Im Nachhinein nein. Weil es ein (weiterer) Stimmungs-Killer war, und formulieren wir es vorsichtig so: So richtig Stimmung wollte in der jüngeren Vergangenheit trotz der am Papier guten Ergebnisse ohnehin nicht aufkommen.
Schon bevor Geisterspiele der traurige Standard wurden, tat man sich immer schwerer, Publikum ins Stadion zu locken. Und hier sprechen wir von den ohnehin intensiver am Produkt Nationalteam Interessierten, am in den ersten Koller-Jahren so euphorisierten Mainstream kickt man ohnehin schon eine Zeit lang vorbei.
Die Erwartungen sind gestiegen, und es wird höchste Zeit, dass sich vor allem Foda, aber auch seine Spieler intensiver damit auseinandersetzen, was dies bedeutet.
Um Siege gering zu schätzen, ist die lange und hartnäckige Dürrezeit im österreichischen Fußball noch nicht lange genug vorbei, dabei bleibe ich.
Derzeit entwickelt sich das Stimmungsbarometer jedoch trotz der okayen Ergebnisse in eine negative Richtung, die droht, zu kontraproduktiv zu werden.
Die Beantwortung des Wie ist im Zeitgeist eine wichtige Frage, Unterhaltung und Ablenkung sind gerade in der aktuellen Lage besonders wertvolle Kategorien – und hier antwortet das Nationalteam erstens viel zu oft am Geschmack des Publikums vorbei und vergibt zweitens viel zu oft die Chance, die ohnehin schon erhitzten Gemüter zu besänftigen.
Siehe Lettland. Siehe vergangenen Herbst mit dem unglaublich mühsamen 1:1 gegen Norwegens Not-Elf. Siehe das Remis in Schottland trotz zweimaliger Führung (und wirklich schwer verdaubarer spielerischer Kost). Siehe Färöer, als man in Halbzeit zwei mit zwei, drei Toren hätte nachlegen müssen, aber stattdessen den Eindruck vermittelte, als würde man die Führung nach Hause spielen.
Warum nicht mal mit einem echten Ausrufezeichen den Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen? Derzeit agiert man – vermutlich ungewollt – im Modus, als wolle man den Kritikern noch extra Munition liefern.
Und das ist ebenso unnötig wie schade.
Denn eigentlich sollte das österreichische Nationalteam – zumindest angesichts der Ergebnisse – in einer Phase sein, in der Mannschaft und Fans eine Einheit darstellen. Und ja, das geht auch in Zeiten einer Pandemie. Auch zu normalen Zeiten konnten nicht alle im Stadion sein, auch die Energie, die Schwingungen oder das Mitfiebern der Daheimgebliebenen kann ein Faktor sein. In Zeiten des umgehenden digitalen Feedbacks umso mehr.
Im Moment holt das Nationalteam seine Fans nicht ab. Zu rational, zu viel Kopf, zu wenig fürs Herz – und zumindest ein wenig mehr Bewusstsein für dieses Problem, denn dies vermisst man derzeit tatsächlich sehr. Stattdessen scheint die Verwunderung, warum man für die Ergebnisse nicht hauptsächlich gehuldigt wird, zu dominieren.
Egal, ob man es selbst richtig findet oder nicht: Der Frage, wie man die zurecht gestiegene Erwartungshaltung umfassender erfüllt, müssen sich alle Beteiligten beim ÖFB schleunigst stellen. Bevor die Stimmung endgültig kippt. Denn das darf gerade im Hinblick auf die EURO nicht passieren.
Kurzfristig hilft ohnehin nur eines: Gegen Dänemark bietet sich die hervorragende Chance auf einen Befreiungsschlag – und das ist in der aktuellen Situation nicht nur ergebnistechnisch gemeint.