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Franco Foda: "Aber es lag doch nicht am System!"

Woran lag's dann? ÖFB-Teamchef sieht sich nach Pleite in Israel in der Verantwortung.

Lag's am System? Lag's an den fehlenden Stammkräften? Lag's an der fehlenden Klasse einiger Akteure? Lag's an der fehlenden Frische? Lag's an der kurzen Vorbereitung?

Woran lag's?

Oder muss man sich nach einem 2:5-Debakel in Israel gar grundlegendere Fragen stellen?

Man darf davon ausgehen, dass es in den kommenden Tagen und Wochen recht spannende Debatten darüber geben wird, wie sich Österreich rund zwei Monate nach dem EURO-Achtelfinale gegen Italien in Haifa derart abfertigen lassen konnte.

Direkt nach dem Spiel hatte Teamchef Franco Foda jedenfalls keine tiefergehenden Antworten auf all diese Fragen parat.

Seine Erkenntnis verkürzt: Die Effizienz auf beiden Seiten machte den Unterschied.

Das mag stimmen. Aber trotzdem: Wie konnte es so weit kommen?

Hätte, Wenn und Aber...

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

Fodas These: "Uns hat die defensive Stabilität gefehlt, es waren zu einfache Fehler. Die dürfen klarerweise nicht passieren. Trotz allem läuft das Spiel in eine andere Richtung, wenn wir unsere Tormöglichkeiten vor allem nach dem 0:1 genutzt hätten."

Bevor Israel ein zweites Mal genetzt hat, hätte man bereits 2:1 oder 3:1 in Führung gehen müssen: "Dann haben wir in der Defensive leider zwei Mal nicht aufgepasst und sind 0:3 in Rückstand geraten."

"Trotzdem hat die Mannschaft an sich geglaubt. Wir waren dann eigentlich dran, das 3:3 zu erzielen. Wir haben gespürt, dass wir Übergewicht hatten. Genau in dieser Phase bekommen wir das 2:4 nach einem Fehler im Spielaufbau", rekapituliert Foda.

Das Fazit: "Hätte, Wenn und Aber gibt es im Fußball nicht. Wir haben das Spiel 2:5 verloren. Das war nicht so geplant. Man muss eben wissen, dass man - egal gegen wen man spielt - defensiv gut stehen muss. Das war leider nicht der Fall."

Foda: "Aber es lag doch nicht am System"

Wie es zu den vielen Defiziten kommen konnte, erklärt das nicht.

"Defensiv hatte das erste Tor nichts mit dem System zu tun, so wie Solomon in den Winkel schießt. Beim dritten und vierten waren es individuelle Fehler."

Franco Foda

Ein Erklärungsansatz ist der Switch des Systems auf ein 3-4-3, der viele wunderte - Experte Roman Mählich sprach dies im ORF aus und holte sich dafür Kritik von Foda ab ("Die Aussagen von Roman Mählich kann ich nicht nachvollziehen").

Augenblicke später in der Pressekonferenz konnte er die Debatte über diese Thematik immer noch nicht verstehen.

"Es gibt immer viele Gründe für eine Niederlage. Ich war gerade beim ORF, da habe ich das auch gehört mit dem System. Aber es lag doch nicht am System!", ärgert sich der Deutsche und versucht seine Sicht der Dinge darzulegen:

"Jeder hat doch das Spiel gesehen, wie viele Möglichkeiten wir erste Halbzeit hatten und wie wir nach vorne gespielt haben - die Betonung liegt auf vorne. Defensiv hatte das erste Tor aber nichts mit dem System zu tun, so wie Solomon in den Winkel schießt. Beim dritten und vierten waren es individuelle Fehler."

Zur Pause stellte der Teamchef jedoch selbst wieder auf ein System mit Viererkette um, in dem sich das Nationalteam zuletzt offenkundig wohler fühlte.

"Ich bin verantwortlich"

Auf öffentliche Grundsatzdiskussionen lässt sich Foda in der Folge nicht ein. "Wir können jetzt über alles diskutieren, über das System, individuelle Fehler, Fehlerketten in der Defensive, aber letztendlich hätten wir nach dem 1:0 zwei, drei Tore machen müssen. Dann läuft das Spiel in eine andere Richtung. Und natürlich, wenn man 2:5 verliert, fünf Gegentore bekommt, dann hat in der Defensive etwas nicht funktioniert. Darüber werden wir intern in Ruhe sprechen."

"Es macht keinen Sinn, Schuldzuweisungen zu betreiben oder über die Qualität zu sprechen. Letztendlich bin ich der Trainer, ich habe diese Spieler einberufen. Ich bin verantwortlich für dieses Team."

Franco Foda

Wohl auch im Hinblick darauf, dass das ÖFB-Team bereits am Dienstag noch ein Heimspiel gegen Schottland zu bestreiten hat, hält sich der 55-Jährige vorerst zurück.

Unterm Strich trägt ohnehin Foda selbst die Verantwortung für das Abschneiden des Nationalteams, und das weiß er auch.

"Es macht keinen Sinn, Schuldzuweisungen zu betreiben oder über die Qualität zu sprechen. Letztendlich bin ich der Trainer, ich habe diese Spieler einberufen. Ich bin verantwortlich für dieses Team. Alles andere besprechen wir intern."

Gruppensieg "in weiter Ferne"

Man darf gespannt sein, wie und ob es Foda gelingt, das ÖFB-Team binnen drei Tagen so aufzubauen, dass gegen Schottland doch noch ein versöhnlicher Abschluss dieses schwierigen Lehrgangs gelingt und man mit einem Sieg im Rennen um Platz zwei bleibt.

"Dieses Spiel müssen wir unbedingt gewinnen. Da müssen wir auf jeden Fall in der Defensive besser auftreten und im Spiel nach vorne müssen wir effizienter werden", bringt Foda seine Hauptthesen für das Scheitern in Haifa abermals unter.

Der Gruppensieg ist nun im Prinzip dahin. Dänemark gewann auf den Färöer durch ein spätes Tor 1:0 und bleibt somit ohne Punktverlust.

Foda: "Der erste Platz ist leider Gottes in weite Ferne gerückt. Das wird sehr, sehr schwierig, so realistisch muss man sein. Es geht jetzt um den zweiten Platz, und da müssen wir dieses Spiel gegen Schottland zu Hause unbedingt gewinnen. Sollte uns das gelingen, ist im Kampf um den zweiten Platz alles offen."

Gelingt es nicht, werden die Fragen womöglich noch grundlegender.

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