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Jasic-Zusage an Bosnien: "Fahler Beigeschmack"

Vor allem ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel hadert mit dem Entschluss des WAC-Kickers. Trotzdem will er im Kampf um Talente weiterhin auf Dialog setzen.

Jasic-Zusage an Bosnien: Foto: © GEPA

Die Art und Weise hat ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel nicht gefallen. Die Entscheidung von WAC-Verteidiger Adis Jasic, künftig für Bosnien-Herzegowina statt für Österreich zu spielen, ist ein Rückschlag im immer größer werdenden Kampf um Talente mit mehreren Optionen.

Der 20-Jährige hat seit der U16 alle ÖFB-Nachwuchsauswahlen durchlaufen, auch den Vorteil als HSZ-Sportler beim Bundesheer in Anspruch genommen. Für Schöttel bleibt vor allem deswegen ein "fahler Beigeschmack".

Jasic hatte dem ÖFB seinen Entschluss erst nach der Einberufung ins U21-Team vor zwei Wochen über einen seiner Berater mitgeteilt. "Bei allem Verständnis dafür, dass man für das Land seiner Eltern spielen will: Das kann man auch anders machen", sagt Schöttel der "APA".

Andere Verbände spielen nicht mit offenen Karten

Im Herbst habe ihn ein anderer Berater erstmals über die Gedanken eines Nationenwechsels vorinformiert. Der Spieler sei "ungeduldig", das Management wollte damals aber auf ihn einwirken, weiter für Österreich zu spielen.

Laut Schöttel wäre Jasic im November für den Perspektivspieler-Lehrgang von A-Teamchef Ralf Rangnick in Pula vorgesehen gewesen. "Aber er war verletzt", erinnert der ÖFB-Sportchef, der Jasic diesen Umstand auch in einem Telefonat erklärt haben will. "Bosnien hat es dann versucht, ihm schmackhaft zu machen." Andere Verbände würden im Kampf um Talente im Gegensatz zum ÖFB - etwa beim Deutsch-Österreicher Paul Wanner von Bayern München - nicht mit offenen Karten spielen.

Jasic galt als eine der größten ÖFB-Zukunftshoffnungen auf der Rechtsverteidiger-Position. Der gebürtige Kärntner kann auch im Mittelfeld agieren, für Österreichs Nachwuchs überzeugte er im Vorjahr bei der U19-EM, im Herbst debütierte er in der U21. "Er ist ein guter Spieler mit Potenzial", sagt Schöttel.

Nach Ljubicic: Jasic nächster Außenverteidiger, der ÖFB durch die Lappen geht

Man könne und wolle aber nicht Spieler, bei denen vielleicht ein Nationenwechsel drohe, bei Nationalteam-Berufungen gegenüber anderen Akteuren bevorzugen, die in ihrer Entwicklung möglicherweise weiter seien.

Mit dem Wiener Robert Ljubicic, der nun für Dinamo Zagreb spielt, hatte sich im Vorjahr ein anderer Außenverteidiger mit A-Team-Potenzial für Kroatien entschieden. Auch der Ex-Rapidler hatte davor für seinen Grundwehrdienst in Österreich einen Platz im Heeressportzentrum (HSZ) in Anspruch genommen. Die Reihung dafür obliegt dem ÖFB, Schöttel stehen laut eigenen Angaben lediglich zehn bis zwölf Plätze pro Jahr für Fußballer zur Verfügung.

Jasic absolvierte seine Grundausbildung erst in diesem Winter, Schöttel sieht das System in beiden Fällen ausgenutzt. "Es geht darum, wie man verhindern kann, dass jemandem ein Platz weggenommen wird, der gerne für Österreich spielen würde", erklärt der Ex-Internationale.

Er werde weiterhin um hoffnungsvolle Spieler kämpfen, will grundsätzlich aber nicht von seinem Weg abrücken. "Wir werden weiter den Dialog mit allen suchen."

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