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ÖFB-Team: Stimmung darf kein EM-Killer sein

Ob mit oder ohne Foda: Die interne Stimmung darf kein EM-Killer sein. Kommentar:

ÖFB-Team: Stimmung darf kein EM-Killer sein Foto: © GEPA

Vor dem Spiel gegen Dänemark konnte man noch fragen, ob die Stimmung schon gekippt ist. Nach einem 0:4 in diesem Showdown und den entsprechenden Reaktionen erübrigt sich diese Frage.

Und nun?

Eine gute Frage ohne einfache Antwort – auch wenn "Foda raus" derzeit ein beliebter Reflex ist.

Auf folgende Feststellung kann man sich vermutlich einigen: Ideales Timing wäre es nicht gewesen, zum jetzigen Zeitpunkt einen Teamchef-Wechsel vorzunehmen.

Nachhaltig aufbauen könnte ein etwaiger Nachfolger im Hinblick auf die EURO nämlich logischerweise nichts, schließlich würde er die Mannschaft erst an Tag eins der EM-Vorbereitung erstmals auf dem Platz begrüßen und müsste den EURO-Kader finalisieren (1. Juni), noch ehe er die Mannschaft erstmals in einem Länderspiel (Test in England am 2. Juni) gecoacht hat.

Ein Horror-Szenario.

Aus diesem Blickwinkel spricht vieles dafür, mit Foda ins Turnier zu gehen - so gesehen kann man das Machtwort von ÖFB-Präsident Leo Windtner schon unterschreiben.

Oder macht man es sich hier zu einfach?

Sollte man die Personalie Teamchef und potenzielle Optimierung seiner Herangehensweise intern trotzdem zumindest andiskutieren? Ja, sollte man. Oder nennen wir es eher "intern evaluieren".

Auftritt Peter Schöttel.

Geredet wird gerade rund um einen derart verkorksten Lehrgang viel. So weit, so normal. Dabei ist diesmal besonders wenig Freundliches über die interne Stimmungslage zu vernehmen. Kann stimmen, muss es natürlich nicht, aber es ist zumindest alarmierend und diesmal besonders auffällig.

Sollte es jedoch stimmen und so manch – bisweilen doch verwunderlicher - blutleerer Auftritt von Spielern, von denen man weiß, dass sie es besser können, damit in Zusammenhang zu bringen sein, dass es innerhalb des ÖFB-Lagers brodelt – ja dann ist es nicht zu viel verlangt, dass man wenigstens intern abcheckt, wie ernst die Lage tatsächlich ist.

So ernst, dass es im Hinblick auf die EURO kontraproduktiv ist? So weit dürfte es selbstredend nicht kommen!

Es gibt Leute, die das – über Gschicht'l-Stadium hinaus – beurteilen können und die auch entsprechend vehement einschreiten müssten, und das sind nun mal jene Leute, die hautnah dabei sind.

Vor allem der hauptamtliche Sportdirektor. Mit dem ÖFB-Präsidenten aber natürlich auch der Boss von Schöttel und Foda. Beide Herrschaften sind auch untrennbar mit der Performance des Teamchefs verbunden.

Windtner und Schöttel haben mit dem Ex-Sturm-Coach im turbulenten ÖFB-Herbst 2017 einen Teamchef installiert, der nie für sich in Anspruch genommen hat, ein begnadeter Menschenfänger zu sein.

Das muss er auch nicht sein. Dass unter seiner Anleitung das Nationalteam viel, viel mehr Business ausstrahlt, als es zu Zeiten der Wohlfühloase von Marcel Koller der Fall war, spüren vermutlich auch unsensible Zeitgenossen und bestenfalls oberflächlich interessierte Beobachter.

Diese Herangehensweise ist gerade im Fußball keine Rarität, sie ist jedoch fraglos ergebnisabhängiger.

Foda hat bislang auch so viel gewonnen wie kaum ein Teamchef vor ihm. Seine 21 Siege werden nur von Hugo Meisl (69) sowie Herbert Prohaska und Koller (je 25) übertroffen. Diese drei Herrschaften haben allesamt deutlich mehr Länderspiele gecoacht als der 54-Jährige.

Aber aktuell hapert es mit den Ergebnissen, und das ziemlich. Warum dieses doch recht heftige Formtief?

Der Zustand des Nationalteams nach dem letzten Lehrgang vor der EURO ist zumindest angeschlagen. Auf so mancher Position kann mit der Rückkehr diesmal abwesender Leistungsträger schnell Linderung eintreten.

Das ändert jedoch nichts daran, dass diesmal Personalentscheidungen dabei waren, die man als durchaus strange bezeichnen kann und bei denen man sich schon fragt, wie sie zustande kommen. Man nehme das Beispiel Torhüter, wo Österreich nun mit einer offenkundigen Riesen-Baustelle ins EURO-Camp starten wird.

Warum Foda Alexander Schlager nicht allerspätestens nach der Nominierung für das Schottland-Spiel in aller Öffentlichkeit für den restlichen Lehrgang das Vertrauen ausgesprochen hat, wenn es eh der Plan war, den LASK-Goalie in allen drei Spielen starten zu lassen, erschließt sich nicht. Ob die Dauer-Diskussion Schlager verunsichert hat, ist nicht bewiesen. Dass der Keeper jedoch nicht vor Selbstbewusstsein strotzte, war mit freiem Auge sichtbar – und das schon vor dem Dänemark-Spiel.

Auch auf anderen Positionen hatte Foda schon ein glücklicheres Händchen.

Euphorie kann wieder entstehen, wenn bei der EURO die Ergebnisse stimmen – bei einem Großereignis auch durchaus unabhängig von der Attraktivität, wenn am Ende das Erreichen der K.o.-Phase herausschaut.

Gerne auch mit Foda im Amt, er hat das Team schließlich zur EURO begleitet und zeigt sich auch durchaus selbstbewusst, wenn es darum geht, die nicht allzu hohe Latte von der EM-Teilnahme 2016 zu überspringen.

Was nicht ginge, wäre jedoch, fahrlässig und sehenden Auges in ein Problem zu laufen und sich im Nachhinein zu denken: Hätten wir damals doch.

Um diese Chance zu verschenken, ist die Teilnahme an einem Großereignis zu wertvoll.

Sollte es also tatsächlich zwischenmenschlich kriseln, kann man nur an alle Beteiligten appellieren, dies schleunigst und vor der EURO zu lösen. Sonst drohen mühsame Turnier-Wochen.

Das Mindeste, was man also verlangen kann, ist, dass von Seiten leitender ÖFB-Angestellter mit höchstmöglicher Wahrscheinlichkeit sichergestellt ist, dass die Stimmung im Juni kein Killer sein wird.

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