch der Stärke des Gegners geschuldet, die in manchen Bereichen definitiv Weltklasse waren."

Schöttel: Niemanden beschuldigen

Der Umkehrschluss, dass die Mannschaft also genau gewusst hätte, was zu tun ist, es aber nicht richtig umgesetzt habe, sei ebenso nicht zulässig:

"Wir sehen uns wirklich als Team. Wir sind eine große Gruppe von Menschen, und die Spieler sind die, die bei dem Ganzen natürlich das Wichtigste sind. Wir beschuldigen jetzt nicht irgendjemanden, dass er etwas falsch gemacht hat. Es ist die Realität, dass du dir deine Dinge vornehmen, einstudieren und besprechen kannst. Nur ist das die Theorie. Das Wichtige am Fußball ist immer die Praxis, die am Platz passiert."

Dort würden oft Kleinigkeiten entscheiden: "Dinge, die man von außen am Platz oft gar nicht wahrnimmt, die die Spieler erst nachher erklären, warum sie passiert sind. Da ist es uns in Amsterdam eben zu wenig gelungen, dass wir mehr Torgefahr ausstrahlen."

Läufe in die Tiefe waren besprochen, blieben aber aus

Letzlich ortet Schöttel im frühen Gegentor und in den in der Folge fehlenden spielerischen Lösungen die zwei größten Problemfelder des ÖFB-Auftritts in der Johan Cruyff Arena.

"Ich finde trotzdem, dass wir mutig waren und versucht haben, Fußball zu spielen. Wir haben aber fast zu sehr kombiniert und in die Breite gespielt. Da wurde öfters der Pass in die Tiefe nicht im richtigen Moment gespielt, und parallel dazu gab es die Läufe in die Tiefe nicht, die wir aber sehr wohl besprochen haben."

Peter Schöttel

"Die Mannschaft, die zum großen Favoriten kommt, hofft natürlich, dass es lange 0:0 steht, man vielleicht selbst einen Elfmeter kriegt, damit man selber in Führung geht. Dann wäre es womöglich anders gelaufen. So hatten wir dann, wie eh alle bemerkt haben, Probleme, in den Sechzehner des Gegners zu kommen und Chancen herauszuspielen."

Wobei: "Ich finde trotzdem, dass wir mutig waren und versucht haben, Fußball zu spielen. Wir haben aber fast zu sehr kombiniert und in die Breite gespielt. Da wurde öfters der Pass in die Tiefe nicht im richtigen Moment gespielt, und parallel dazu gab es die Läufe in die Tiefe nicht, die wir aber sehr wohl besprochen haben, und von denen wir wussten, dass sie notwendig sind, um den Gegner zu gefährden."

Schöttel: "Wir sind selbstkritisch"

Also laut Meinung des ÖFB-Sportchefs mehr ein Umsetzungsproblem. Eines, das sich in der jüngeren Nationalteam-Vergangenheit allerdings angedeutet hat. Schon vergangenen Herbst tat man sich gegen kompakte Gegner mitunter schwer. Dass das Länderspiel-Jahr 2021 kein einfaches ist, ist bestens dokumentiert.

"Grundsätzlich glaube ich trotzdem, dass wir, wenn bei uns alle Teile ineinander greifen, für eine Mannschaft wie Holland auch richtig gefährlich werden können."

Dass man in Amsterdam zu wenig nach vorne gemacht habe, würde nicht daran liegen, dass man spielerisch nicht gut sei: "Das sind wir aus meiner Sicht schon. Aber wir sind gerade in einer Phase, in der wir sehr viel Ballbesitz haben - vielleicht im Moment sogar zu viel. Das eine oder andere Mal gehen wir zu sehr auf Ballhalten, anstatt den Ball in die Spitze zu spielen."

Den Vorwurf einer passiven Spielausrichtung lässt Schöttel jedoch nicht gelten: "Noch einmal: Wir sind selbstkritisch. Wir wissen, dass wir es besser machen müssen, wenn wir erfolgreich sein wollen. Wir haben in den Niederlanden gegen eine bessere Mannschaft verdient verloren. Am Montag kommt ein spannender Gegner mit interessanten Spielern. Da sehen wir durchaus unsere Möglichkeiten, dass wir gewinnen können."

Kein Abheben nach Nordmazedonien-Sieg

Das Ukraine-Spiel wird auch ein ganz wichtiges Match, wenn es um die Einordnung dieser EURO aus rot-weiß-roter Sicht geht. Nach einem Favoritensieg und einer Niederlage als Underdog wartet vermeintlich ein Match auf Augenhöhe.

Dass man sich nach den Auftakt-Sieg gegen Nordmazedonien besser eingeschätzt habe, als man tatsächlich ist, sieht Schöttel jedenfalls nicht so:

"Diese Frage verstehe ich nicht. Keiner ist nach dem Sieg gegen Nordmazedonien in irgendeiner Weise abgehoben. Wir waren extrem erleichtert und haben uns gefreut, dass der Start in die Europameisterschaft gelungen ist. Uns war aber schon klar, dass es unser Anspruch sein muss, Nordmazedonien zu schlagen. Wir wissen aber auch, dass Holland Gruppenfavorit ist."

Am Montag würde der 23. der Weltrangliste (Österreich) auf den 24. treffen: "Wir sind punktegleich, haben ein fast identes Torverhältnis, wir sind eigentlich ziemlich gleich durch die ersten beiden Spiele gekommen. Für uns ist es ein Endspiel. Wir wollen dieses Spiel gewinnen, und wir glauben auch, dass wir das zusammenbringen. Wir sind jetzt in einer Phase, in der es darum geht, Frische in die Mannschaft zu bringen, gut zu regenerieren und in Bukarest beim Entscheidungsspiel voll da zu sein."

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